Entdecke die 17 Filme des HER DOC FORUMS

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© Her Docs Forum

Mittwoch, 13.09 

19:00 „5 seasons of relovution"  + Q&A 
Regie: Lina, Deutschland, Syrien, Niederlande, Norwegen, 2023, 95 Min. 

Donnerstag, 14.09 

18:00 „Green City Life” + Q&A 
Regie: Manon Turina, François Marques, Frankreich, 2023, 85 Min. 

Freitag, 15.09 

19:00 „Nightwatchers” + „Dobra wiadomość” + Q&A 
Regie Juliette de Marcillac, Frankreich, 2023, 69 Min. 
Regie: Zuzanna Solakiewicz, Zvika Gregory Portnoy, Polen, 2023, 11 Min.

Samstag, 16.09 

14:00 „Jina” + Q&A 
Regie: Emilia Pluskota, Polen, 2023, 18 Min.

16:00 „Przesłuchanie” 
Regie: Lisa Gerig, Schweiz, 2023, 81 Min.

18:00 Ukrainische Regiseurinnen: Zusammenfassung von Shors + Q&A 

20:30 „Mara / Mapa ” + Q&A 
Regie: Sasha Kulak, Frankreich, Großbritannien, 2022, 62 Min.

Sonntag, 17.09 

15:30 „Midwives” 
Regie: Snow Hnin Ei Hlaing, Mjanma, Deutschland, 2022, 91 Min.

18:00 „Feminizm WTF”  + Q&A 
Regie: Katharina Mückstein, Österreich, 2023, 96 Min.

20:30 „The yellow ceiling” 
Regie: Isabel Coixet, Spanien, 2022, 93 Min.

Kinoteka, plac Defilad 1, Warschau

13.-17.09.2023

 

5 Seasons of Revolution



Regie: Lina / Deutschland, Syrien, Niederlande, Norwegen / 2023 / 95 Min. / polnische Erstaufführung

13.09.2023
19:00 Uhr



Die syrische Reporterin und Aktivistin Lina (die als Künstlernamen nur ihren Vornamen verwendet) beginnt ihren ersten Langfilm damit, uns ihre Freundinnen und Freunde aus Damaskus vorzustellen. Aus ihrer Sicht erleben wir die einzelnen Etappen des Arabischen Frühlings und des Bürgerkriegs. Die meisten der Protagonist*innen haben ihre Heimat inzwischen verlassen, doch nicht alle haben überlebt. Der Film entstand über einen Zeitraum von zehn Jahren und beginnt mit einer Einblendung, die an die ständige Bedrohung erinnert. Um die Sicherheit der im Film auftretenden Personen zu gewährleisten, wurden ihre Gesichter unkenntlich gemacht und Deepfake-Techniken verwendet. Aus den Dutzenden von Notizen, Fotografien, Interviews und Aufzeichnungen, von denen viele heimlich oder unter Pseudonym entstanden – zum Beispiel bei Reportagereisen nach Homs und Aleppo – webt die Regisseurin eine Rekonstruktion der Aktionen, Strategien des Widerstands und zeigt journalistische Praktiken. Sie schildert den Apparat der Gewalt. Das gemeinsame Arbeiten. Das Füttern der Katzen ihrer verhafteten Freundinnen. Und schließlich ihre eigene Verhaftung.


LINA © LINA LINA LINA
LINA
Lina ist eine in Damaskus geborene Dokumentarfilmerin, Journalistin und Kamerafrau, die seit über einem Jahrzehnt Ereignisse in Jordanien, Libanon, Syrien und der Türkei dokumentiert. Sie hat einen MA in Dokumentarfilmproduktion von der University of Essex. Lina hat kurze und mittellange Dokumentarfilme sowie ihr Langfilmdebüt "5 Seasons of Revolution" gedreht, das auf dem Sundance Film Festival 2023 in der Sektion "World Cinema Documentary Competition" uraufgeführt wurde.





 

Waking Up In Silence



Regie: Mila Zhluktenko, Daniel Asadi Faezi / Deutschland, Ukraine / 2023 / 18 Min.

16.09. 2023
18:00 Uhr



Die 1991 in Kiew geborene und seit 2004 in Deutschland lebende Mila Zhluktenko und der 1993 geborene Daniel Asadi Faezi haben ihren Film auf Zelluloid gedreht, in markanten Farben und mit der charakteristischen Körnigkeit. Im Mittelpunkt des Films stehen ukrainische Flüchtlingskinder, die in einer ehemaligen deutschen Militärkaserne leben. Es treten kaum Erwachsene auf, außer am Telefon: Ein Junge bittet seinen Vater in der Ukraine, mit dem Auto an seiner alten Kindertagesstätte vorbeizufahren und sie ihm zu zeigen, so groß ist sein Heimweh. Der Vater erklärt ihm, dass er es nicht vor der Sperrstunde schafft. Den Rest der Zeit verbringen die Kinder miteinander: Sie spielen auf dem Spielplatz, drehen sich auf der Drehscheibe, klettern über den Zaun und tollen zwischen den Sträuchern und auf der Wiese hinter der Absperrung herum. Sie spucken Kirschkerne durch die Gitter – ukrainische Kirschen sind süßer als deutsche. Der Film wurde auf der Berlinale 2023 mit dem Spezialpreis der Generation Kplus der internationalen Jury für den besten Kurzfilm ausgezeichnet.


