Breaking the Silence

Geschichten über die intersexuellen Personen

Breaking the Silence 1200x1200 © Jana Adamović

„Das Schweigen hat nun ein Ende“ ist einzigartiger Autoren-Comic inspiriert von den Geschichten über die intersexuellen Personen. Die Entstehung dieser bemerkenswerten Ausgabe wurde von der Vereinigung XY Spektrum, Organisation für intergeschlechtliche und intersexuelle Personen, initiiert.

Worum geht es?

In dieser bemerkenswerten Ausgabe, der ersten dieser Art in Serbien, die von der Vereinigung XY Spektrum – Organisation für intergeschlechtliche und intersexuelle Personen – initiiert wird, befinden sich vier authentische, selbstständige Geschichten und Kunstwerke mit Schlüsselbotschaften und -informationen, die subtil in das Comicgewebe eingeflochten sind - in Szenen, Tafeln und Dialoge.

Neben Kristian Ranđelović, dem Vorsitzenden der Vereinigung XY Spektrum, dem Mitautor des Skripts und der ersten sichtbaren intersexuellen Person in Serbien, haben auch bekannte Autor*innen der einheimischen Comicszene an der Entstehung dieses Comics mitgewirkt: der Mitautor des Drehbuchs Pavle Zelić und die Comicautorinnen Dragana Radanović, Danica Jevđović und Ana Milojković Omi. Herausgeber ist System Comics aus Belgrad.
Dieser Comic ist mit der Idee entstanden, dass intersexuelle Personen und die Entdeckung der Variationen, die ihre Besonderheit ausmachen, in Form eines Comics vor allem der jüngeren Bevölkerung erklärt und näher gebracht werden. Für mich war wichtig, dass die erzählten Geschichten mit realen Situationen und Gefühlen, die sie bei allen Beteiligten hervorrufen, in Zusammenhang gebracht werden.
Kristian Ranđelović

Was heißt intersexuell?

Zurzeit geht man davon aus, dass weltweit 1,7 % Menschen intersexuell sind. Intersexuelle Variationen können entweder bei der Geburt, während der Adoleszenz oder auch zu einem späteren Zeitpunkt festgestellt werden. Dieses Thema ist erst seit Kurzem auf dem Gebiet der Menschenrechte präsent, und wir sind immer noch dabei, über das Leben von Personen zu lernen, die mit unterschiedlichen Geschlechtsmerkmalen, Chromosomen und/oder Hormonen geboren wurden. Allerdings wird intersexuellen Personen gewöhnlich dazu geraten, darüber nicht zu sprechen, weder mit unseren Ärzten noch mit unseren Familien, und es kann auch vorkommen, dass dies vor der Person, der all dies widerfährt, geheimgehalten wird. Unter diesen Umständen werden Menschen aufgrund ihrer Intersexualität diskriminiert, stigmatisiert und gegen sie wird Gewalt angewandt. Derartige Zustände hängen mit einer Verschlimmerung des psychischem Gesundheit zusammen, deren Ursache externe Faktoren sind.
Als Magister der pharmazeutischen Wissenschaften und jemand der auf dem weit gefassten Gebiet der öffentlichen Gesundheit sowohl in Serbien als auch international aktiv ist, glaubte ich, ziemlich viel über intersexuelle Personen zu wissen. Nach dem Gespräch mit Kristian wurde mit klar, dass ich im Grunde nichts darüber weiß. Da ich oft provokante und zudem tiefgründig emotionale Geschichten, Comics und Filmdrehbücher schreibe, dachte ich, mich sehr gut auszukennen, wir man rohe Gefühle aufs Papier setzt. Und wieder musste ich einsehen, dass ich eine derartige Aufgabe besser meistern kann und muss. „Das Schweigen hat nun ein Ende“ ist ein Werk, bei dem ich die Ehre und Verantwortung hatte, daran beteiligt gewesen zu sein. Hierdurch habe ich lernen können ... und gelernt, wie man im Team und in synergischer Harmonie ein derart komplexes Thema aus den Abgründen der persönlichen und allgemeinen Unwissenheit auf den Sockel der kommunikativen und aufgeklärten Kunst heben kann.
Pavle Zelić, Mitautor des Skripts

Was findet man in diesem Buch?

