Literatur Ein Fall von Übersetzung im Tandem

Correspondencia Adorno Scholem Foto: Eterna Cadencia

11.10.2016

Goethe-Institut Buenos Aires

Club de Traductores Literarios im Goethe-Institut. Mit Martina Fernández Polcuch und María Tellechea, Übersetzerinnen des Briefwechsels 1939 – 1969 zwischen Theodor W. Adorno und Gershom Scholem. Diesen Oktober wird die erste spanische Ausgabe der Korrespondenz vom Verlag Eterna Cadencia in Buenos Aires veröffentlicht.

Dienstag, 11. Oktober 2016, 19:00 Uhr in der Bibliothek des Goethe-Instituts, Avenida Corrientes 343.

Der Verlag Eterna Cadencia veröffentlicht zum ersten Mal überhaupt die spanische Übersetzung des von Asaf Angermann herausgegebenen Briefwechsels  1939 – 1969 zwischen Theodor W. Adorno und Gershom Scholem. Den Auftrag für die Übersetzung hatten die argentinischen Übersetzerinnen Martina Fernández Polcuch und María Tellechea erhalten. Der Austausch zwischen Adorno und Scholem begann mit ihrer Besorgnis um das Leben eines gemeinsamen Freundes: Walter Benjamin. Mit dessen tragischen Selbstmord ging er jedoch darüber hinaus und gewann an intellektueller Intensität und zeichnet sich durch einen facettenreichen Charakter aus.

Der Briefwechsel besteht aus vielen Unterhaltungen und Diskussionen, die thematisch eng mit dem Denken Benjamins verwandt sind. Dieses formt jedoch nur den Ausgangspunkt für Konversationen, die noch viel weitreichender werden sollten. Trotz dessen wird auch immer wieder das Bemühen um die Veröffentlichung des Nachlasses von Benjamin besprochen, sowie die Rezeption seiner Werke im Nachkriegsdeutschland einer Analyse unterzogen. Schlussendlich tauschen Adorno und Scholem ihre Kritiken der Tabus der deutschen Gesellschaft und Politik aus – hier ist oft Thema, was Adorno die Aufarbeitung der Vergangenheit nennt.

Für die Übersetzung der 544 Seiten, die die einzigartige Korrespondenz zwei der größten Theoretiker der Nachkriegszeit abbildet, haben Fernández Polcuch und Tellechea im Tandem gearbeitet. Diesem Begriff haften Bedeutungen an, die sich auch in der Arbeit der zwei Frauen wiederfinden: „Einheit von Elementen, die sich komplementieren“, „vereinte Bemühungen um ein gemeinsames Befangen“. Von der Vorgehensweise, den Freuden, Hindernissen und Herausforderungen dieser zweiköpfigen Arbeit, in der sich jede der Übersetzerinnen die Stimme eines der Absender angeeignet hat, werden Fernández Polcuch und Tellechea im Gespräch mit Jorge Fondebrider im Rahmen des vorletzten Club de Traductores in diesem Jahr in der Bibliothek des Goethe-Instituts berichten.
 
Martina F. Polcuch Foto: Martina Fernández Polcuch Martina Fernández Polcuch studierte Literatur an der UBA und wurde am Goethe-Institut als Übersetzerin und Dolmetscherin ausgebildet. Sie arbeitet als Übersetzerin und Dolmetscherin aus, darüber hinaus lehrt sie Literaturwissenschaft und Literarische Übersetzung am Institut Lenguas Vivas „Juan Ramón Fernández“, wo sie bereits zwei Mal das regelmäßige Seminar für Übersetzungswissenschaft koordinierte (2007 und 2011). Fernández Polcuch arbeitet außerdem als Dozentin am Lehrstuhl für „Leseverstehen auf Deutsch“ der Philosophischen Fakultät der UBA. Sie übersetzte Prosa des 20. Jahrhunderts (Anna Seghers, Ilse Aichinger, Herta Müller) und zeitgenössische Dichtung (Ann Cotten, Daniela Seel).
 
Tellechea Foto: María Tellechea María Graciela Tellechea wurde am Institut Lenguas Vivas „Juan Ramón Fernández“ ausgebildet und erhielt 2012 den Abschluss als literarische und wissenschaftlich-technische Übersetzerin für Deutsch. Zurzeit arbeitet sie als Deutschdozentin an der Philosophischen Fakultät der UBA und im Sprachlabor der Universität. Seit drei Jahren besucht Tellechea Seminare im Rahmen des von Miguel Vedda geleiteten Masterprogrammes „Fremdsprachen und Vergleichende Literaturwissenschaft“. Seit 2012 nahm sie an zahlreichen Übersetzungsworkshops teil und erhielt 2013 ein Aufenthaltsstipendium für Übersetzer_Innen vom Literarischen Colloquium Berlin, um die Novelle Wörterbuch von Jenny Erpenbeck zu übersetzen. Das Werk stellt Tellecheas erste Übersetzung eines Buches dar und wurde 2014 vom Edhasa Verlag unter dem spanischen Titel „La pureza de las palabras“ (dt. Die Reinheit der Worte) veröffentlicht.
 

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