 Mila Zhluktenko & Daniel Asadi Faezi © ©  Mila Zhluktenko & Daniel Asadi Faezi  Mila Zhluktenko & Daniel Asadi Faezi © Mila Zhluktenko & Daniel Asadi Faezi
MILA ZHLUKTENKO & DANIEL ASADI FAEZ


Mila Zhluktenko wurde in Kiew, Ukraine, geboren. Sie studierte an der Dokumentarfilmabteilung der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Ihre Filme wurden auf vielen Filmfestivals gezeigt, darunter IDFA, Visions du Réel, Camerimage und MoMA Doc Fortnight. "Opera Glasses" gewann die Goldene Taube auf dem DOK Leipzig Festival. "Aralkum" gewann den Preis für den besten Kurzfilm beim Visions du Réel Festival und qualifizierte sich für den Academy Award®.
Daniel Asadi Faez wurde in Schweinfurt, Deutschland, geboren. Er studierte an der Dokumentarfilmabteilung der Hochschule für Fernsehen und Film in München und am National College of Arts Lahore in Pakistan. Neben seiner Tätigkeit als Regisseur produziert er Dokumentar- und Experimentalfilme. Seine Filme wurden auf zahlreichen Filmfestivals gezeigt, darunter Locarno, DOK Leipzig, Visions du Réel und Ann Arbor. Er ist Stipendiat des Programms Berlinale Talents.




 

Dobra wiadomość

Dobra wiadomość © Zuzanna Solakiewicz
Regie: Zuzanna Solakiewicz, Zvika Gregory Portnoy / Polen / 2023 / 11 min. / Warschauer Erstaufführung

15. 09.2023
19:00 Uhr


Ein junger Mann aus Afrika sitzt mitten im Białowieża-Wald fest. Er hat es gerade geschafft, die EU-Grenze zwischen Belarus und Polen zu überqueren. Das Gebiet wird von Grenzschützern durchsucht, und das Wetter stellt eine zusätzliche Bedrohung dar, da die Temperaturen nachts weit unter den Nullpunkt fallen. Lokale Aktivisten*innen versuchen, Hilfe zu leisten und versorgen den Mann mit dem, was er zum Überleben im Wald braucht. Mehr können sie nicht tun, denn die politische Lage lässt nicht mehr zu. Dann erhält der junge Mann eine Nachricht aus seiner Heimat. Er würde alles tun, um zurückkehren zu können. Doch er begibt sich auf eine Reise, von der es kein Zurück mehr gibt.

ZUZANNA SOLAKIEWICZ & ZVIKA GREGORY PORTNOY

Zuzanna Solakiewicz
© Zuzanna Solakiewicz
Zvika G. Portnoy
Zvika G. Portnoy
Zuzanna Solakiewicz und Zvika Portnoy sind ein polnisch-israelisches Dokumentarfilmduo, das in den polnischen Wäldern arbeitet. Sie haben bereits über 10 Produktionen erfolgreich realisiert, bei denen sie abwechselnd als Regisseur*in, Kameramann*frau und Cutter*in tätig waren. Sie haben beide an der Sam Spiegel Film School in Jerusalem studiert. Solakiewicz hatte zuvor ein geisteswissenschaftliches Studium an der Universität Warschau abgeschlossen und setzte ihre Filmausbildung während eines Praktikums an der Łódź Film School fort, während Portnoy einen Abschluss an der Bezalel Academy of Fine Arts machte. Solakiewicz nahm außerdem an den Programmen Berlinale Talents (2015) und EAVE (2018) teil. "15 Sides of the World", der abendfüllende Dokumentarfilm des Duos, gewann den Critics' Week Award auf dem Locarno Film Festival 2014 und wurde unter anderem auf dem Belgrade IFFD, Bratislava IFF, Millennium Docs Against Gravity, New Horizons IFF und FAME ausgezeichnet. Der Film wurde weltweit auf führenden internationalen Filmfestivals wie DOK Leipzig, SXSW und IFF Zürich gezeigt und in Kinos, im Fernsehen und auf VOD-Plattformen vertrieben.










WTF Feminism



Regie: Katharina Mückstein / Österreich / 2023 / 96 min. / polnische Erstaufführung

17.09. 2023
18:00 Uhr


WTF – das bunte ABC des Feminismus. Die österreichische Regisseurin und Drehbuchautorin Katharina Mückstein vermittelt Wissen über die feministische Bewegung (oder besser gesagt: die vielen feministischen Bewegungen) in einer poppigen, visuell intensiven Form. Ihr Film beginnt mit einem ebenso einfachen wie verfänglichen Experiment, bei dem Erwachsene gebeten werden, mit stereotyp in rosa und hellblau gekleideten Babys zu spielen: Die Erwachsenen sind davon überzeugt, dass die Babys mit den rosa Stramplern soziale Spiele mit Puppen bevorzugen, während die Babys mit den blauen Stramplern sich vor allem für die (selbstverständlich blauen) Autos interessieren. Doch dies ist lediglich der Ausgangspunkt. Mückstein präsentiert ihre Experimente in sorgfältig arrangierten, bunten Räumen – die Abkehr von der Geschlechterbinarität erfolgt in einer Szenografie, die die gesamte Leinwand ausfüllt. Außerdem bieten Wissenschaftler*innen u. a. aus Biologie, Sozial-, Politik- und Sexualwissenschaften Einblicke in ihre Fachgebiete, unter anderem Nikita Dhawan, Laura Wiesböck, Maisha Auma, Rona Torenz, Christoph May und Paula Villa Braslavsky. Ihre Ausführungen werden durch queere Tanzeinlagen und sorgfältig choreografierte Kampfszenen ergänzt.

Katharina Mückstein © © Elsa Okazaki Katharina Mückstein © Elsa Okazaki
KATHARINA MÜCKSTEIN


Katharina Mückstein ist Drehbuchautorin und Regisseurin und lebt in Wien. Sie studierte zunächst Philosophie und Gender Studies, anschließend bis 2010 Filmregie und -produktion an der Filmakademie Wien. Neben verschiedenen Lehrtätigkeiten in den Bereichen Drehbuch und Charakterentwicklung beschäftigt sich Katharina Mückstein seit mehr als zehn Jahren mit Antidiskriminierungsthemen in der Filmbranche.














