Next Generation: Inequality as a Practice

Inequality as Practice © Zorica Milisavljević

Mo, 08.11.2021 –
So, 21.11.2021

Serbien

Phase IV: 08. - 21. November 2021

„ ...Stell dir vor, du stehst am Waldrand, im Morgengrauen. Niemand ist in der Nähe, außer dir. Noch ist es dunkel, und du hast keine Ahnung, was du da sollst. Aus irgendeinem Grund beschließt du, direkt in den Wald hineinzugehen. Nach einem kurzen Fußmarsch kommst du zu einem Häuschen. Du öffnest langsam die Tür. Drinnen siehst du zehn schlafende Kinder.“

„Alle Kinder schlafen fest. In diesem Moment gibt es in diesem Haus keine Freude, keinen Schmerz, kein Glück, keine Trauer. Nichts ist da, denn die Kinder schlafen. Was wirst du tun? Wirst du sie wecken oder lässt du sie weiterschlafen? Du hast die Wahl. Wenn du sie weckst, werden neun Kinder glücklich sein, weil sie geweckt wurden. Sie werden dir zulächeln und dir danken. Aber ein Kind wird dies nicht tun. Du weißt das, bevor du sie weckst. Du weißt, dass ein Kind nichts außer Schmerz spüren wird, vom Augenblick, da es die Augen öffnet, bis zum endgültigen Sterben. Jede Sekunde des Lebens dieses Kindes wird schlimmer sein als der Tod selbst. Das weißt du bereits im Voraus. Du weißt nicht, welches Kind dies sein wird, aber du weißt, dass dies einem von ihnen."


- Mieko Kawakami „Brüste und Eier“

Bei der vierten Phase des Projekts „Inequality as a Practice“ im Jahr 2021 steht die Präsentation der Ergebnisse der bereits abgeschlossenen oder in der Entstehung begriffenen Aufgaben, die in den Zwischenphasen, zwischen den Live-Workshops, durchgeführt wurden. Zehn künstlerische Mitarbeiter*innen werden Materialien präsentieren, die sie von ihren Kolleg*innen übernommen haben und die mit der Aufgabe zum Thema: „Wie ist mein Körper unabhängig in Bezug auf...“ zusammenhängen.

Seit Anfang Oktober bis Jahresende arbeiten die Projektteilnehmer*innen in Paaren an diesen neuen Aufgabe. Während dieser Prozesse weitet sich ihre Zusammenarbeit auf soziale Gruppen in Serbien aus, die sie für sozial ungleichberechtigt im Kontext der Gesellschaft halten, der sie auch selbst angehören. Wie und auf welche Weise wird die Frage der Rangruppen zum Kernpunkt ihrer Forschungen und auf welche Weise wird ausgerechnet diese Forschung neue Perspektiven für einen konstruktiven Austausch und Diskurs eröffnen?

Unser Ziel ist es, uns im Laufe dieser Phase durch kritische und analytische Rückschau auf die bisherigen Erfahrungen mit der Projektarbeit auch weiterhin gegenseitig zu vernetzen und in dieser Möglichkeiten für künftige künstlerisch-aktivistische Produktionen neuentstandenen „Wissens“ zu erkennen. Wenn wir von „Wissen“ sprechen, dann meinen wir vor allem jenes Wissen, das mit künstlerischen Praxen zusammenhängt und bei dem sich im Inneren Räume für Einflüsse seitens ungleicher und andersartiger Körper auftun, und gerade in diesen Merkmalen können wir mächtige Werkzeuge zur Schaffung eines neuen gesellschaftlichen Systems erkennen, das auf aktualisierten Gleichberechtigungsprinzipien basiert.

Da die Covid-19-Pandemie auch weiterhin andauert, jedoch langsam in eine neue Phase eingeht, bemerken wir, was sich parallel dazu abgespielt hat, oder sich auch weiterhin in Bezug auf Umbrüche in breiteren gesellschaftlichen Kontexten weltweit abspielt.
Wie wird sich die Frage der Kontrolle der Bewegung jedes Einzelnen von uns weiter entwickeln, insbesondere wenn wir nicht zu den Ländern ersten Ranges gehören, wie dies z.B. mit dem heutigen Serbien der Fall ist? Wie sollte man dann die Lage jener Personen definieren, die Europäer sind, aber aus diesem „unerwünschten“ nicht-europäischen Europa kommen? Wie soll man in diesem Chaos des Nichtakzeptierens die Vernetzungs-Potenziale mit anderen erkennen, die sich weltweit, in den jeweiligen lokalen Kontexten in derselben Lage befinden? Wie soll man durch diese Ungleichheit Brücken bauen, die uns kollektiv stärker machen?

Darko Dragičević

 
Konzept: Darko Dragičević, Zorica Milisavljević
Künstlerische Leitung: Darko Dragičević
Zuständiger Institutsleiter: Frank Baumann
Projektmanagerin: Zorica Milisavljević

Künstlerische Mitarbeit: Dušan Ćubić, Marina Ćuruvija, Emilija Đonin, Anastasija Kanazerević, Marija Marković, Dunja Petković, Đurđina Samardžić, Jovana Stojić, Anja Živković

Inequality as a Practice ist ein Projekt des Goethe-Instituts in Serbien im Rahmen der Plattform Next Generation.
 

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