Filmreihe Kurzfilme von 1960 - 1970

Kluge Kurzfilme Banner (c) Alexander Kluge

Mi, 07.09.2022

20:00 Uhr

Comfort Station Logan Square

Kino x 3: Alexander Kluge

Die Kurzfilme des Doyen des Neuen Deutschen Films von 1960 bis 1970 waren in Chicago bisher so gut wie nie zu sehen. Mit Titeln wie Feuerlöscher E.A. Winterstein, Porträt einer Bewährung, Lehrer im Wandel und Brutalität in Stein, beweist Kluge, dass er einige der verworrensten und geradlinigsten Titel für seine Filme schuf.
Alexander Kluge wurde am Valentinstag 1932 geboren und feierte in diesem Jahr seine 90–igsten Geburtstag.


Rohstoff (c) Irmi Maunu-Kocian Alexander Kluge erhielt praktisch alle Film- und Literaturpreise, die Deutschland zu bieten hat, was nur zum Teil auf sein Alter zurückzuführen ist. Nach seinem Jurastudium 1956 wurde er Adornos "Lieblingsohn" (Oskar Negt), war federführend bei der Gründung des Neuen Deutschen Kinos und hielt mit seinem juristischen Hintergrund und Charisma eine Gruppe von 25 Individualisten wie Fassbinder, Herzog, Wenders, Farocki, Schroeter, von Trotta, Syberberg u.a. zusammen.  Das 1960 veröffentlichte Oberhausener Manifest deklarierte die nun berühmten Aussage "Papas Kino ist tot".
Seine Filme versuchen, Nachkriegsdeutschland zu reflektieren, was bedeutet, dass man kaum je eine nahtlose Erzählung findet, da diese, laut Kluge, niemals realistisch ist weil ihr der Zusammenhang fehlt. Stattdessen findet man seine ehrgeizigen Protagonisten, denen das Publikum folgen oder sie ignorieren kann. "Der Film entsteht im Kopf des Zuschauers."
“In his train of thought he remains the conductor”  und dem Publikum steht es frei, auszusteigen oder Kluge zu folgen, der schließlich entscheidet, was wir sehen und hören.

Brutalität in Stein (c) Alexander Kluge Brutalität in Stein
1960/61, s/w, 11 min.  Kluge drehte zusammen mit Peter Schamoni seinen ersten Kurzfilm mit dem Titel Brutalität in Stein, eine poetische Filmmontage, die sich mit der Vorstellung auseinandersetzt, dass die Vergangenheit in architektonischen Ruinen weiterlebt und dass insbesondere die zerstörten Bauwerke der Nazizeit stumme Zeugen der begangenen Gräueltaten sind.

Lehrer im Wandel (c) Alexander Kluge Lehrer im Wandel 1962/63, s/w, 12 min.
Kluge stellt eine Verbindung zwischen Erziehung und situativem Anlass her und spricht an, wie sie unsere Moral beeinflusst. Es fängt ganz harmlos an, aber schon bald beschleunigt sich das langsame Tempo und das Thema wechselt zu der Frage, wie die Politik unseren Geisteszustand verändert.

Portrait einer Bewährung (c) Alexander Kluge Porträt einer Bewährung 1964/65, s/w, 13 min.
Ein Bericht über einen Polizeibeamten, der sich unter so unterschiedlichen politischen Systemen wie dem Kaiserreich, der Weimarer Republik, dem Dritten Reich und der Bundesrepublik "bewährt" hat, da ihm Pflichterfüllung oberstes berufliches Gebot war. Ein nüchtern-kritischer Film, der deutlich macht, wie sehr dieses Untertanendenken einer demokratischen Entwicklung im Wege steht.

Feuerlöscher E.A. Winterstein (c) Alexander Kluge Feuerlöscher E.A. Winterstein
1968, s/w, 11 min

Kluge vertritt eine subjektive Herangehensweise an die Geschichte, was er in einigen seiner Sachfilme an Hand von Durchschnittsmenschen aufzeigt. In Feuerlöscher E.A. Winterstein verweilt er zuweilen bei scheinbar banalen und undramatischen Momenten, Momenten, die normalerweise auf dem Boden des Schneideraums landen würden, Momente, die die Historikerin Judith Keene als "Schuppen der Geschichte" bezeichnete.



 

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