 

It's a Date



Regie:  Nadia Parfan / Ukraine / 2023 / 5 min. / Warschauer Erstaufführung

16.09. 2023
18:00 Uhr


Nadia Parfan (geb. 1986 in Iwano-Frankiwsk) studierte Sozialanthropologie und Kulturwissenschaften in Kiew und Budapest und anschließend Dokumentarfilm an der Andrzej Wajda Master School of Film Directing. Ihr Film ist von dem in einer einzigen Einstellung gedrehten Kurzfilm „C’était un rendez-vous“ von Claude Lelouch aus dem Jahr 1976 inspiriert. So wie Lelouch einst um fünf Uhr morgens mit dem Auto durch die Pariser Innenstadt raste, fahren wir in Nadia Parfans Film mit quietschenden Autoreifen durch Kiew. Die Fahrt endet mit einer äußerst emotionalen Pointe, die eine weniger bekannte Facette der ukrainischen Hauptstadt zeigt. Die Stadt liegt noch im Schlaf. Die Vororte, die Umgehungsstraße, die Innenstadt, die Plätze, Kirchen und Wohnhäuser und die sanft gewundenen Hügelstraßen – überall sind die Spuren des Krieges sichtbar.


Nadia Parfan © © Nadia Parfan Nadia Parfan © Nadia Parfan
NADIA PARFAN


Ukrainische Regisseurin und Produzentin, geboren 1986 in Iwano-Frankiwsk. Sie schloss ihr Studium der Kulturwissenschaften an der Kiew-Mohyla-Akademie und der Sozialanthropologie an der Central European University in Budapest ab. Von 2012 bis 2013 war sie Fulbright-Stipendiatin an der Temple University in Philadelphia. Im Jahr 2015 schloss sie den Dokumentarfilmregiekurs an der Wajda-Schule in Warschau ab. Ihr Langfilmdebüt "Heat Singers" wurde 2019 auf dem Festival Visions du Réel uraufgeführt und erhielt sowohl vom Verband der ukrainischen Filmkritiker als auch von der ukrainischen Filmakademie den Preis für den besten Dokumentarfilm.








 

Jina

Jina © Karol Grygoruk


Regie: Emilia Pluskota / Polen / 2023 / 18 min. / Warschauer Erstaufführung

16.09.2023
14:00 Uhr


Die Geschichte von sechs iranischen Frauen, die ihre Lebenserfahrungen in einem Land unter der Islamischen Republik teilen. Sie sprechen über ihre Ängste und Träume für den Iran. Ihre Aussagen folgen der Geschichte von Jina Mahsa Amini, einer iranischen Frau kurdischer Abstammung, die am 16. September 2022 von der Zollpolizei im Iran tödlich verprügelt wurde. Der Grund für den Mord waren ihre Haare, die unter ihrem Hidschab hervorlugten. Der Tod des jungen Mädchens löste eine Welle von Protesten unter dem Motto "Frau, Leben, Freiheit" aus. Durch die Geschichten iranischer Frauen, die sich mit Jina identifizieren - eine Reihe von Aufnahmen von Protesten und Beweisen für Polizeigewalt - erfahren wir von innen über die Emotionen hinter der Revolution und die Hoffnungen für einen freien Iran.

Emilia Pluskota © © Emilia Pluskota Emilia Pluskota © Emilia Pluskota
EMILIA PLUSKOTA


Dokumentarfilmerin und Forscherin, die sich für Fragen der Menschenrechte, des Rassismus, der Flüchtlinge und der Diskriminierung von queeren Gemeinschaften interessiert. In ihrer Arbeit verwendet sie Instrumente der Kulturanthropologie und konzentriert sich auf Regionen in Westafrika und arabischen Ländern. Sie produzierte den Dokumentarfilm 'Stolen Fish. When the Fish Run Out" unter der Regie von Gosia Juszczak über die Ausbeutung der Westküste Afrikas durch chinesische Fischmehlfabriken.
















 

Mara / Mapa



Regie:  Sasha Kulak / Frankreich, Großbritannien / 2022 / 62 min.

16.09. 2023
20:30 Uhr


Der Film der weißrussischen Regisseurin Sasha Kulak ist eine Mischung aus Dokumentarfilm, Videoessay und Performance. Eine Einblendung zu Beginn des Films erklärt, dass die titelgebende „Mara“ ein Geist ist, der die Menschen im Schlaf heimsucht und sowohl schlimme als auch schöne Träume bringt. Der Begriff konnotiert also nicht nur Alpträume, sondern auch Hoffnung. Die geheimnisvolle, in weiß und rot gekleidete Gestalt, deren Gesicht hinter einer Maske verborgen ist, durchstreift die breiten Straßen von Minsk während der Proteste im Jahr 2020. Sie wirkt, als sei sie geradewegs einem Traum entstiegen – oder ist es vielleicht die Gewalt, die die Realität dermaßen verzerrt und ein Gefühl der Unwirklichkeit hervorruft? Verhaftungen werden durchgeführt, maskierte Handlanger greifen die Demonstrierenden direkt von den Gehwegen auf und werfen sie in die Einsatzwagen. Die Regisseurin begleitet vor allem weibliche Demonstrantinnen, viele von ihnen sind schon älter oder halten Kinder in ihren Armen. Furchtlos gehen sie auf die bis an die Zähne bewaffneten Milizsoldaten zu, machen sich offen über sie lustig: „Jungs, schämt ihr euch nicht vor euren Müttern?“ Die von Sasha Kulak selbst geführte Kamera löst sich immer wieder vom Erdboden, schwebt in der Luft und dreht sich um die eigene Achse, als suche sie nach einer eigenen Sprache, um die Geschichte der Gewalt zu erzählen.

