Filmkritik | Best of Berlinale
„Systemsprenger”: eine erschütternde Aufklärungsgeschichte

Systemsprenger Film Still
© kineo / Weydemann Bros. / Yunus Roy Imer

„Systemsprenger” ist die Erzählung des turbulenten Lebens eines kleinen Mädchens, für das es keinen Platz zum Wachsen und Gedeihen zu geben scheint. Unsere Filmkritik behandelt den dokumentar-ähnlichen Ansatz des Films und die hervorragende Leistung der Schauspieleri*nnen, die die Emotionen der Zuschauer*innen kaum unberührt lassen können.
 

Von Maya Sapronov

Die neunjährige Benni wandert zwischen Heimen für „schwierige Kinder” und Pflegeheimen hin und her. Wegen ihrer Wutausbrüche kann sie nicht bei ihrer Familie bleiben, sie ist isoliert und die einzigen Erwachsenen um sie herum sind eine Gruppe von Betreuern, die mit ihrem Fall nicht zurechtkommen. Niemand kann Bennis Wut in die richtigen Bahnen lenken und ihre Anfälle sind nicht zu beruhigen. „Systemsprenger" ist die Erzählung des turbulenten Lebens dieses kleinen Mädchens, für das es keinen Platz zum Wachsen und Gedeihen zu geben scheint.

Ein berührender Naturalismus

„Systemsprenger”’s authentischer Stil gibt fast den Anschein eines Dokumentarfilms. Insbesondere die Schauplätze, Kulissen und Kostüme vermitteln einen realistischen Eindruck, aber auch die natürliche Beleuchtung und die Kameraführung tragen stark zu der realistischen Wirkung des Films bei. Die Kamera ist nie starr, was dem Zuschauer das Gefühl gibt, Teil jeder Szene zu sein. Sie filmt die Darsteller*innen aus der Nähe, so dass man in ihre Intimsphäre eintaucht und eine noch stärkere Bindung zu ihnen schafft. Kurzum, dieser fast dokumentarische Ansatz verstärkt die Emotionen, die der Zuschauer empfindet, um ein Vielfaches. 
  • Systemsprenger © kineo / Weydemann Bros. / Yunus Roy Imer

  • Systemsprenger © kineo / Weydemann Bros. / Yunus Roy Imer

  • Systemsprenger © kineo / Weydemann Bros. / Yunus Roy Imer

  • Systemsprenger © kineo / Weydemann Bros. / Yunus Roy Imer

Herausragende Schauspieler*innen

Was an Nora Fingscheidts Spielfilm am meisten auffällt, ist das Auftreten der Schauspieler*innen, insbesondere das der Hauptdarstellerin: Helena Zengel. Ihr Schauspiel ist so kraftvoll, so glaubwürdig und ihre Leinwandpräsenz so fesselnd, dass es fast schwerfällt nicht zu vergessen, dass sie eine Schauspielerin und die Geschichte nur Fiktion ist. Auch die Darbietung von Gabriela Maria Schmeide als Frau Bafané, die als einzige Benni nicht aufgibt, ist ungemein bewegend. Eine ihrer Szenen rührte mehrere Personen im Saal zu Tränen. Ihre Emotionen übertragen sich augenblicklich auf das Publikum, so überzeugend ist ihr Schauspiel. Auch Albrecht Abraham Schuch, der Schauspieler, der Bennis Erzieher Michael Heller verkörpert, bietet eine atemberaubende Leistung. Seine Figur ist liebenswert und erschütternd zugleich, was Schuch sehr treffend spielt. Kurzum, allein die Leistung der Schauspieler*innen ist ein hervorragender Grund, sich diesen unglaublich einprägsamen Film anzusehen.

„Systemsprenger” ist verfügbar auf Netflix
 

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