Film Drei Berliner Filmemacher*innen: Heise, Schanelec, Hartmann

Ich war zu hause aber Foto: Nachmittagfilm

Do, 21.11.2019 –
So, 24.11.2019

Sala Leopoldo Lugones / Teatro San Martín

Der Theaterkomplex des Kulturministeriums der Stadt Buenos Aires und die Fundación Cinemateca Argentina haben mit der Unterstützung und in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Buenos Aires, der Regierung von Berlin, Invasión- das argentinische Filmfestival und dem Internationalen Filmfestival Mar del Plata die Filmreihe Drei Berliner Filmemacher*innen: Heise, Schanelec, Hartmann organisiert, die von Donnerstag den 21. bis Sonntag den 24. November in der Sala Leopoldo Lugones des Teatro San Martín (Avda. Corrientes 1530) stattfindet.

Die Filmreihe besteht aus vier neuen und in Buenos Aires noch nicht gezeigten Spielfilmen von drei der wichtigsten Regisseure des zeitgenössischen deutschen Films: Angela Schanelec, Thomas Heise und Anna Sofie Hartmann. Drei der Filme hatten ihre argentinische Uraufführug bereits auf der diesjährigen Ausgabe des Internationalen Filmfestivals Mar del Plata. Die Filmreihe findet im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft zwischen den Städten Berlin und Buenos Aires statt.

Schanelec Foto: Joachim Gern Angela Schanelec wurde 1962 in Süddeutschland geboren. Sie ist Schauspielerin, Drehbuchautorin und Filmregisseurin. Sie hat Schauspiel in Frankfurt am Main und Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin studiert. Sie ist Professorin für narrativen Film an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Im Mai 2016 besuchte Schanelec Buenos Aires im Rahmen der von Sala Lugones, dem Goethe-Institut und dem Festival Invasión organisierten Filmreihe Encuentro con Angela Schanelec. Zu ihren wichtigsten Werken gehören Das Glück meiner Schwester (1995), Mein langsames Leben (2001), Marseille (2004) und Nachmittag (2007).

Heise Foto: Inge Zimmermann Thomas Heise wurde 1955 in Ost-Berlin geboren. Ab 1975 arbeitete er als Regieassistent im DEFA-Studio für Spielfilme. Er studierte an der Hochschule für Film- und Fernsehen Potsdam-Babelsberg. Er ist Professor für Kunst und Film an der Akademie für Bildende Künste in Wien. Warum ein Film über diese Menschen? (1980) war sein erster Dokumentarfilm. 2008 präsentierte er eine Retrospektive in Buenos Aires und drehte 2010 Sonnensystem in der Kolla-Gemeinde Tinkunaku in Salta. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Dokumentarfilme Im Glück (Neger) (2006), Material (2009), Gegenwart (2012) und Vaterland (2002).

Anna Sofie Hartmann Foto: Jenny Lou Ziegel Anna Sofie Hartmann wurde 1984 in Nakskov, Dänemark geboren und studierte Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Ihr Abschlussfilm Limbo feierte seine Premiere 2014 auf dem Internationalen Filmfestival von San Sebastián und wurde anschließend von zahlreichen Festivals eingeladen. Giraffe ist ihr zweiter Spielfilm.



Das vollständige Programm der Filmreihe ist wie folgt:


Donnerstag 21.11             
Der traumhafte Weg (Deutschland, 2016)

Regie: Angela Schanelec
Mit Miriam Jakob, Thorbjörn Björnsson, Maren Eggert.

TRAUMHAFTE WEG Foto: Filmgalerie 451 Der Film beginnt in den 80er Jahren mit einer Reihe von Bildern, die ein unkonventionelles Paar bei einem Urlaub in Griechenland zeigen. Doch die Frau verschwindet schnell aus der Geschichte und wir folgen dem Mann auf seiner Rückreise nach England, wo er sich um seine kranke Mutter kümmert. Sein Schmerz und Unglück stehen im Fokus des Films, bis die Erzählung einen Zeit- und Ortssprung macht: Der Mann ist nicht mehr zu sehen, der Film beschäftigt sich wieder mit der Frau, diesmal im Jahr 1989. Dann gibt einen weiteren Sprung ins Berlin der Gegenwart und zu einer neuen Figur, eine Schauspielerin, deren Ehe am Rande des Zusammenbruchs steht und deren Sohn mithilfe seiner Großzügigkeit und seinem positiven Wesen versucht, ihr aus ihrem konfusen existentiellen Zustand zu helfen. Unterschiedliche Handlungsschleifen von exquisiter Präzision und Schönheit trennen Paare, trennen Menschen und trennen Zeit und Raum auf sehr suggestive Art und Weise und senden jeden Einzelnen von ihnen in die Welt, damit sie unter dem kaum bemerkbaren Druck der Gesellschaft leben, sich verändern und wieder trennen. (Daniel Kasman, Katalog des 31. Mar del Plata International Film Festival).
Um 14.00 Uhr, 16.30 Uhr und 21.30 Uhr. (86'; DM).