Sasha Kulak © © Sasha Kulak Sasha Kulak © Sasha Kulak
SASHA KULAK


Sashas filmische Arbeit umfasst eine Vielzahl von visuellen Projekten, von Dokumentarfilmen, Mode und Musikvideos bis hin zu Fotografie und Kuratierung. Ihre Filme haben sie an Orte auf der ganzen Welt geführt. Ihr erster Film, der preisgekrönte Dokumentarfilm "Salamanca" (2015), wurde 2015 bei der IDFA uraufgeführt und bei Hot Docs, Camden und vielen anderen Festivals gezeigt. Der in den USA gedrehte Film "Quicksilver Chronicles" (2019) wurde bei Visions du Réel in Nyon uraufgeführt. Ihr neuester Spielfilm, das Dokumentarmärchen "A Hawk as Big as a Horse" (2022), wurde vom Sundance Institute gefördert und erhielt eine lobende Erwähnung im Internationalen Wettbewerb bei DOK Leipzig 2022. Die Erfahrung mit Spiel- und Dokumentarfilmen half Sasha, ihre Interessen bei der Arbeit an "Mara" (2022) zu kombinieren, einem Film, der brutale Realität und Märchen miteinander verbindet.









Remember the Smell of Mariupol

Remember the smell of Mariupol © Zoya Laktionova
Regie: Zoya Laktionova / Ukraine, Österreich / 2022 / 5 min. / polnische Erstaufführung

16.09. 2023
18:00 Uhr


Die 1984 in Mariupol geborene Zoya Laktionova bewegt sich an der Grenze zwischen Dokumentarfilm, Fotografie und moderner Kunst. 2018 drehte sie ihren ersten Kurz-Dokumentarfilm „Diorama“, in dem sie die maritim-industriellen Landschaften ihrer Heimatstadt porträtierte. Der Film wurde auf Festivals in aller Welt gezeigt – auch in Polen, unter anderem auf dem ersten HER Docs Festival. Die maritime Identität der zerstörten bzw. ermordeten Stadt ist auch das Thema von „Remember the Smell of Mariupol“, doch bereits in einer vermittelten Form. Zoya Laktionova stellt Bilder grausiger Küstenabschnitte, Familienbilder aus ihrer Kindheit und Notizen aus den ersten Wochen des Krieges nebeneinander. „Eine solche Farbe von Steinen und Kies entlang der Gleise gibt es nur in südlichen Küstenstädten“, schreibt sie, als sie Barcelona verlässt. Und kurz darauf: „Ich rieche den Geruch von Asphalt und Erdöl, in Mariupol im Sonnenschein.“


Zoya Laktionova © © Oleksandr Surovtsov Zoya Laktionova © Oleksandr Surovtsov
ZOYA LAKTIONOVA


Zoya Laktionova wurde 1984 in Mariupol in einer Arbeiterfamilie geboren. In der Welt des Dokumentarfilms trat sie erstmals 2017 als Figur in dem Film "Ma" (10') in Erscheinung, und ein Jahr später drehte sie ihren ersten Kurzdokumentarfilm "Diorama" (2018) über das verminte Meer in der Region Mariupol. Der Film gewann 2018 den Preis in der Kategorie "MyStreetFilms" auf dem Festival "86" (Ukraine), nahm an vielen europäischen Filmfestivals teil (u.a. DOK Leipzig, Ji.hlava IDFF, FilmFestival Cottbus) und wurde 2019 in der Ukraine veröffentlicht. 2021 stellte Zoya ihren neuen Kurzfilm Territory of Empty Windows (10') auf dem Festival Docudays UA vor und brachte ihn auf dem Molodist IDFF in Kiew in die Kinos. Der Film erhielt den MDFF Ji.hlava Special Award beim Kinosaray Positive Film Festival 2021 und den Grand Prix im Dokumentarfilmwettbewerb des französisch-ukrainischen MIST Kinofest 2021, mit einer internationalen Premiere beim MakeDox IFF in Nordmazedonien. Vor dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine (24.02.22) lebte Zoya in Kiew und arbeitete als unabhängige Künstlerin und Dokumentarfilmerin. Sie arbeitet mit Themen wie Krieg, Erinnerung und persönlichen Geschichten.



Nightwatchers / Veilleurs de nuit



Regie : Juliette de Marcillac / Frankreich / 2023 / 69 min. / polnische Erstaufführung

15.09. 2023
19:00 Uhr


Jemand hat auf eine Mauer geschrieben: „no borders, no nations, no deportations“. Jemand anders hat alle „no“s wieder übermalt. Wir befinden uns in den Alpen, in der Gegend um Montgenèvre auf der französischen Seite, bei klarem Wetter kann man von hier bis nach Italien sehen. Es ist ein eher beschaulicher Wintersportort: Es gibt Hotels, Pensionen, Wohnwagen-Campingplätze, Skipisten und Skischulen für Kinder, und nachts sieht man die Sterne. Die Regisseurin Juliette de Marcillac zeigt eine Wirklichkeit, die parallel zu der scheinbaren Ruhe des Wintersportorts existiert – und die uns erschreckend bekannt vorkommt. Die Protagonist*innen des Films verbringen stundenlang in ihren Autos und verfolgen die Gendarmen, die den Auftrag haben, Flüchtlinge, die über die Grenze kommen, um in Frankreich Asyl zu beantragen, wieder nach Italien zurückzuschaffen. Die Aktivistinnen, die die Regisseurin begleitet, haben zuvor in Calais gearbeitet. Viele der Migrant*innen, denen sie begegnen, irren schon seit Jahren durch Europa, durch die Mühlen eines insuffizienten Systems, sie flüchten vor ihrer Ausweisung, werden von einem Land ins andere abgeschoben, über Tausende Kilometer hinweg. Der Film besteht vor allem aus Flüstern, dem Knirschen von Schnee im Wald und dem monotonen Brummen des Motors vor einer erdrückenden Stille.

