City Lit Books lädt Sie herzlich ein zu einem Vortrag der Historikerin Briana J. Smith über ihr neues Buch
Free Berlin: Art, Urban Politics, and Everyday Life!
Im Berlin der Vor- und Nachwendezeit setzten sich sozial engagierte Künstler*innen für kollektives Kunstschaffen und Kreativität statt für individuelle Förderung ein und veränderten damit den städtischen Raum und das gesellschaftliche Leben. Während des Kalten Krieges lud der Ausnahmezustand der Stadt Künstler*innen auf beiden Seiten der Mauer dazu ein, von der künstlerischen Tradition abzuweichen; nach dem Mauerfall wurde die Kunst zu einem Instrument des Widerstands gegen die Orthodoxie des wirtschaftlichen Wachstums. In Free Berlin erkundet Briana Smith die alltäglichen Eigenheiten, kollektiven Freuden und basisdemokratischen Provokationen experimenteller Künstler*innen im Berlin gegen Ende des Kalten Krieges und deren Erbe in der heutigen Stadt.
Die Künstler*innen arbeiteten bewusst außerhalb des Kunstmarktes und waren überzeugt davon, dass Kunst überall sein sollte, befreit von der Beschränkung auf Museen und Galerien. Sie nutzten die Kunst als Mittel, um sich neue Formen des sozialen und kreativen Lebens vorzustellen. Smith stellt wenig bekannte Künstler*innen vor, darunter das feministische Kollektiv Black Chocolate aus Westberlin, das Künstlerduo paint the town red (p.t.t.r) und das Office for Unusual Events, welches satirisches politisches Stadttheater kreierte, sowie die Ostberliner Aktionskünstler*innen und Stadtinterventionist*innen Erhard Monden, Kurt Buchwald und andere. Künstler*innen und von Künstler*innen geführte urbane Koalitionen im Berlin der 1990er Jahre setzten den partizipatorischen Geist am Ende des Kalten Krieges fort, mit offeneren Formen des Protests und einer Zusammenarbeit auf nachbarschaftlicher Ebene. Jene Stimmung lebt im Berlin des 21. Jahrhunderts weiter und beflügelt die Entschlossenheit von Künstler*innen, außerhalb des etablierten Marktes zu arbeiten, sowie von Bürger*innen, sich beherzt für die Verteidigung von Grünflächen, bezahlbarem Wohnraum und kollektivistischen Projekten einzusetzen.
Mit Free Berlin erzählt Smith eine alternative Geschichte der Kunst in Berlin, die künstlerische Innovation von den Narrativen der Kunstwelt loslöst und sie stattdessen mit dem historischen Engagement der Berliner*innen für Fürsorge, Solidarität und Zusammenarbeit verbindet.
© Briana J. Smith
Briana J. Smith ist stellvertretende Direktorin und Dozentin im Committee on Degrees in History and Literature der Harvard University und unterrichtet an der Harvard Extension School.
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