Daniela Schreiter
Wie auf einem anderen Planeten

Comic-strip of Daniela Schreiter
Daniela Schreiter schildert in ihren Comics ein ernstes Thema: den Umgang mit der eigenen Erkrankung, dem Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus. | © Daniela Schreiter/Panini

Die Asperger-Autistin Daniela Schreiter schildert in der Comicreihe „Schattenspringer“, wie sie und andere Betroffene mit dem Syndrom umgehen, das sich anfühlt, als sei man „auf dem falschen Planeten gelandet“. Dabei gelingt es ihr, ernste Erfahrungen künstlerisch zu verarbeiten.

Von Stefan Pannor

Auf einen Blick

Daniela Schreiter wurde 1982 in Westberlin geboren. Von 2003 bis 2008 studierte sie Rechtswissenschaften in Berlin. 2009 wurde bei ihr das Asperger-Syndrom diagnostiziert, eine Sonderform des Autismus. Typische Symptome sind Überempfindlichkeit und ein Gefühl der Isolation. 2012 begann sie, ihre Erfahrungen im Comic zu verarbeiten, der unter dem Titel Schattenspringer zunächst online erschien.

Eine schwere Entscheidung

Die Zeichnerin habe lange überlegt, ob sie sich als Betroffene äußern und ihre Comics online veröffentlichen soll, erzählt sie. „Autisten haben mit vielen Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen, gerade im Arbeitsleben“, so Schreiter. Darüber hinaus war die Arbeit am Comic emotional belastend für sie: „Ich habe viele Flashbacks erlebt, gerade bei Kindheitserlebnissen. Ich musste viele Pausen einlegen, bevor ich weiterzeichnen konnte.“

Ein besonderes Werk

„Menschen mit dem Asperger-Syndrom haben öfter das Gefühl, auf dem falschen Planeten gelandet zu sein“, leitet Schreiter ihre Comic-Erinnerungen ein. Darin erzählt sie, wie sie in der Schulzeit gemobbt und ausgegrenzt wurde, weil es ihr nicht gelang, die sozialen Codes ihrer Mitschüler zu entschlüsseln, und wie sie mit Zusammenbrüchen zu kämpfen hat, weil die Überempfindlichkeit ihr Nervensystem überlastet. Um die Tragik des Themas zu brechen, schildert Schreiter sich in cartoonhafter Grafik wiederholt als Tollpatsch. Sie lässt der Selbstironie ebenso viel Raum wie dem Ernst: „Das erleichtert den Einstieg in ein ernstes Thema. Die Hemmschwelle, sich mit dem Thema zu beschäftigen, wird dadurch geringer.“
  • Comic Zeichnung Daniela Schreiter © Daniela Schreiter/Panini

    Typisch für das Asperger-Syndrom sind Symptome wie Überempfindlichkeit und ein Gefühl der Isolation.

  • Comic Zeichnung Daniela Schreiter © Daniela Schreiter/Panini

    Schreiter hat lange überlegt, ob sie sich als Betroffene äußern soll. Doch das hat ihr geholfen, mit eigenen Schwierigkeiten und Grenzen offener umzugehen.

  • Comic Zeichnung Daniela Schreiter © Daniela Schreiter/Panini

    Sie hat viele Flashbacks beim Zeichnen des Comics erlebt, gerade bei Kindheitserlebnissen. „Ich musste viele Pausen einlegen, bevor ich weiterzeichnen konnte“, sagt sie.

  • Comic Zeichnung Daniela Schreiter © Daniela Schreiter/Panini

    Die Erfahrung hat sie auch stärker gemacht. In „Autistic Hero-Girl“ schildert sie sich als autistische Superheldin.

Von anderen anerkannt

Das gilt auch für andere Betroffene. „Ich stehe mit vielen Autisten in Kontakt, gerade über soziale Netzwerke.“ Die Veröffentlichung ihrer eigenen Erinnerungen in Buchform habe ihr geholfen, die Erlaubnis zu erhalten, die Erfahrungen dieser Menschen in den Folgebänden von Schattenspringer als Comic zeichnen zu dürfen. „Ich wollte zeigen, dass das autistische Spektrum groß ist und jeder Autist anders.“

Die Asperger-Superheldin

Und sie selbst? „Ich gehe seitdem offener mit meinen Schwierigkeiten und meinen Grenzen um.“ Aus dem neuen Selbstbewusstsein entstand das Werk Die Abenteuer von Autistic Hero-Girl, in dem Schreiter mit den Mitteln des Superhelden-Comics ihren Kampf mit dem Syndrom schildert. Die kurzen Episoden erlangen ihren Witz aus der Konfrontation der autistischen Superheldin mit Alltagssituationen wie dem Einkaufen und dem Lärm der Nachbarn.

In eigenen Worten

„Ich lebe seit der Veröffentlichung des Comics freier und versuche nicht mehr so stark, mich zu verstellen.“

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