Filmreihe bei Goethe on Demand Wir feiern Werner Herzog!

Szene aus Filmen © Werner Herzog Film

Do, 01.12.2022 –
Sa, 31.12.2022

Online

Werner Herzog feiert am 05. September seinen 80. Geburtstag. Sein Schaffen hat das Neue Deutsche Kino entscheidend geprägt und macht ihn zu einem wichtigen Vertreter des internationalen Autor*innenfilms. Zu diesem Anlass werfen wir einen Blick auf fünf Filme seines reichen Werks.

Plattform Goethe On Demand
PROGRAMM 

NOSFERATU – PHANTOM DER NACHT

Farbe, 103 min
1978 Werner Herzog
Mit: Klaus Kinski, Isabelle Adjani, Bruno Ganz

Nosferatu © Werner Herzog Film Ausgehend von Stokers Horror-Roman DRACULA (1897) und von dessen berühmter Stummfilmversion NOSFERATU (Murnau, 1921) erzählt Herzog die häufig adaptierte Vampir-Geschichte neu: als Verbindung zwischen den Bildern des deutschen Klassikers und seinem eigenen visuellen Kosmos. Werner Herzog unterwirft sich in NOSFERATU zwar den Regeln des Genres, aber er versteht es, seine eigenen Leitmotive und visuelle Sprache jederzeit einzubringen und gleichzeitig auf die Traditionen des deutschen expressionistischen Kinos zurückzugreifen. Während er immer wieder Murnaus Werk in seiner Bildsprache und Handlung zitiert, schafft er Platz für seinen persönlichen visuellen Ausdruck. "Das sind innere Landschaften, die ich zeigen will!", so Herzog. Ihm geht es dabei vor allem um den Einbruch des Schreckens in eine vermeintlich sichere bürgerliche Welt. Alles vor NOSFERATU, so hat der Filmemacher erklärt, sei ein Tasten gewesen. Von nun an habe er innerlich die Sicherheit gewonnen für künftige Arbeiten.

 
 

AGUIRRE, DER ZORN GOTTES

Farbe, 93 min
1972  Werner Herzog
Mit: Klaus Kinski, Ruy Guerra, Helena Rojo, Peter Berling, Daniel Ades

Aguirre la ira de Dios © Werner Herzog Film 16. Jahrhundert, in den peruanischen Anden: Eine Expedition spanischer Conquistadores ist auf der Suche nach El Dorado, dem sagenhaften Goldland der Inkas. Der machtbesessene Unterführer Aguirre reißt das Kommando über einen Voraustrupp an sich, der auf Flößen den Amazonas herabfahren und die Gegend erkunden soll. Aguirre erklärt den spanischen König für abgesetzt und einen mitreisenden Adligen zum Kaiser von El Dorado. Dann stößt er mit den Flößen weiter ins Land vor, inmitten einer feindlichen Umwelt, bedroht durch die Giftpfeile der Indigenen, Hunger, Erschöpfung, Krankheit und Meuterei. Die Gruppe wird immer weiter dezimiert. Am Ende sehen wir Aguirre dem Wahnsinn verfallen, auf einem von Leichen bedeckten Floß, das den Amazonas hinabtreibt. Aguirres Traum von El Dorado, von Macht und Größe, ist der Traum, Geschichte zu machen, um sich dem Schicksal zu widersetzen. Es ist ein bildgewaltiges Abenteuer, das dem Neuen Deutschen Film auch international große Anerkennung verschaffte. Gleichzeitig ist AGUIRRE, DER ZORN GOTTES auch die erste Zusammenarbeit von Werner Herzog und dem exzentrischen Klaus Kinski. Ihr enges Verhältnis ist stets von einer großen Ambivalenz geprägt gewesen und brachte weitere Filme, wie NOSFERATU (1979) und FITZCARRALDO (1982) hervor.

