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Griechenland Athen

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18:00 Uhr

Flughäfen als Vermächtnis: Tempelhof und Ellinikon

Paneldiskussion, Filmvorführung und DJ Sets|Heritage in Focus #2

  • Goethe-Institut Athen, Athen

  • Sprache Englisch, Griechisch mit Simultanübersetzung
  • Preis Eintritt frei
  • Teil der Reihe: HERITAGE IN FOCUS

Heritage in Focus #2 Thinking

18:00 Intro Keynote: Anh-Linh Ngo
Projektpresentation: Christina Varvia
Podiumsdiskussion
Rundtisch mit Jolene Lee, Iris Lykourioti, Polina Prentou, Malte Wilms
Moderation: Despina Zefkili

20:30 Filmvorführung
Schlachthäuser der Moderne, Heinz Emigholz, 2022, 80΄
Auf Deutsch mit griechischen und englischen Untertiteln
Q&A: Heinz Emigholz 

22:00 DJ-Sets
Kostadis, Minou Oram (THF-Radio)

Christina Varvia, Backyard Runway, 2024, Film Still Christina Varvia, Backyard Runway, 2024, Film Still

Flughäfen als Vermächtnis: Tempelhof und Ellinikon

Der zweite Teil der Reihe Heritage in Focus widmet sich am 6. Februar Aspekten des städtebaulichen Erbes. Sowohl in Athen als auch in Berlin wird der Umgang mit dem urbanen architektonischen Erbe rege debattiert: an der Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses als "Humboldt Forum” entfalteten sich in der deutschen Hauptstadt Diskussionen um regressive Architekturformen und den Umgang mit der deutschen Geschichte. Die Debatten um die Athener Polykatoikia – modernistische Wohnblöcke der 1930er bis 1970er Jahre – zeugen vom regen Interesse am baulichen Erbe des Modernismus und seinen soziopolitischen Konsequenzen für die Stadt.

Der renommierte Architekturtheoretiker Anh-Linh Ngo von der Berliner Akademie der Künste bietet in einem Impulsvortrag Einblicke in Berlins Umgang mit dem städtebaulichen Erbe – und zu möglichen Beteiligungsformen vor dem Hintergrund politischer Zwänge und wirtschaftlichen Verwertungsdrucks.

Die anschließende Podiumsdiskussion nimmt sich städteplanerischer Großprojekte Athens und Berlins an, die derzeit große Dynamik entfalten und erstaunliche Parallelen aufweisen: Mit Berlin-Tempelhof und Athen-Ellinikon besaßen beide Metropolen über viele Jahre innenstadtnahe Flughäfen, die in den 1920er bzw. 1930er Jahren eröffnet wurden und für die Stadtentwicklung nachhaltige Konsequenzen zeitigten. Ihre Schließung Anfang der 2000er Jahre weckte bauliche Begehrlichkeiten und stellte Fragen nach dem Umgang mit dem historischen Erbe dieser zentralen Verkehrsknotenpunkte: Die Architekt*innen Malte Wilms (Universität Hannover) und Jolene Lee (Berlin) von der Initiative “architects4thf” berichten auf dem von Despina Zefkili moderierten Panel vom zivilgesellschaftlichen Engagement für den Erhalt des aus dem Flughafen entstandenen “Tempelhofer Feld”, einer innerstädtischen, grünen Freifläche, die vom riesigen Flughafengebäude aus der Zeit des Nationalsozialismus gerahmt wird. Die Architektinnen Iris Lykourioti (Universität von Thessalien) und Polina Prentou (Nationale Technische Universität Athen) liefern Einblicke in Potenziale und Schattenseiten des Athener Entwicklungsprojekts “The Ellinikon”.

Die Architektin und Wissenschaftlerin Christina Varvia stellt ein Recherche-Projekt vor, das sich der Geschichte des Ellinikon-Flughafens in persönlicher Perspektive nähert.

Mit dem Dokumentarfilm Schlachthäuser der Moderne untersucht der Filmemacher Heinz Emigholz im Anschluss das Spannungsfeld zwischen Avantgarde und politischer Propaganda in der architektonischen Moderne, unter anderem anhand des Humboldt Forum in Berlin.

