Filmproyektion mit Live Performance Panzerkreuzer Potemkin

Urauführung - Annonce © film & kunst GmbH

Di, 13.06.2017

19:30 Uhr

Goethe-Institut Peru

Regie: Sergej Eisenstein, s/w, 70 Min., 1925

Bronenosec Potemkin / Panzerkreuzer Potemkin - UdSSR 1926 - Drehbuch und Regie: Sergej Eisenstein - Kamera: Eduard Tissé - Darsteller: Aleksandr Antonov, Grigorij Aleksandrov, Vladimir Barskij, Michail Gomorov, I. Bobrov - Produktion: Goskino, Moskau - Uraufführung: 24.12.1925, Moskau (Bolschoi-Theater) - Deutscher Kinostart: 29.4.1926, Berlin (Apollo-Theater) - Kinostart deutsche Tonfassung: 12.8.1930, Berlin (Marmorhaus)

Das Goethe-Institut präsentiert die restaurierte originale deutsche Schnittfassung von Panzerkreuzer Potemkin mit der von Helmut Imig rekonstruierten Orchestermusik. Mit Live Perfomance des peruanischen Schauspielers Marcello Rivera

Zum Film

Eisenstein hatte 1925 vom Staat den Auftrag bekommen, einen Film zum Andenken an die erste, gescheiterte Revolution von 1905 zu machen und wählte eine kleine Episode aus diesem Geschehen - die Meuterei auf einem Panzerkreuzer der Schwarzmeerflotte. Die Wirksamkeit des Films beruht auf seiner einfachen, kraftvollen Erzählweise. Seine Ästhetik ist gekennzeichnet durch die ungeheure Plastizität der Bildgestaltung. Zum weltweiten Erfolg des Films hat die Musik von Edmund Meisel beigetragen.

Um der deutschen Zensur zu entgehen, wurde das Geschehen in der deutschen Fassung als eine auf historischen Dokumenten beruhende Tatsachengeschichte eingeführt, wurden einige Szenen umgestellt, die Fünf-Akte-Struktur des Originals in sechs Akte aufgelöst und der Film um etwa fünf Minuten gekürzt. Die rhythmische Begleitmusik von Meisel entstand laut Eisenstein in »schöpferischer Gemeinschaft« und »freundschaftlicher Zusammenarbeit« und war für die große Wirkung des Films essentiell:

»Erstmalig wurden Rhythmus und Bildtempo des Films durch das Akustische ergänzt und miteinander zur Einheit verschmolzen.« (Film-Kurier)
 
Am 4. März 1926 berichtet die Licht-Bild-Bühne über den Abschluss eines Vertrages, in dem die sowjetische Filmorganisation Goskino der Prometheus das Verleihmonopol für den PANZERKREUZER POTEMKIN auf zunächst drei Jahre überträgt. Der Regisseur Piel (Philipp) Jutzi bearbeitet bei der Prometheus die deutschen Fassungen sowjetischer Verleihfilme. Er stellt für POTEMKIN die deutschen Zwischentitel her, wobei er einige weg lässt und andere frei hinzufügt: Die Geschehnisse werden nun im Vorspanntext als eine auf historischen Dokumenten beruhende Tatsachengeschichte eingeführt. Mit dieser Strategie möchte die Prometheus die Befürchtungen der Theaterbesitzer zerstreuen, es handle sich um einen „Tendenzfilm“. Daher wird betont, dass der Film „wahrheitsgemäß rein historische Vorgänge darstellt“. Jutzi kürzt den Film um Szenen, die die deutsche Zensur reizen könnten. Nachdem die deutsche Fassung erstellt ist, lässt sich – da es um eine Meuterei geht – das Reichswehrministerium den Film am 17. März 1926 vorführen und beschließt, in der Zensurverhandlung auf ein Verbot zu drängen. Jutzis Fassung des POTEMKIN wird der Filmprüfstelle am 24. März 1926 vorgelegt und mit der Begründung verboten, dass der Film „geeignet sei, die öffentliche Ordnung und Sicherheit dauernd zu gefährden“.
 
Inzwischen ist Sergej Eisenstein zusammen mit seinem Kameramann Éduard Tissé am 18. März in Berlin eingetroffen. In Pressekonferenzen trägt er nun dazu bei, die liberale Öffentlichkeit gegen das Verbot zu mobilisieren. Er trifft sich mit dem Theaterkritiker Alfred Kerr, der in der Revisionsverhandlung vor der Filmoberprüfstelle als Beisitzer des Bereichs „Kunst und Literatur“ fungiert. Darüber hinaus verpflichtet die Prometheus den bekannten Theaterregisseur Erwin Piscator als eigenen Sachverständigen. Gemeinsam mit Kerr und Piscator entkräftet der Rechtsanwalt der Prometheus, Dr. Paul Levi, den Vorwurf der kommunistischen Propaganda, indem er plausibel macht, dass der Film „der ganzen Taktik der Kommunisten widerspricht“, da er die Ereignisse „als eine rein zufällige Meuterei“ erscheinen lässt. Diese Lesart ist bereits in den veränderten Zwischentiteln der Jutzi-Fassung angelegt, die alle textlichen Verbindungen zwischen der Revolution von 1905 und der von 1917 eliminiert. Die Taktik greift und führt zur Freigabe des Films, mit kleineren Schnittauflagen von 30 Metern Länge (ca. hundert Sekunden).
 
Gleich nach dem Erwerb des Films Anfang März 1926 beauftragt die Prometheus den Komponisten Edmund Meisel eine eigenständige Musik zum Film zu komponieren. Eisenstein attestiert der Komposition, dass sie weit über die übliche Illustration hinausging und „musikalisch und optisch verschmolzene Bilder“ schuf. Die Musik sollte „die Seele des Zuschauers durchpflügen“.
 
Die Premierenpresse bestätigt diese Äußerungen:
 
„Das Apollo-Theater gab dem Film durch eine Musik von Edmund Meisel äußerst packende Illustration.“ (Licht-Bild-Bühne, 1. Mai 1926)
 
„Ein besonderes Lob gebührt dem Kapellmeister Edmund Meisel, der […] einen musikalischen Rahmen schuf, der der Würde und Größe der Bilder angepasst war.“ (Vossische Zeitung, 1. Mai 1926)


Thomas Tode
aus dem Booklet zur DVD

Weitere Quellen
http://cinema.arte.tv/de/artikel/panzerkreuzer-potemkin-von-sergej-eisenstein
https://www.edition-filmmuseum.com/advanced_search_result.php?keywords=potemkin&x=0&y=0

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