Juliette de Marcillac © © Juliette de Marcillac Juliette de Marcillac © Juliette de Marcillac
JULIETTE DE MARCILLAC


Absolventin der Ecole Normale Supérieure. Sie führte 2017 Regie bei dem Kurzfilm "Leap Into the Void", der zuvor von OCS gekauft und für das Programm des Stockholm Independent Film Festival ausgewählt wurde. Mit der Aussicht, mit einem Spielfilm zu arbeiten, widmet sie sich nun dem Dokumentarfilm und debütiert in diesem Bereich mit ihrem abendfüllenden Dokumentarfilm "Under the Cover of Night" (Visions du Réel 2023, Eröffnungsfilm, Grand Angle Competition). In der Überzeugung, dass sich diese beiden Ansätze ergänzen, arbeitet sie derzeit an einem Kurzspielfilm, der in der französisch-italienischen Grenzregion spielt, und ist außerdem als Drehbuchberaterin an mehreren Spielfilmen beteiligt.















 

I Stumble Every Time I Hear From Kyiv



Regie: Daryna Mamaisur / Belgien, Ukraine, Portugal, Ungarn / 2023
/ 17 min. / polnische Erstaufführung

16.09. 2023
18:00 Uhr


– Wie kann man über diese Wunde sprechen? Wie kann die Wunde selbst sprechen?
– Versuche, mit dem Wort zu arbeiten. Wunde. Wiederhole es: Wunde, Wunde, Wunde. Spiele mit ihm. Spiele mit dem Wort, tue so, als sei es einfach ein Klang.
Dann ziehen Rauchschwaden über die Leinwand.
Die Regisseurin Daryna Mamaisur studiert in Brüssel. Gerade erhält sie ihren ersten Gesangs- und Sprechunterricht. Es ist Mai 2022. Sowohl in Brüssel als auch in Kiew beginnen die Kastanienbäume zu blühen. Mit ihren Angehörigen und Freunden in Kiew steht die Künstlerin in ständigem Kontakt, insbesondere auf Facetime. Über Kiew ziehen die Mai-Stürme auf. Und obwohl aus dem bewölkten Himmel jederzeit Bomben fallen können, schafft es Daryna Mamaisur mit ihrem intimen und sinnlichen Film, dass die Sehnsucht nach Kiew – oder vielmehr: der Wunsch, in Kiew zu sein – zu dem natürlichsten Gefühl auf der Welt wird.

Daryna Mamaisur © © Daryna Mamaisur Daryna Mamaisur © Daryna Mamaisur
DARYNA MAMAISUR

Daryna Mamaisur ist eine in Kiew (Ukraine) geborene bildende Künstlerin und Filmemacherin. Mit einem Hintergrund in Kunsttheorie und Philosophie hat sie ihre Praxis an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen entwickelt. Ihre Arbeit befasst sich mit der Veränderung des öffentlichen Raums und der Landschaft aufgrund ihrer Beziehung zu visueller Kultur und Erinnerung. Darüber hinaus interessiert sie sich besonders für Situationen, in denen Sprache und sprachlicher Ausdruck zerbrechlich und nicht in der Lage zu sein scheinen, die Realität zu erfassen. Im Jahr 2022 machte sie ihren Abschluss bei DocNomads, einem gemeinsamen Masterstudiengang für Dokumentarfilmproduktion in Lissabon, Budapest und Brüssel. Ihre Filme haben unter anderem am Kasseler Dokfest, Visions du Réel, FIDMarseille und den Docudays UA Filmfestivals teilgenommen.




 

Midwives



Regie: Snow Hnin Ei Hlaing / Myanmar, Deutschland / 2022 / 91 min.

17.09. 2023
15:30 Uhr


Die Konvention der Vereinten Nationen vom 9. Dezember 1948 definiert die „Verhängung von Maßnahmen, die auf die Geburtenverhinderung innerhalb der Gruppe gerichtet sind“ als Tatbestand des Völkermordes. Am Beispiel einer jungen Hebamme aus der Volksgruppe der Rohingya schildert die Regisseurin Hnin Ei Hlaing nicht nur das Leben von Frauen im Bundesstaat Rakhine, dem westlichen Teil von Myanmar, sondern auch den Widerstand gegen ein mörderisches System. Im Mittelpunkt des Films steht die junge Muslimin Nyo Nyo, die bei der buddhistischen Hebamme Hla in die Lehre geht. Der Film beginnt mit einer Geburt. Das Krankenhaus befindet sich in einem Dorf ohne fließendes Wasser. Im Verlauf der Jahre verwandelt sich Nyo Nyos Traum, in die Großstadt zu ziehen, in den Wunsch, ein eigenes Hebammenzentrum zu gründen. Es kommt zu Verfolgungen, Pogrome liegen in der Luft, aus dem Radio tönen Popsongs, die zu ethnischen Säuberungen aufrufen. Die Beziehung zwischen der Hebamme und ihrer Auszubildenden bleibt zwar eng, jedoch nicht frei von Problemen: Die buddhistischen Protagonist*innen des Films passen nicht so recht zum Bild der idealen „Gerechten“. Hla und besonders ihr Mann sind nicht frei von Vorurteilen gegenüber den Rohingya – zu Beginn des Films versichert Hlas Mann eindringlich, dass Nyo Nyo keine Geburten bei Buddhistinnen durchführt. Der Film wurde erstmals auf dem Sundance Festival 2022 gezeigt, wo er den Sonderpreis der Jury erhielt.

Snow Hnin Ei Hlaing © © Snow Hnin Ei Hlaing Snow Hnin Ei Hlaing © Snow Hnin Ei Hlaing
SCHNEE HNIN EI HLAING

Snow Hnin Ei Hlaing hat sowohl in Myanmar als auch in Deutschland Filmschulen absolviert und arbeitet seit 2006 als unabhängige Filmemacherin in Myanmar, wo sie als Regisseurin, Produzentin, Cutterin und Sounddesignerin tätig ist. Ihr Kurzfilm "Burmese Butterfly" wurde auf Festivals in über 20 Ländern gezeigt und "Period@Period" gewann den Preis für den besten Kurzfilm auf dem Wathan Film Festival. Midwives" ist ihr Debüt als Dokumentarfilm in Spielfilmlänge.