Im Comic „Das Schweigen hat nun ein Ende“ geht es um fehlende Informationen für Eltern, für Personen, die vielleicht ihr Geschlecht hinterfragt haben, sowie für jene Berufe, die das Leben von Intersexuellen beeinflussen. Ziel dieses Comics ist es, das Bewusstsein zu erhöhen und einen Dialog zu beginnen, Einblicke in dieses Thema zu fördern, die Eltern von intersexuellen Kindern zu stärken, ihre Erfahrungen zu teilen, die Autonomie des Körpers und die Integrität in der Kultur zu fördern, Expert*innen aus verwandten Fachbereichen zu helfen, inklusiver zu agieren und ihr Bewusstsein bezüglich der Existenz intersexueller Personen zu erhöhen und sie dazu zu bringen, ihre Bedürfnisse und Rechte mehr zu achten.

Die Comic-Autorinnen Jana Adamović, Dragana Radanović, Danica Jevđović i Ana Milojković Omi, Mitglieder der Vereinigung „Stripoteka“, haben in vier Geschichten das Leben von Intersexuellen verschiedenen Alters, verschiedener Herkunft und Lebensumstände erzählt, wobei sie das Thema des Comics mannigfach und vielschichtig erläutern.

Alle sollen wissen, was Freundschaft heißt © Jana Adamović Jana Adamović ist die Autorin der ersten Geschichte in diesem Comic-Album: „Die Geschichte, an der ich gearbeitet habe, handelt von Eltern, die nach der Geburt ihrer Kinder erfahren, dass ihre Babys intersexuell sind, wodurch sie in die Situation versetzt werden, schwerwiegende Entscheidungen treffen und später mit den Folgen dieser Entscheidungen leben zu müssen. Da ich auch selbst Mutter bin, habe ich mich während der Arbeit an diesem Comic zutiefst in die einzelnen Figuren hineinversetzt, um den Leser*innen ihre Lebensbezogenheit vermitteln zu können.

Ich liebe nur Turnschuhe, Schuhe fürs Joggen © Dragana Radanović Dragana Radanović über die Herausforderungen bei der Arbeit an diesem Comic: „Obwohl ich mit meinen Student*innen an der Fakultät oft an Geschichten arbeite, bei denen die Themen Identität und Geschlechtsidentität im Mittelpunkt stehen, war dies das erste Mal, dass ich an einem Comic über eine intersexuelle Person arbeite. Die größte Herausforderung war die Darstellung der ungemein großen Zerbrechlichkeit und unermesslichen Kraft, die gleichermaßen in der Hauptprotagonistin stecken. Wir hoffen, die Leser*innen werden beide Seiten dieser Comicfigur erkennen und verstehen können, wie viele unsichtbare Herausforderungen und Barrieren vor jene gestellt werden, die es sich nicht ausgewählt haben, in was für einem Körper sie geboren wurden“.

Irgendwo hinter'm Regenbogen © Danica Jevđović Danica Jevđović hat an der Geschichte über ein Ehepaar gearbeitet, das versucht, ein Kind zu bekommen und dabei mit Problemen konfrontiert wird. Über ihre Erfahrungen bei diesem Projekt sagt sie: „Ich hatte die Gelegenheit mich mit einem mir bis dahin unbekannten Thema vertraut zu machen, das intersexuelle oder intergeschlechtliche Personen betrifft. All diese Geschichten sind uneingeschränkt menschlich und können jedem passieren. Die Bedeutung dieses Projekts besteht in der Zerschlagung falscher Vorstellungen darüber, was intergeschlechtliche Varietäten sind“.

Ich möchte wissen, wohin mich dieser Weg führt © Ana Milojković Omi Ana Milojković Omi bezieht sich auf die Worte von Gene Rodenberry, des Autors der Kultserie „Star Trek“, der sich selbst einmal die Frage gestellt hat - wenn wir nicht lernen, die zwischen uns bestehenden Unterschiede zu akzeptieren, wie werden wir uns dann mit der endlosen Viefalt auseinandersetzen, die im Weltall auf uns zu kommt. „Ich hoffe, dass unsere Kunst es schafft, einige dieser Grenzen aufzulösen und durch ihre Empathie dieses Thema jenen Menschen näherzubringen, die sich damit bislang niemals auseinandersetzen mussten. Sie soll auch für jene Menschen relevant sein, die solche Geschichten brauchen“, schlussfolgert Ana Milojković.

Partner

Dieser Comic ist das Ergebnis einer mehrmonatigen Zusammenarbeit zwischen den Mitautoren des Skripts und den Comic-Autorinnen sowie der Partnerschaft mit dem Institut français in Serbien, der Agentur Komunikart, der Vereinigung „Stripoteke“ und dem Goethe-Institut Belgrad, unterstützt von der Französischen Entwicklungsagentur (AFD), der Metis-Stiftung und der Heinrich Böll Stiftung Belgrad.

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