Um das Leben und Werk von Ernst Jandl zu würdigen, präsentiert das Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Pune eine Sonderausstellung, die seine Gedichte in einem multisensorischen Format zum Leben erweckt. Mit 3D-Installationen, Klanglandschaften, visuellen Projektionen und künstlerischen Interpretationen erkundet die Ausstellung Jandls bahnbrechenden Umgang mit Klang, Struktur und Raum. Diese Initiative ist Teil der kontinuierlichen Bemühungen des Goethe-Instituts, Deutsch als Fremdsprache zu fördern und die deutsche Kultur auf innovative und ansprechende Weise zu präsentieren. Die Besucher sind eingeladen, Poesie jenseits des Papiers zu erleben und die erfinderische Kreativität von Ernst Jandl zu sehen, zu hören und zu fühlen.
Ernst Jandl war eine der führenden Figuren der konkreten Poesie im deutschsprachigen Raum. Seine Gedichte fordern das konventionelle Lesen heraus und belohnen das Publikum mit vielschichtigen, multisensorischen Spracherlebnissen.
Ernst Jandl
(1925–2000), österreichischer Dichter
Er war einer der einflussreichsten und innovativsten Dichter Österreichs im 20. Jahrhundert. Er wurde in Wien geboren, studierte deutsche und englische Literatur und arbeitete als Lehrer, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs – er diente kurzzeitig in der deutschen Armee und war Kriegsgefangener – prägten sein späteres Werk nachhaltig. Jandl wurde für seinen experimentellen Umgang mit Sprache bekannt, bei dem er die Regeln der Grammatik, Rechtschreibung und Lautlehre häufig beugte und brach, um neue poetische Formen zu erforschen. Sein bekanntestes Gedicht „schtzngrmm” (1957) imitiert die Geräusche des Stellungskriegs mit reduzierten phonetischen Fragmenten und evoziert auf eindringliche Weise das Chaos des Krieges. In seinen Werken verband er häufig sprachliche Verspieltheit mit scharfer Sozialkritik. Er arbeitete eng mit seiner Lebenspartnerin und Dichterkollegin Friederike Mayröcker zusammen und wurde gemeinsam mit ihr zu einer zentralen Figur der Avantgarde-Literatur der Nachkriegszeit. Jandl erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1984 den renommierten Georg-Büchner-Preis. Sein Vermächtnis als Pionier der Lautpoesie, Performance-Poesie und konkreten Poesie ist bis heute lebendig.
Bei der konkreten Poesie wird die visuelle Anordnung von Wörtern zu einem wesentlichen Bestandteil der Bedeutung. Anstatt sich ausschließlich auf Reime, Rhythmus oder Metaphern zu verlassen, nutzen konkrete Dichter Typografie, Abstände und visuelle Strukturen, um Ideen zu vermitteln. Dadurch verwischen sie oft die Grenze zwischen Literatur und bildender Kunst. Diese Werke laden die Lesenden dazu ein, das Gedicht nicht nur zu lesen, sondern auch zu sehen und zu hören.
Literaturwissenschaftler, Kurator und Ehrengast
Publikationen (Auswahl): „Das unmögliche Ganze. Zur literarischen Kritik der Kultur“ (München 2009); „Die Biographie – Zur Grundlegung ihrer Theorie“ (Hg., Berlin 2009); „Zwischen Heidegger, Kafka und der Atombombe. Zur veröffentlichten und unveröffentlichten Essayistik des Schriftstellers und Philosophen Günther Anders“. In: Der Essay als Universalgattung des Zeitalters. Diskurse, Themen und Positionen zwischen Jahrhundertwende und Nachkriegszeit. (Hg. von Michael Ansel, Jürgen Egyptien und Hans-Edwin Friedrich. Leiden, Boston 2016); Berg. Wittgenstein. Zuckerkandl. Zentralfiguren der Wiener Moderne. (Hg., Wien 2018); „Jetzt & Alles. Österreichische Literatur. Die letzten 50 Jahre“ (Mhg.,Wien 2023); . Zuletzt: „Ernst Jandl. Biografie einer Stimme“ (Wallstein 2025).