 

Przesluchanie



Regie: Lisa Gerig / Schweiz / 2023 / 81 min. / polnische Erstaufführung

16.09.2023
16:00 Uhr


Vier geflüchtete Asylbewerber spielen in einem experimentellen Rollentausch ihre Gespräche mit männlichen und weiblichen Beamten nach. Das bürokratische Interieur erinnert an eine Theaterkulisse, aber in "Interrogation" spielen die Heldinnen und Protagonisten ihre Gespräche mit den Beamten, die den jeweiligen Fall beurteilen, im wirklichen Leben nach. Eine nigerianische Frau, ein kamerunischer Mann, eine Transfrau aus Sri Lanka und ein junger Afghane - jeder dieser Menschen befindet sich in einer Situation, von der sein ganzes Leben abhängt. Was passiert, wenn die Zukunft von der eigenen Entschlossenheit und der Fähigkeit, die eigene Lebensgeschichte überzeugend zu erzählen, abhängen kann? Die Form der Regie für diesen Film balanciert zwischen Realität und Rollenspiel, aber das macht die gesehenen Geschichten nicht weniger bewegend. Die Debütantin Lisa Gerig nutzt diesen einfachen, aber genialen formalen Trick, um Themen wie Macht, Gleichheit und Überlegenheit zu behandeln. Das Ergebnis ist ein provokanter und zum Nachdenken anregender Film, der die Beziehung zwischen persönlicher Erfahrung und einem unverständlichen, fremden System in ein neues Licht rückt.

Lisa Gerig © © Lisa Gerig Lisa Gerig © Lisa Gerig
LISA GERIG

Lisa Gerig (1990) studierte Film in Zürich und Filmschnitt in Genf. Ihr Abschlussfilm "Zaungespräche" ist ein radikal subjektiver Blick auf die Situation von Menschen in Ausschaffungshaft in Zürich und wurde mehrfach ausgezeichnet. 2018-2023: Diplomstudium der Dokumentarfilmregie an der Kunsthochschule für Medien in Köln, wo sie 2019 den Förderpreis für junge Studierende gewann. Heute arbeitet sie als unabhängige Filmemacherin in Zürich und Köln.




 

The Bee

The Bee © Oleksandra Tsapko
Regie:  Oleksandra Tsapko / Schweiz / 2023 / 6 min. / polnische Erstaufführung

16.09.2023
18:00 Uhr


Margo Litvinova (geb. 1998) [CM2] und Tsapko (geb. 2002) sind zwei junge ukrainische Künstlerinnen, die sich mit Film und Performance beschäftigen. Zurzeit leben und arbeiten sie in Zürich. Eben dort entstand auch „The Bee“, ein surrealistischer Kurzfilm, in dem sowohl das ferne Echo der Kriegswirklichkeit als auch die Sehnsucht nach der Heimat anklingen. Die Zeit ist aus dem Rahmen gefallen, die Protagonistin des Films scheint sich gleichzeitig in der Schweiz und der Ukraine zu befinden, in einer beschaulichen westlichen Wohnsiedlung und in einer menschenleeren, vom Krieg zerrütteten Stadt. Sie sammelt Abfälle aus einem Müllcontainer und bläst Seifenblasen. Dann heulen Sirenen, der Körper der Frau durchläuft eine groteske Veränderung, sie frisst Nägel und zieht sich auf allen Vieren zurück. Der Film wurde im Rahmen der Ausstellung „I Saw the Other Side of the Sun with You. Female Surrealists from Eastern Europe“ in der Londoner Galerie Cromwell Place gezeigt, gemeinsam mit Werken von so legendären Künstlerinnen wie Franciszka Themerson und Alina Szapocznikow.

Oleksandra Tsapko © © Oleksandra Tsapko Oleksandra Tsapko © Oleksandra Tsapko
OLEKSANDRA TSAPKO

Oleksandra Tsapko wurde 2002 in Kiew geboren, wo sie bis 2022 lebte. Derzeit lebt sie in Zürich, wo sie an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) studiert. In ihren Arbeiten verwendet sie vor allem Kontraste und Primärfarben und kombiniert diese mit einem Hauch von Pop. Dies gilt nicht nur für ihre visuellen Arbeiten, sondern auch für ihre Musikstücke, die in einem experimentellen Synthie-Pop-Stil gehalten sind. In jüngster Zeit hat sie auch begonnen, Drehbücher zu schreiben, zu filmen und zu schneiden, sowie Ausstellungen zu kuratieren. In allen kreativen Dimensionen ihrer Arbeit versucht sie, das Gefühl der Unausweichlichkeit traumatischer Erfahrungen und der Realität zu rekonstruieren, indem sie schmerzhafte Momente sarkastisch darstellt und sich in eine bunte Welt zurückzieht.




 

Three Windows on South West



Regie: Mariia Ponomarova / Ukraine, Niederlande / 2023 / 8 min. / polnische Erstaufführung

16.09. 2023
18:00 Uhr


Mariia Ponomarova wurde 1991 in Kiew geboren, wo sie Regie und Drehbuch an der Nationalen Iwan-Karpenko-Karyj-Universität für Theater, Film und Fernsehen studierte. Später zog sie in die Niederlande, um an der Niederländische Filmakademie in Amsterdam zu studieren, wo sie bis heute wohnt. Sie drehte mehrere Kurzfilme und arbeitet derzeit an ihren ersten beiden Langfilmen – einer von ihnen ist ein Dokumentarfilm über Cheerleaderinnen in der Ostukraine, dessen Dreharbeiten bereits 2019 abgeschlossen wurden. Ihr Film „Three Windows on South West“ entstand, wie sie selbst sagt, aus dem überwältigenden Bedürfnis, einen Film unmittelbar im Moment des Kriegsausbruchs zu drehen. Der Film besteht aus nur einem einzigen, jedoch verblüffend komplexen Bild. Die fehlende Tiefe und das den Film eröffnende Gespräch mit der Mutter lassen an das dokumentarische und video-essayistische Schaffen von Chantal Akerman denken. Wir schauen in drei Fenster eines Ziegelgebäudes: Im obersten Stockwerk ist das Mauerwerk sichtbar, an den unteren sind Dämmplatten in unterschiedlichen Farben angebracht. Nach und nach entdecken wir weitere Details (auf einem der Balkone hängt ein Fahrrad). Mariia Ponomarova deckt immer weitere Elemente des Bildes auf, fügt neue Kontexte hinzu und verändert so seine Bedeutung.

