»Lügen über meine Mutter« erzählt von einer Kindheit im Hunsrück der 1980er, die beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Und zugleich ist es eine Befragung des Geschehens durch die Tochter aus heutiger Perspektive: Was ist damals wirklich passiert, in diesem »Kammerspiel namens Familie«? Und was sagt uns das über die Gesellschaft, die ständig auf uns einwirkt, ob wir wollen oder nicht? Daniela Dröscher erzählt aus einem Jahrzehnt des bundesdeutschen Wohlstandsversprechens, in der das »Weight Watching« zu einer Formel für die soziale Kontrolle des weiblichen Körpers wurde. Ihr gelingt ein ebenso berührender wie kluger Roman über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen.
Anmerkungen & Begründungen von ägyptischen Jury-Mitgliedern
Die Geschichte spielt in der BRD in den achtziger Jahren. Man meint, damals herrschten andere Voraussetzungen für Frauen und ein anderes Verhältnis zu ihren Körpern. Im Roman wird eine Frau wegen ihres Übergewichts von ihrem Mann gequält. Die Erzählperspektive ist die der kleinen Tochter. Sie beobachtet, wie ihre Mutter und somit viele Frauen, dem rücksichtslosen, von Männern entworfenen Schönheitsideal unterlagen. Aber das betrifft nicht nur die Fauen in den 80er Jahren. Dieses unrealistische Schönheitsideal, nach dem sich die meisten Frauen auch heute noch vergeblich streben, ist nicht nur eine Sache der 80er Jahren. Es dominiert heute auch noch in den Medien, in der Mode, in den Filmen, in den Köpfen der jungen Mädchen überall. Eine literarische, kritische Auseinandersetzung mit dieser Obesession ist sehr erwünscht.
Das Literaturportal „targmat:na“ präsentiert ausgewählte, deutschsprachige Neuerscheinungen, die von einer Expert*innen-Jury zur Übersetzung ins Arabische empfohlen werden.
