Filmreihe Der starke Ferdinand

Der starke Ferdinand (c) Alexander Kluge

Mi, 14.09.2022

18:00 Uhr

Goethe-Institut

Kino x 3: Alexander Kluge

Regie: Alexander Kluge, 1979, Deutschland, 121 min., Farbe und schwarz/weiss, Deutsch mit englischen Untertiteln

Ferdinand Rieche ist ein energetischer, kleiner Mann mit großen Zielen und unerschütterlicher Verve bei der Durchsetzung selbiger. Rieche ist als Beamter bei der Kriminalpolizei angestellt, fühlt sich aber in diesem Beruf überhaupt nicht gefordert, zumal ihm „amtsüberschreitende Methoden“ vorgeworfen wurden. Rieche sucht ein neues Betätigungsfeld, in dem er seinen Ordnungsdrang mit unbarmherzig-deutschem Eifer ausleben kann. Als neuer Werkschutzbeauftragter sorgt er für die Sicherheit einer großen Fabrik. In seinem neuen Wirkungsfeld geht Rieche völlig auf und übertreibt es prompt in seinem Drang zur Perfektion, sodass seine „Sicherheits- und Schutzmaßnahmen“ für die Sicherheit des Betriebs weit risikobehafteter sind, als eine äußere Bedrohung für die Firma. Rieche observiert und denunziert, wird zu einem Ein-Mann-Stasi-System auf dem kleinstmöglichen Areal. Er studiert politisch linke Literatur, weil er auch dort seine Gegner vermutet, und wartet voller Hoffen auf die Stunde seiner Bewährung und der seines allumfassenden Überwachungssystems. Die kommt eines Tages in Gestalt der harmlosen, kleinen Kantinenangestellten Gertie Kahlmann, die aus dem Betrieb Lebensmittel entwendet, um das Geld für ein eigenes Taxi zusammenzusparen.

Kostenlose Tickets

Alexander Kluge (c) Alexander Kluge Alexander Kluge, geboren 1932 in Halberstadt, promovierte 1956 über die "Universitäts-Selbstverwaltung" zum Dr. jur., einem Thema, das bald darauf politisch brisant wurde. Er wurde juristischer Berater des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und sehr bald Vertrauter von T.W. Adorno. Anfang der 60er Jahre wurde Kluge gleichzeitig als Schriftsteller und Filmemacher bekannt: 1962 liest er bei der Gruppe 47 aus dem Band Lebensläufe und veröffentlicht zusammen mit 25 jungen Filmern das Oberhausener Manifest, 1966 erhält er als erster Deutscher nach dem Krieg den Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig für Abschied von Gestern mit Alexandra Kluge in der Hauptrolle. Damit öffnet sich in Europa eine Tür für den Neuen Deutschen Film, als dessen spiritus rector man Kluge bezeichnen darf, insofern er seine ganze Kraft einsetzt, diese Individualisten des Kinos zusammenzuhalten und institutionelle, finanzielle Absicherungen für einen deutschen Autorenfilm herzustellen (Gründung des Ulmer Instituts für Filmgestaltung 1962, Rahmenabkommen Film / Fernsehen 1974). Es geht, wie Kluge als Kritischer Theoretiker weiß, niemals nur um das Gelingen einzelner Werke, sondern nötig ist die Herstellung einer authentischen Öffentlichkeit, einer stabilen Verbindung mit dem Publikum, und das können einzelne nicht alleine

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