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Berlinale-Blogger*innen 2023
Flammen der Liebe

Marlene Burow in „Irgendwann werden wir uns alles erzählen”. Regie: Emily Atef
Marlene Burow in „Irgendwann werden wir uns alles erzählen”. Regie: Emily Atef | Foto (Detail): © Pandora Film / Row Pictures

Trotta und Petzold, Schanelec, Atef und Hochhäusler – sage und schreibe fünf von 19 Wettbewerbsbeiträgen kommen aus Deutschland, aber noch mehr ist neu. Erwartet uns ein erotisches Feuerwerk?

Von Philipp Bühler

Soll keiner sagen, Carlo Chatrian gäbe dem deutschen Film keine Chance: Gleich fünf nur oder teilweise in Deutschland gedrehte Filme finden sich im Wettbewerb der ersten Post-Covid-Berlinale. Die Namen sind bekannt: Christian Petzold, Angela Schanelec und Christoph Hochhäusler – die sogenannte „Berliner Schule“ – darf man mehr oder weniger als Dauergäste bezeichnen, die 80-jährige Margarethe von Trotta sogar als Veteranin. Ob das auf einen guten oder schlechten Jahrgang deutet, ist Glaubenssache.

Am wenigsten gerechnet wurde mit Roter Himmel von Christian Petzold. Offenbar hat der Regisseur von Barbara (2012) und Transit (2018) die Dreharbeiten gut unter Verschluss gehalten. Aufgrund mehrerer erotischer, auch homosexueller Szenen sollten diese unbedingt nach der Pandemie stattfinden, also ohne Maske – verständlich. Ein Eingeschlossenendrama ist es trotzdem geworden: Vier junge Leute treffen und lieben sich in einem Ferienhaus an der Ostsee, während ringsherum Waldbrände toben. Heiß wird es augenscheinlich auch in Christoph Hochhäuslers Bis ans Ende der Nacht, angekündigt als Film noir mit verdecktem Ermittler und trans*Frau. Es ist Hochhäuslers erster Film seit Die Lügen der Sieger, den er 2014 in Cannes präsentierte. In der Zwischenzeit arbeitete er vor allem als Filmdozent.

Fatale Verhältnisse

Bei Angela Schanelecs Music soll es sich um eine neue Bearbeitung des Ödipus-Mythos handeln, gedreht wurde teilweise in Griechenland. Durch halb Europa – Berlin, Zürich, Rom – geht es in Margarethe von Trottas ganz besonderer Liebesgeschichte: Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste erzählt von der dramatischen Beziehung der österreichischen Schriftstellerin mit ihrem Schweizer Kollegen Max Frisch. Dass sie sich auf Biografien versteht, hat Trotta mit Hannah Arendt (2012) bewiesen. Vicky Krieps und Ronald Zehrfeld spielen die Hauptrollen in dem zwischenmenschlichen Drama, dessen Briefwechsel erst vor kurzem veröffentlicht wurde.

Zwar hat Festivalleiter Chatrian inzwischen mehrfach betont, sich bei der Filmauswahl an keine Quoten zu halten. Aber ein starker Drang zur amour fou ist kaum zu leugnen. In der Literaturverfilmung Irgendwann werden wir uns alles erzählen von Emily Atef (2018 mit dem Romy-Schneider-Biopic 3 Tage in Quiberon im Wettbewerb) trifft eine 19-Jährige zur Wendezeit 1990 auf einen doppelt so alten Mann. Gerade ihr Film wurde gewählt, sagt Chatrian, „weil die Erotik Teil des Lebens ist“. Für die Berlinale ist das, zumindest im Wettbewerb, ziemlich neu. Aufregend!
 

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