Goethe Facts

Das zweistöckige Gebäude im Stadtteil Cikini und eine solide Glasinstallation in der Jl. Sam Ratulangi stehen für das Angebot des Goethe-Instituts Indonesien, den Menschen vor Ort einen Raum zu eröffnen, um Deutschland durch Sprache, Kultur und Bildung näher kennenzulernen. Diese Rubrik präsentiert Wissenswertes und Geschichten, die in den 60 Jahren seit Bestehen des Goethe-Instituts Indonesien nur selten beleuchtet wurden.

60 Jahre Goethe-Institut Indonesien

Ein Kunstwerk entsteht

Glas-Skulptur für den Atriumhof.
Höhe: 360 cm, pro Fläche Breite 120 cm, 15 mm stark.

Transparante Linie
Am 24. September 2002 wurde die Skulptur „Transparente Linie“ eingeweiht und es freut mich ungemein, dass sie nun 20 Jahre später unverzichtbarer Teil des Ortes geworden ist und weiter vor den Besuchern und ihren spielerischen Blicken besteht.

Transparente Linie

Im Sommer 2001

erreichte mich eine Anfrage von Dr. Peter Bumke, dem damaligen Leiter des Institutes, ob ich Interesse hätte, für diesen speziellen Ort und nach dem gerade erfolgten Umzug des Instituts an diese neue Adresse eine künstlerische Arbeit zu entwickeln. Da ich schon in Indien mit Herrn Bumke gut zusammengearbeitet hatte und ortsbezogenes Arbeiten mich besonders interessiert, fand ich das Projekt sehr verlockend und es entstand ein reger E-Mail-Austausch von Ideen und Fotos.

Es wurde schnell deutlich, dass der Innenhof tagsüber oft sehr heiß ist und das Publikum sich überwiegend im überdachten Rundumgang mit Blick auf den Innenraum aufhält. Die Skulptur sollte also eine gewisse Kühle ausstrahlen, gegen den Energiestau im Hof wirken, Leichtigkeit und Transparenz vermitteln und von allen Seiten interessante Blickwinkel eröffnen.

So entstand die Idee, dass Glas mit einer Art transparenter freien Raumzeichnung sich am besten eignen könnte und ich erhielt für Weihnachten 2001 eine Einladung nach Jakarta zur Erkundung des Umfeldes, einer Begehung vor Ort und zur Auseinandersetzung mit den architektonischen Gegebenheiten. Daraus folgte dann die Entscheidung die Grundstruktur des Hofes aufzunehmen und mit der Mittelachse des Hofes gestalterisch umzugehen.

Zum Entwurf
Die Skulptur ist eine nach vier Seiten offene Stele aus Glas, sandgestrahlt mit transparenter Raumzeichnung. Der Grundriss der Skulptur bezieht sich direkt auf den Ort, nämlich zwei sich kreuzende Diagonalen, deren Anordnung und Winkel die Mitte des Innenhofes repräsentieren. Die Skulptur jedoch ist aus dem Zentrum gerückt und im vorderen Bereich des Hofes platziert und durchmisst mit einer Gesamthöhe von 3,60 m den Innenraum des Hofes.

Ein Edelstahlträger im Zentrum der Skulptur stabilisiert die Arbeit und definiert als gestaltendes Element zugleich die Mitte der sich öffnenden Glasschichtungen. Die sich diagonal kreuzenden, sandgestrahlten Glasflächen sind mit transparenten Linien gestaltet, die über die Grenze des Materials hinausweisen und sich so in der Wahrnehmung der Betrachter*innen in verschiedene Richtungen des Raumes ausdehnen. Dabei ergeben sich durch Bewegung der Betrachter und durch verschiedene Licht- und Wetterstimmungen unterschiedliche Konstellationen der skulpturalen Form und der Linien.

Das Kunstwerk steht
In der ersten Jahreshälfte 2002 habe ich dann in München ein Modell 1:10 erstellt und daran verschiedene Linienkonstellationen erprobt, zudem die Kosten und technischen Details mit Glasfirma, Schlosserei und Statikern abgeklärt.

Zum Sommer 2002 stellte sich dann heraus, dass für diese Bundesliegenschaft keine „Kunst-am-Bau“ Gelder aus öffentlichen Mitteln zur Verfügung stehen würden. Dr. Bumke gelang es, Sponsorengelder von Siemens anzuwerben.

So konnte die Erstellung der Fundamente vor Ort erfolgen, dazu die Organisation der Beleuchtung für die Nachtsituation und des Transports der Skulpturenteile per Flugzeug. Der höchst diffizile Aufbau der schweren Skulptur mit einem ortsansässigen Architekturbüro und Bauteam geriet zu einer eigenen künstlerischen Performance der dortigen nur mit ihren bloßen Händen agierenden Arbeiter.

München, April 2022                                                   
Dorothea Frigo

Ein Nachhall des Deutschlernens

in der Jl. Raden Saleh Raya

Jl. Raden Saleh Raya

Auch wenn das Gebäude in der Jl. Raden Saleh Raya nur für eine relativ kurze Zeitspanne genutzt wurde, ist es ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Goethe-Instituts in Indonesien.


 

Jl. Raden Saleh Raya

Jl. Raden Saleh Raya

Ein Gebäude im Stadtteil Cikini

Bis heute zeugt ein Gebäude im Stadtteil Cikini vom Unterricht der deutschen Sprache in Jakarta. Zwischen 1997 und 2000 beherbergte dort der ehemalige Sitz der Botschaft der DDR an der Jl. Raden Saleh Raya das Goethe-Institut Jakarta, um weiteren Sprachkursteilnehmer*innen Platz zu bieten. 
 
Das Goethe-Instituts Jakarta am Standort in der Jl. Matraman Raya 23 verfügte im Jahr 1997 über fünf Klassenräume, die allerdings nicht ausreichten, um die große Nachfrage nach Deutschkursen zu bedienen. Die Entscheidung für die Nutzung des Gebäudes an der Jl. Raden Saleh Raya erlaubte dem Goethe-Institut Jakarta, die begehrten Deutschkurse an zwei Standorten gleichzeitig durchzuführen. 
 
Das zusätzliche Gebäude mit zwei Stockwerken verfügte über etwa zehn Klassenzimmer. Sein Inneres glich wegen der verwinkelten Flure und der vielen Türen einem Labyrinth. Auf dem Grundstück befand sich den Angaben nach auch einmal das Herder-Institut, ein staatliches Institut der DDR, das ebenfalls Deutschunterricht anbot. 
 
Die Nutzung der beiden Orte als Zentren des Deutschlernens war der Startschuss für den Unterricht auch an Samstagen und Sonntagen. Dieses Angebot wurde von den angehenden Kursteilnehmer*innen begrüßt, sodass tagtäglich die Klassenzimmer sowohl im Haus in der Jl. Matraman Raya als auch in der Jl. Raden Saleh Raya mit Schüler*innen gefüllt waren. Die damals etwa 20-30 Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer des Goethe-Instituts Jakarta mussten allerdings für ihre Lehrtätigkeit bereit sein, zwischen diesen beiden Orten zu pendeln.

Jakarta, Mai 2022
Ryan Rinaldy