Mariia Ponomarova © © Mariia Ponomarova Mariia Ponomarova © Mariia Ponomarova
MARIIA PONOMAROWA

Mariia Ponomarova (1991, Kiew) ist eine Filmregisseurin, Drehbuchautorin und kreative Produzentin ukrainischer Herkunft, die in den Niederlanden lebt. Mariia studierte an der Karpenko-Karya National University of Theatre, Cinema and Television in Kiew, Ukraine, und schloss ihr Studium 2013 mit Auszeichnung ab. Im Jahr 2016 schloss Mariia das künstlerische Forschungsprogramm Master of Film an der Niederländischen Filmakademie ab. Kurzfilme, die Mariia geschrieben und inszeniert hat, wurden auf Festivals wie dem Vancouver International Film Festival, Sarajevo Film Festival, IFF Molodist, VIS Vienna Shorts und IFFK Go Short gezeigt. Marias Debüt als Dokumentarfilmproduzentin, "Fragile Memory", war Teil des IDFA 2022 Best of Fests-Programms und gewann zuvor Jury-Erwähnungen auf dem Krakow Film Festival und DocAviv sowie den Spezialpreis der Jury auf dem Sarajevo Film Festival. Ihr Debütfilm The Diaper Cake wurde auf Festivals wie FFK Palm Springs, IFF Chicago, FF Short Shorts, InterfilmBerlin, FF La Guarimba und IFF Molodist gezeigt und reist weiterhin um die Welt. Mariia arbeitet derzeit an ihrem ersten Spielfilm "The Right Answer" (ausgewählt für das Boost NL Programm - HFM/CineMart) und ihrem Dokumentarfilmdebüt "Nice Ladies" (IDFAcademy 2021).
 

Green City Life



Regie:  Manon Turina, François Marques / Frankreich / 2023 / 85 min. / polnische Erstaufführung

14.09. 2023
18:00 Uhr


Manon Turina und François Marques wuchsen in Toulouse auf und arbeiteten anschließend mehrere Jahre in London. Zu Beginn des Films beschreiben sich die beiden als ausgesprochene Stadtmenschen. Die Erfahrung der Pandemie bewegt sie dazu, städtische Grünflächen in aller Welt zu erkunden – unter anderem in Mexiko City, Chicago, Zürich, Paris, Berlin, Brüssel und Mailand – und nach neuen Visionen für das Leben in der Stadt zu suchen. Ihre Suche führt sie durch Architekturbüros, Schrebergärten, Blumenwiesen, Balkons, Dachgärten und Gewächshäuser. Sie unterhalten sich mit Städteplanern*innen, Architekten*innen, Aktivisten*innen und Stadtbegrünern*innen. Mit großem Optimismus, um nicht zu sagen Enthusiasmus, verbinden die beiden Filmemacher Tradition und Erfahrung mit futuristischen Visionen.

Manon Turina, François Marques © © Etienne Ollagnier Manon Turina, François Marques © Etienne Ollagnier
MANON TURINA & FRANÇOIS MARQUES

Als Kommunikationsfachfrau und Innovationsexpertin hat Manon immer ein Funkeln in den Augen, wenn es darum geht, einem Umweltprojekt ihren Stempel aufzudrücken. Seit ihrer Kindheit begeistert sie sich für Grafikdesign, innovative Projekte und Reisen und ist eine Entdeckerin des modernen Zeitalters. Sie hat an einer renommierten Schule einen Abschluss in strategischem Innovationsmanagement erworben. Mehrere Jahre lang war sie auf den Fluren und in den Konferenzräumen großer Konzerne in Frankreich und auf der ganzen Welt unterwegs. Als Projektmanagerin für Innovation bei der Continental-Gruppe, als Kommunikationsmanagerin für ein kleines Unternehmen in der Entwicklung und als interne Kommunikationsmanagerin für Nordeuropa beim Hotelgiganten AccorInvest möchte Manon nun ihrem Leben als Stadtbewohnerin einen Sinn geben. Sie möchte ihre ganze positive Energie in ein umweltfreundliches Projekt für eine bessere Zukunft investieren.
François, ein optimistischer Städter, spontan und neugierig, ist ein junger Berufstätiger auf der Suche nach einer neuen Welt, die seinen Werten entspricht. Als ehemaliger Kommunikationsmanager eines renommierten Skigebiets in den französischen Pyrenäen hatte er schon immer eine klare Leidenschaft für die Schaffung von Bildern und audiovisuellen Inhalten. Das Drehen von Filmen war schon immer der Teil seiner Arbeit, der ihn am meisten befriedigt hat: Geschichten konzipieren, Sets organisieren, viel Zeit mit dem Schnitt verbringen.... François, der schon immer eine kreative Idee in seinem Kopf hatte und sehr akribisch war, möchte nun seine Fähigkeiten in ein Projekt einbringen, das ihn inspiriert, um die Welt in seinem eigenen Maßstab zu verbessern.







 

You Know It’s Going To Be About War

You Know It_s Going To Be About War © Olha Tsybulska


Regie: Olha Tsybulska / Norwegen, Ukraine / 2023 / 35 min.