FITZCARRALDO

Farbe, 161 min
1981  Werner Herzog
Mit: Klaus Kinski, Claudia Cardinale, Paul Hittscher, Miguel Angel Fuentes,
Huerequeque Enrique Bohórquez, José Lewgoy, Grande Othelo, Peter Berling

Fitzcarraldo © Werner Herzog Film Im lateinamerikanischen Urwald ist der Abenteurer und Opernliebhaber Brian Sweeney Fitzgerald, genannt Fitzcarraldo, von der Idee besessen, einer der aufstrebenden Kautschukbarone zu werden und in der ärmlichen Stadt Iquitos ein großes Opernhaus zu errichten. Von den Ersparnissen seiner Freundin Molly, einer Bordellbesitzerin, ersteht er einen fast verrotteten Flussdampfer und ein unerschlossenes Kautschuk-Gebiet. Um seinen Plan nicht schon in der ersten Phase scheitern zu lassen und die unpassierbaren Stromschnellen des Rio Ucayali zu umgehen, hat Fitzcarraldo eine schier unglaubliche Idee: Er will zunächst den Rio Pachitea flussaufwärts fahren, um dann an einer Stelle, an der sich beide Flüsse sehr nahe kommen, den Dampfer über einen Berg in den Rio Ucayali ziehen. Doch dies ist nicht das einzige Wagnis, in das der Besessene seine Mannschaft führen wird.

LEKTIONEN IN FINSTERNIS

Farbe, 52 min
1992 Werner Herzog

Lecciones en la oscuridad © Werner Herzog Film Kurz vor dem Ende des Zweiten Golfkriegs setzen irakische Truppen beim Rückzug aus Kuwait Ölfelder in Brand. Herzog und sein Kameramann versuchen, das Unfassbare, die Apokalypse, mit filmischen Mitteln zu erfassen und zu zeigen, was zurückbleibt. LEKTIONEN IN FINSTERNIS ist ein Dokumentarfilm ungewöhnlicher Art. Regie-Legende Werner Herzog zeigt die apokalyptisch wirkende Landschaft der brennenden Ölfelder in Kuwait nach dem Golfkrieg. Durch die Abwesenheit eines Erzählers und den Einsatz nur sehr weniger Interviews in Kombination mit ausgefeilter Bildästhetik lässt Herzog die Bilder für sich selbst sprechen, ohne dabei auf politische oder geographische Informationen einzugehen. Dank dieser Machart wird der Film aus seinem dokumentarischen Charakter gehoben, und die irdischen Orte erscheinen außerweltlich.

LAND DES SCHWEIGENS UND DER DUNKELHEIT

S/w,  85 min
1971 Werner Herzog

El país del silencio y la oscuridad © Werner Herzog Film Herzogs sensibler Dokumentarfilm nähert sich der Erfahrungswelt taubblinder Menschen, deren Wahrnehmungsvermögen ein besonderes Verhältnis zur Umwelt bedingt. So offenbart sich ein menschliches Grundbedürfnis, die Außenwelt wahrzunehmen und sich als Teil dieser zu begreifen. In seinem Dokumentarfilm porträtiert Werner Herzog mehrere Menschen mit dieser schweren, doppelten Behinderung, insbesondere die 56jährige Fini Straubinger, die nach einem Unfall zuerst erblindete und dann langsam auch ertaubte. Sie kann jedoch immer noch sprechen und bleibt mittels des "Lormen", des Handalphabets, in Kontakt zu ihrer Umgebung. Sie betreut andere Taubblinde wie Else Fährer, die in Apathie verfiel und in die Psychiatrie eingewiesen wurde, oder den schon von Geburt an taubblinden Vladimir. Unermüdlich kümmert sie sich um ihre Leidensgenoss*innen und versucht die Einsamkeit zu überwinden. Auf einfühlsame Weise findet Werner Herzog in diesem noch frühen Dokumentarfilm Zugang zur Erfahrungswelt seiner taubblinden Protagonistin. Die zentrale Bedeutung des menschlichen Kontakts sowie das elementare Grundbedürfnis, die Außenwelt wahrzunehmen und sich selbst als Teil dieser zu begreifen, machen LAND DES SCHWEIGENS UND DER DUNKELHEIT zu einem zutiefst menschlichen Film

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