Hannah-Arendt-Tage: Die Aktualität des Denkens von Hannah Arendt

Am 4. Dezember 1975 starb Hannah Arendt im Alter von 69 Jahren in ihrer Wohnung in der 370 Riverside Drive in New York. Heute zählt sie zu den bekanntesten und meistzitierten politischen Denkern des 20. Jahrhunderts. Ihr Werk und ihre einzigartige Lebensgeschichte sind eine Quelle der Inspiration für nachfolgende Generationen geworden, genauso wie Gegenstand zahlreicher politischer und philosophischer Kontroversen.

In ihrer Schreibmaschine verblieb ein Blatt mit der ersten Seite des Buches Vom Leben des Geistes, das sie leider nicht mehr vollenden konnte – ebenso wenig wie das geplante Buch über Politik, obwohl gerade das Politische eines der Hauptthemen ihres Denkens und Wirkens war. Werke wie Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Eichmann in Jerusalem, Vita activa oder Vom tätigen Leben, Wahrheit und Lüge in der Politik, Zwischen Vergangenheit und Zukunft und viele andere sind zu unverzichtbaren Referenzenwerken des kritischen politischen Denkens geworden und befassen sich mit Fragen der westlichen philosophisch-politischen Tradition, der Natur der Politik und moderner Herrschaftsformen, der Menschenrechte, des Staates und der Souveränität sowie mit Rassismus, Antisemitismus, Imperialismus und deren Folgen.

Anlässlich des Todestages von Hannah Arendt organisieren wir eine zweitägige Konferenz, um ihrem Werk Respekt zu zollen und die Aktualität ihres Denkens im 21. Jahrhundert zu reflektieren. Zur Konferenz laden wir Experten ihres Werkes aus Deutschland, Spanien, den Niederlanden, Serbien und Slowenien ein. Das Thema der Konferenz ist das heutige Verstehen des Denkens von Hannah Arendt.

Wir wollen unter anderem über folgende Fragen diskutieren: Was stellt in ihrem Werk heute den entscheidenden Impuls für kritisches politisches Denken dar? Welche Themen sind nach wie vor aktuell? Was bedeutet es heute, „politisch zu denken“? Inwiefern unterscheiden sich unsere heutigen Umstände von jenen ihrer Zeit?

Die Hannah-Arendt-Tage sind Teil des Projekts Jahr des Erbes der Philosophischen Fakultät Ljubljana.

Eingeladene TeilnehmerInnen aus dem Ausland

• Wolfgang Heuer, Dozent am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin, Herausgeber und Redakteur des Portals HannahArendt.net, Journal for Political Thinking (mit Rezensionen und Beiträgen zum Werk Arendts), sowie Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher über sie.
• Cristina Sánchez Muñoz, Professorin für Rechtsphilosophie an der Autonomen Universität Madrid, Co-Vorsitzende der IAPh – Internationale Assoziation von Philosophinnen, Autorin zweier Bücher und zahlreicher Artikel über Hannah Arendt sowie eines Werks über Simone de Beauvoir.
• Joris Roelofs, Musiker, Komponist und Klarinettist, Leiter der Abteilung für Jazzklarinette am Konservatorium Amsterdam. Unterrichtet zu Musik und Philosophie, seine Dissertation widmet sich der politischen Dimension von Improvisation, unter anderem bei Hannah Arendt.
• Daša Duhaček, Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Belgrad, Mitgründerin des Belgrader Zentrums für Frauenstudien und des Genderforschungszentrums und Autorin mehrerer Artikel und Bücher über Arendt.
• Maike Weißpflug, Politikwissenschaftlerin, die sich in ihren Artikeln und Büchern mit Hannah Arendt, den gesellschaftlichen Naturverhältnissen und der Frage beschäftigt, wie Wissenschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft besser zusammenarbeiten können, um eine lebenswertere Zukunft zu gestalten.

TeilnehmerInnen aus Slowenien

• Vlasta Jalušič, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Friedensinstitut und Professorin für Soziologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana, Autorin und Herausgeberin von Büchern und Artikeln über Hannah Arendt sowie Herausgeberin und Übersetzerin ihrer Werke ins Slowenische. Korrespondierende Redakteurin bei HannahArendt.net.
• Gorazd Kovačič, Dozent an der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana, Autor eines Buches über Gesellschaft und Sozialität bei Hannah Arendt sowie mehrerer Artikel über sie.
• Mirt Komel, außerordentlicher Professor für Philosophie an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Ljubljana, Übersetzer und Kenner von Hannah Arendt, Autor mehrerer Artikel über sie.

Veranstalter: Kultur- und Kongresszentrum Cankarjev dom, Philosophische Fakultät der Universität Ljubljana, Goethe-Institut Ljubljana und Friedensinstitut Ljubljana

Organisationskomitee: Dr. Vlasta Jalušič, Dr. Gorazd Kovačič, Dr. Sašo Jerše, Dr. Urban Šrimpf, Barbara Rogelj

Konferenzprogramm

Freitag, 10. Oktober
10:30–11:30 Eröffnung – Begrüßungsworte der VertreterInnen der teilnehmenden Institutionen

11:45–13:30
Daša Duhaček: How Relevant is Hannah Arendt’s Concept of Responsibility Today
Gorazd Kovačič: Hannah Arendt's writings on Palestine
Moderation: Vlasta Jalušič

13:30–15:00 Mittagspause

15:00–16:45
Wolfgang Heuer: Reading Arendt in dark times
Maike Weißpflug: "Es kommt darauf an ganz gegenwärtig zu sein" – Hannah Arendt's specific style of thinking 
Moderation: Gorazd Kovačič

Samstag, 11. Oktober
10:00–11:45
Cristina Sanchez Muñoz: Hannah Arendt: The Rules of War, the Rules of Peace
Vlasta Jalušič: Arendt's unique notion of politics
Moderation: Mirt Komel

12:00–13:45
Joris Roelofs: Hannah Arendt and the Janus-Faced Nature of Action and Improvisation
Mirt Komel: Arendt and the Greeks
Moderation: Wolfgang Heuer

13:45–14:00 Abschluss

19:00 Konzert von Joris Roelofs: Arendt Jazz Hour Wir freuen uns auf Sie!