16.09. 2023
18:00 Uhr


Der Titel des Films erweist sich als ebenso trotzig wie affirmativ: „Krieg“ bedeutet hier das, was trotz des Krieges geschieht. Es ist Spätfrühling und Sommer 2022 in Kiew: Die Menschen strömen auf die Straßen und lernen, wieder neu zu leben. Ein Bad im Dnepr, Konzerte und Café-Besuche. Der Film spielt zu großen Teilen in einem Clubcafé, in dem sich die Regisseurin Olha Tsybulska mit den Menschen über Engagement und Überlebensschuld-Syndrom unterhält, aber auch darüber, wie sie wieder lernen, Freude zu empfinden und sich von ihren Kriegserfahrungen zu lösen. Wie sie sich das Recht nehmen, ein Glas Wein zu trinken und einen Augenblick etwas anderes zu tun, als Pakete an die Front zu schicken. Sie sprechen auch über ihre Erschöpfung und über neue Alltagsroutinen. Darüber, wie sie langsam aufhören, sich zu fürchten und auf die Sirenen zu reagieren. Wir sehen dies auch im Film selbst: Plötzlich heulen die Sirenen, doch die Kiewer zucken nicht einmal, in den Wohnungen nehmen die Menschen ihre Laptops unter den Arm und gehen auf die Flure oder in die im Inneren des Gebäudes liegenden Räume, beinahe ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. Zwischen den ausgebombten Gebäuden, durchlöcherten Hochhäusern, in der Luft hängenden Kabelsträngen und ausgebrannten Autos pulsiert das Stadtleben. Die Regisseurin zeichnet ein Bild einer in Kriegszeiten gelebten Freiheit und zeigt Kiew als eine Stadt, in der die Menschen trotz allem gerne sein möchten.

Olha Tsybulska © © Olha Tsybulska Olha Tsybulska © Olha Tsybulska
OLHA TSYBULSKA

Olha arbeitete als freiberufliche Redakteurin an kommerziellen Projekten, wollte aber andere Wege in der Branche finden. Diese Erfahrung führte sie zu einer Produktionsfirma in Kiew. Sie arbeitete als Regieassistentin und Produzentin an Dokumentarfilmprojekten, bis Russland eine umfassende Invasion in der Ukraine startete. Nach Beginn der Invasion beschloss Olha, einen kurzen Dokumentarfilm über ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Leben in einem Land im Krieg zu drehen.

















 

The Yellow Ceiling / El sostre groc



Regie: Isabel Coixet / Spanien / 2022 / 93 min. / polnische Erstaufführung

17.09. 2023
20:30 Uhr


„Mein Körper hat es gewusst“, sagt eine der Protagonistinnen des Films von Isabel Coixet („Das geheime Leben der Worte“, „Mein Leben ohne mich“). „Ich hielt mich für sehr erwachsen, aber wenn ich mich selbst auf Video betrachte, sehe ich nur ein 15-jähriges Mädchen“. Solche Videos gibt es viele, auch im Film: Die jungen Protagonistinnen gehörten einst zu dem mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Ensemble La Inestable der renommierten Theaterschule am Teatre Municipal de l’Escorxador in Lleida (ironischerweise bedeutet „l’escorxador“ auf katalanisch „Schlachthaus“ – der Name des Theaters verweist auf die ursprüngliche Funktion des Gebäudes). Isabel Coixets Film schildert die sexuelle Gewalt, der die jungen Frauen auf und neben der Bühne jahrelang ausgesetzt waren: Der charismatische Professor Antonio Gómez schuf über Jahre hinweg eine Art Kult, in dem er seine jungen Schülerinnen sexuell missbrauchte. Die Protagonistinnen analysieren sowohl ihre individuellen Schicksale als auch den besonderen Charakter von Theaterschulen – einem Raum, in dem es leicht fällt, unauffällig Grenzen zu überschreiten und pädagogisches Vertrauen zu missbrauchen.  

 Isabel Coixet  © ©  Isabel Coixet   Isabel Coixet © Isabel Coixet
ISABEL COIXET

Isabel Coixet (geboren 1960) ist eine katalanische Filmregisseurin. Sie ist eine der meistbeachteten Regisseurinnen des zeitgenössischen Spaniens. Seit dem Beginn ihrer Filmkarriere im Jahr 1989 hat sie zwölf abendfüllende Spielfilme sowie Dokumentar-, Kurz- und Werbefilme gedreht. Mit dem intimen Drama "Mein Leben ohne mich", das auf einer Kurzgeschichte von Nancy Kincaid basiert, erlangte sie 2003 internationale Anerkennung. Zwei Jahre später führte sie Regie bei "Life Hidden in Words", der mit vier Goya-Preisen ausgezeichnet wurde: für den besten Film, die beste Regie, die beste Produktion und das beste Drehbuch. Im Jahr 2005 schloss sich Coixet einer Gruppe von 18 internationalen Filmemachern, darunter Gus Van Sant, Walter Salles und Joel und Ethan Coen, für das innovative Gemeinschaftsprojekt Paris, je t'aime" an. Im Jahr 2000 gründete sie ihre eigene Produktionsfirma, Miss Wasabi Films.


 
HER DOCS FORUM 2023 zeigt Filme, die exklusiv von Weronika Adamowska ausgewählt wurden. 

Weronika Adamowska ©  © Weronika Adamowska Weronika Adamowska © Weronika Adamowska
Adamowska ist seit über 10 Jahren in der Filmbranche tätig. Sie war Mitorganisatorin des größten polnischen Dokumentarfilmfestivals Millennium Docs Against Gravity Film Festival und arbeitete für Against Gravity - einen der führenden Verleiher von Dokumentar- und Arthouse-Filmen. In Deutschland gründete und leitete sie den Kinoverleih Rise And Shine Cinema bei der Filmverleihfirma Rise And Shine World Sales. In drei Jahren brachte sie Dokumentarfilme in die deutschen Kinos, die insgesamt von mehr als 200.000 Zuschauern gesehen wurden. Sie berät Dokumentarfilmer sowohl bei der Filmproduktion als auch beim Vertrieb. Stipendiatin des Programms Berlinale Talents, das junge Talente in der Filmbranche fördert.


 

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