Freitag, 22.11
Heimat ist ein Raum aus Zeit (Deutschland/Österreich, 2019)

Regie: Thomas Heise

Heimat ist ein Raum aus Zeit Foto: ma.ja.de. Filmproduktion Alle Feierlichkeit beiseite lassend lässt Thomas Heise ein Jahrhundert der deutschen Geschichte anhand seiner eigenen Familiengeschichte an uns vorüberziehen. Doch in den knapp vier Stunden des Filmes zeigt er weder Archiv- noch Nachrichtenbilder. Als filmischer Archäologe bekannt arbeitet Heise auch hier ausschließlich mit Materialien, die das Wesen seiner Geschichte und die des ganzen Landes ausmachen. Und sein Land ist – immer noch – die DDR: das ist seine "Heimat", ein Wort, das zugleich Heimat, Zuhause oder ein "Raum aus Zeit" sein kann, wie schon der Filmtitel preisgibt. Und dieser Raum aus Zeit, den Heise filmt, ist die DDR, wie sie der Regisseur heute, dreißig Jahre nach ihrem Verschwinden, sieht: als Problem, eine trostlose, zerstörte und verlassene Landschaft, in der das Schwarz-Weiß seiner Bilder dazu dient eine unsägliche Melancholie zu enthüllen. (Luciano Monteagudo, Katalog des 34. Internationalen Filmfestivals Mar del Plata).
Um 14.00 Uhr und 19.00 Uhr. (218'; DCP).

Samstag 23.11                 
Ich war zuhause, aber

Deutschland/Serbien, 2019
Regie : Angela Schanelec.
Mit Thorbjörn Björnsson, Esther Buss, Martin Clausen.

IchWarZuhauseAber Foto: Nachmittagfilm Neun Minuten lang fällt kein einziges Wort: Ausdrucksstarke Bilder zeigen Tiere auf der Jagd und die Umarmung eines Wiedersehens von Mutter und Sohn, die keiner Worte bedürfen. Auch wenn die Dialoge nicht lange auf sich warten lassen, wird im zehnten Spielfilm von Angela Schanelec wenig gesprochen. Das Gewicht der Emotionen liegt in der präzisen Komposition der Einstellung, in einer ästhetischen Atmosphäre, die dem Universum von Jeff Wall entstiegen sein könnte, welches dieser in seinen Fotos der 90er Jahre schuf. Wie in diesen beeindruckenden Werken dringt das Mysterium in Ich war zuhause, aber in die Wände jedes Raumes ein. Ein dreizehnjähriger Junge kehrt mit einer gewissen Fremdheit zurück nach Hause, nachdem er eine Woche lang verschwunden war. Seine Augen hüten das Geheimnis der Ereignisse dieser Tage, die er nicht zuhause verbrachte und machen den Zuschauer zum Komplizen. Mit absurdem Humor und traumhaften Sequenzen offenbart die deutsche Regisseurin Wahrheiten über unsere Gefühle, die schwer zu vergessen sein werden. (Katalog des 34. Internationalen Filmfestivals Mar del Plata). Gewinner des Silbernen Bären für die beste Regie bei den Berliner Filmfestspielen und des Zabaltegi-Tabakalera-Preises für den besten Film beim Internationalen Filmfestival von San Sebastian.
Um 14.00 Uhr, 16.30 Uhr und 21.30 Uhr. (105'; DCP).

Sonntag, 24.11                
Der traumhafte Weg

Deutschland, 2016
Regie: Angela Schanelec
Mit Miriam Jakob, Thorbjörn Björnsson, Maren Eggert.
Um 16:30 Uhr

Giraffe
Deutschland/Dänemark, 2019
Regie: Anna Sofie Hartmann.
Mit Lisa Loven Kongsli, Jakub Gierszal, Maren Eggert.

Giraffe Foto: Iris Janke_Komplizen Film Der Bau eines Tunnels, der Dänemark und Deutschland verbinden soll, wird die Landschaft der Insel Lolland für immer verändern. Dara ist eine Ethnologin, die die Höfe besucht, die abgerissen werden sollen und das Leben vor dem Abgrund der Zerstörung dokumentiert. Mit ihnen wird eine Handvoll von Geschichten verschwinden, die kein Archiv aufnehmen kann. Doch sie sind nicht die einzigen, die durch den europäischen Fortschritt vertrieben werden: Die polnischen Arbeiter, die vor Ort arbeiten, haben alles hinter sich gelassen, um ihren Familien einen Lebensunterhalt zu sichern. Giraffe ist ein Spielfilm, der auf der Grundlage eines echten Umbruchs entstanden ist und diese enormen Veränderungen auf intime und sensible Weise einbezieht. Im Gegensatz zu der Vorstellung einer Gegenwart, die wie ein Pfeil vorwärts schießt  und nie zurückblickt auf das was zurückbleibt, wendet die Kamera Hartmanns ihren Blick auf eine Welt, die kurz vor dem Verschwinden steht.
Um 16.30 Uhr und 21.30 Uhr. (87'; DCP).
 

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