Die parallel im Unteren Foyer stattfindende Ausstellung Athens Polykatoikias 1930-1975. Formation of a Typology von Kilian Schmitz-Hübsch und Dimitris Kleanthis beleuchtet das Phänomen der Polykatoikias und ihrer Bedeutung für die Athener Stadtraumentwicklung.

Den Ausklang bilden zwei DJ-Sets aus Berlin (Minou Oram vom am Tempelhofer Feld ansässigen THF-Radio) und Athen (Kostadis).

Tempelhofer Feld Tempelhofer Feld

Die weiteren Veranstaltungen

Die nächste Veranstaltung stellt sich im April 2025 dem Thema der „non-human agency“, dem Umgang mit Naturerbe und Naturrechten und seiner immer stärker werdenden Sichtbarkeit in weltweiten öffentlichen Diskursen. Den Abschluss der Reihe im Juni 2025 macht das große Thema des „Nation Building“ durch Antikenfunde und die Frage der Restitution. Im Rahmenprogramm ermöglichen Filmvorführungen und Regie-Gespräche weitere künstlerische Einblicke und Austauschformate.

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FILM

Schlachthäuser der Moderne
Heinz Emigholz
, 2022, 80΄

Die quasi-faschistische Architektur der Schlachthäuser Francisco Salamones in der argentinischen Pampa, die utopischen Bauwerke Freddy Mamani Silvestre‘s in El Alto/Bolivien und das restaurative „Stadtschloss“ in Berlin sind die Eckpunkte eines analytischen Dokumentarfilms, der den Doppelcharakter der architektonischen Moderne im Spannungsfeld zwischen Avantgarde und politischer Propaganda untersucht. Der Schauspieler Stefan Kolosko agiert als Taucher in der versunkenen Stadt Epecuén und als Kurator im Berliner „Humboldt Forum“. Der Architekt Arno Brandlhuber kommentiert den Wiederaufbau des „Berliner Stadtschlosses“. Die Dreharbeiten zum Film fanden 2021 in Berlin, Bolivien und Argentinien statt.

Schlachthäuser der Moderne, Film von Heinz Emigholz, Baustelle von Freddy Mamani © Filmgalerie 451 Schlachthäuser der Moderne, Film von Heinz Emigholz, Baustelle von Freddy Mamani © Filmgalerie 451

BIOGRAFIE HEINZ EMIGHOLZ
Heinz Emigholz wurde 1948 in Achim bei Bremen geboren. Seit 1973 ist er in Deutschland und in den USA als freischaffender Filmemacher, bildender Künstler, Kameramann, Autor, Publizist und Produzent tätig. Viele Ausstellungen, Retrospektiven, Vorträge und Publikationen im In- und Ausland. 1974 Beginn der enzyklopädischen Zeichenserie Die Basis des Make-Up, der 2007/08 im Berliner Museum Hamburger Bahnhof eine große Einzelausstellung gewidmet war. 1978 gründete er die Produktionsfirma Pym Films. 1984 Beginn der Filmserie Photographie und jenseits. 1993 bis 2013 hatte er den Lehrstuhl für Experimentelle Filmgestaltung an der Universität der Künste Berlin inne. Er ist Mitbegründer des dortigen Instituts für zeitbasierte Medien und des Studiengangs Kunst und Medien. 2003 Beginn der Edition seiner Filme auf DVD (Filmgalerie 451). Publikationen u.a.: Krieg der Augen, Kreuz der Sinne, Seit Freud gesagt hat, der Künstler heile seine Neurose selbst, heilen die Künstler ihre Neurosen selbst, Normalsatz – Siebzehn Filme und Das schwarze Schamquadrat (alle vier Bücher im Verlag Martin Schmitz), Die Basis des Make-Up (I) und (II), Der Begnadete Meier, Kleine Enzyklopädie der Photographie und Die Basis des Make-Up (III) und Sense of Architecture mit über 600 Photographien. Heinz Emigholz ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin seit 2013.
 
Eine Kooperation zwischen dem Goethe-Institut und dem Humboldt Forum.

Visual Identity: Thinking