|

11:00 Uhr

If Walls Could Tell

Künstlerische Interaktion mit der Öffentlichkeit im öffentlichen Raum | Projekt von Mischa Kuball

  • Verschiedene Veranstaltungsorte

  • Preis kostenlos

Mann zeichnet auf das Plakat © Foto: Kristina Bursać; Goethe-Institut Ljubljana

Mann zeichnet auf das Plakat © Foto: Kristina Bursać; Goethe-Institut Ljubljana

Das Goethe-Institut Ljubljana, Studio Mischa Kuball, das Museum und die Galerien der Stadt Ljubljana (MGML) in Zusammenarbeit mit der Mittelschule für Design und Fotografie laden zur Mitwirkung am Projekt „if walls could tell“ ein, das vom 15. April bis 4. Mai auf dem Platz der Französischen Revolution in Ljubljana stattfinden wird. Projektpartner ist TAM-TAM d. o. o.

„if walls could tell“ ist ein transnationales Projekt des Düsseldorfer Künstlers Mischa Kuball, das Kunst- und Kulturinstitutionen im Hinblick auf ihre Offenheit gegenüber breiteren gesellschaftlichen Gruppen und deren Ideen hinterfragt.

Über einen Zeitraum von drei Wochen werden wir inmitten des Platzes der Französischen Revolution zwei vier Meter lange und drei Meter hohe weiße Wände parallel zueinander – im Abstand von etwa einem Meter – aufstellen. Passantinnen und Passanten sind eingeladen, ihre Eindrücke, Interventionen und Gedanken darüber, was sie Museen, Galerien oder kulturellen Einrichtungen mitteilen möchten, auf die Wände zu schreiben, zu zeichnen oder zu malen. Die Wände laden zur Kommunikation ein, die sich auf die in institutionellen Rahmen präsentierte Kultur bezieht – eine Kommunikation, die üblicherweise unausgesprochen oder unausgedrückt bleibt.

MEHR ZUM PROJEKT

Über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen werden drei symbolische Museumswände in öffentlichen Räumen verschiedener Städte in Südosteuropa installiert. Sie dienen als zugängliche und temporäre Bühne für die lokale Bevölkerung. Diese Wände fungieren wie ein Filter, der alle „Spuren“ kultureller und urbaner Ausdrucksformen im städtischen Leben der Menschen sammelt – außerhalb der Kulturinstitutionen, auf die sie verweisen. Sobald die Bühne von ihrer Umgebung und den Menschen gezeichnet ist, kehrt sie in den institutionellen Kontext zurück, bewahrt die hinterlassenen Spuren oder bietet Raum für weitere Einschreibungen.

Mit dem Echo von Dos Passos’ Erzählungen im Hintergrund konzentriert sich der analoge museum_transfer – der transitorische, fast dystopische Ortswechsel mit seinen zahlreichen Einschreibungen – auf die Spuren, die auf den Wänden hinterlassen wurden. Diese Wände werden als temporärer Raum für die offene und grenzenlose Ausdruckskraft der Bürgerinnen und Bürger verstanden – in einem partizipativen künstlerischen Projekt im öffentlichen Raum. „if walls could tell“ stellt aktuelle gesellschaftliche Fragen: Kann eine Zivilgesellschaft ohne Museen existieren? Bedeutet das eine Auflösung oder gar einen Bruch des kulturellen Versprechens an zukünftige Generationen? Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Gesellschaft, Museen, Bürgerinnen und Bürgern, Künstlerinnen und Künstlern sowie Kuratorinnen und Kuratoren?

In diesem Kontext fungiert Mischa Kuball als Katalysator und öffnet den Raum für alle Bürgerinnen und Bürger, die so zu direkten Produzenten von Inhalten, Teilnehmern und Mitautoren eines gemeinschaftlichen Kunstwerks werden. Sie werden damit als politische Subjekte begriffen, die alle verfügbaren Mittel nutzen können sollten, um aktive Gestalter statt passive Konsumenten zu sein. Dies wirft die Frage auf: Was geschieht, wenn Bürgerinnen und Bürger, potenzielles Museumspublikum und Künstlerinnen und Künstler im öffentlichen Raum eine „Redefreiheit“ erhalten, die in der Museums- und Ausstellungspolitik unüblich ist?

Der Künstler Mischa Kuball zum Projekt: „Mit der öffentlichen Intervention „if walls could tell“ haben wir bereits in Sarajevo, Bukarest, Skopje und Chișinău die transformative Kraft kultureller Teilhabe erlebt. Wir haben erlebt, wie die ‚weißen Wände‘ – als Symbol des institutionellen Raumes – in ihrem jeweiligen städtischen Kontext zu Katalysatoren eines öffentlichen Diskurses werden. Die Geschwindigkeit und Überzeugung, mit der die Wände von der lokalen Gemeinschaft in Anspruch genommen und beschrieben werden, hat uns überrascht. Das steht sinnbildlich für Kräfte – Künstler:innen, Bürger:innen, Kulturaktivist:innen – die sich weigern, aus der Öffentlichkeit verbannt zu werden, und sich politischen, wirtschaftlichen und sozialen Druck widersetzen. Für mich sendet das eine starke Botschaft: Manchmal braucht es nur eine „weiße Wand“, damit Stimmen laut werden, Geschichten erzählt werden und sich der kulturelle Ausdruck als sichtbare, unbestreitbare Kraft in der Gesellschaft durchsetzt.“

„if walls could tell“ wurde erstmals im öffentlichen Raum nahe dem zukünftigen Gebäude des Ars Aevi Museums für Zeitgenössische Kunst in Sarajevo, entworfen von Renzo Piano, präsentiert, gefolgt von Bukarest, Skopje, Kraljevica, Bihać, Čačak, Ljubljana, Chișinău und Cetinje. Das Projekt endet im WELTKUNSTZIMMER in Düsseldorf, wo eine abschließende Diskussion mit allen Partnern stattfinden wird.

Kurator: Zoran Erić, Institut für Philosophie und soziale Theorie, Belgrad
 
Stadtmuseum Ljubljana – MGML, Gosposka ulica 15, 1000 Ljubljana

Mit: Eda Čufer (Dramaturgin, Kuratorin und Schriftstellerin, Fakultätsmitglied an der AVA – Akademie der bildenden Künste, Ljubljana), Mojca Puncer (außerordentliche Professorin für Philosophie an der Universität Maribor), Apolonija Šušteršič (bildende Künstlerin, Architektin und freiberufliche Forscherin)

Einweihung/Eröffnung: 15. April, 13.00 Uhr
Platz Trg francoske revolucije, Ljubljana

Wir freuen uns auf Sie!

Über den Künstler

Mischa Kuball

Künstler

Der Konzeptkünstler Mischa Kuball arbeitet seit 1977 im öffentlichen und institutionellen Raum. Seit 2007 ist er Professor für Public Art an der Kunsthochschule für Medien Köln, zuvor war er von 2006 bis 2008 Professor für Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung/ZKM Karlsruhe. Seit 2015 ist er Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, der Künste und der Geisteswissenschaften in Düsseldorf. 2016 wurde er mit dem Deutschen Lichtkunstpreis ausgezeichnet. Seit dem Frühjahr 2024 ist er assoziiertes Mitglied des Exzellenzclusters „Matters of Activity. Image Space Material“ an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Partner