Deutsche Spuren in Neufundland
​​​Die Familie Schau – Papageientaucher-Patrouille an der Witless Bay

Gerettete Papageientaucher
Gerettete Papageientaucher | © Hardyuno/Colourbox

Die berühmten Seevögel der kanadischen Atlantikküste stranden wegen der Lichtverschmutzung häufig auf den trockenen und befahrenen Küstenstraßen. Schon lange gilt das Problem bei den Einheimischen als bekannt. Doch niemand wusste bisher, wohin mit den jungen Vögeln. Nun hat ein deutsches Ehepaar mit einem Ferienhaus in Witless Bay, Neufundland, eine Initiative zur Rettung von Papageientauchern ins Leben gerufen. 

Witless Bay, die nächstgelegene Stadt zum Ökologischen Reservat
Witless Bay, die nächstgelegene Stadt zum Ökologischen Reservat | © Russell Wangersky
Es sind Hunderte von jungen Papageientauchern, die während ihrer ersten Übungsflüge von ihren Nestern auf der nahegelegenen Gull Island durch die Lichter der Stadt irritiert werden und deswegen Jahr für Jahr an der Küste von Witless Bay stranden. In Witless Bay oder einem der benachbarten Orte zu landen, ist ein klassischer Anfängerfehler, denn gerade erst flügge gewordene Papageientaucher lassen sich durch die Lichter täuschen. Diese Tragödie hat auch das Herz des deutschen Ehepaares Jürgen und Elfie Schau berührt, die in Witless Bay ein Ferienhaus besitzen. Jürgen Schau, eigentlich Filmproduzent aus Berlin, sah angefahrene Vögel auf der Straße liegen und fragte die Einheimischen danach. „These are puffins“, bekam er als Antwort zu hören. Daraufhin begann er selbst, sie zu retten, holte einige Nachbarfamilien dazu, fing die Vögel auf eigene Faust ein und ließ sie wieder frei. Die Einwohner von Witless Bay waren beeindruckt von so viel Eigeninitiative: Jürgen Schau war der richtige Mann am richtigen Ort, der eine Lösung für ein altes Problem fand.

Jürgen Schau, der „Puffin Man“
Jürgen Schau, der „Puffin Man“ | © Canadian Parks and Wilderness Society

Papageientaucher, die gesund in die Freiheit zurückkehren
Papageientaucher, die gesund in die Freiheit zurückkehren | © Russell Wangersky
Unter dem Namen „Puffin Patrol“ ist seine Initiative seitdem vor Ort bekannt. Bis heute dient die Garage der Schaus als Sammelstelle, in der die Vögel abends untergebracht werden. Dort wo sonst ihr Privatfahrzeug stand, ist nun eine lokale Hilfeeinrichtung für die jungen Papageientaucher entstanden, in der sie beringt und gewogen werden und ihr Zustand protokolliert wird. Aus dem Ferienhaus der deutschen Familie werden die Daten Environment Canada und anderen interessierten Stellen zur Verfügung gestellt. Jürgen Schau ist durch sein Engagement als „Puffin Man“ aus Leidenschaft bekannt.
Dabei lässt er es sich auch anmerken, wie stolz es ihn macht, dass alles im kleinen privaten Rahmen im Haus der Schaus angefangen hat. Heute ist seine Initiative eine bekannte Organisation, die sehr geschätzt wird und Erfolge verzeichnet. Von mehr als 2.000 Vögeln, die in Witless Bay und den Nachbarorten – wie Tors Cove, Bay Bulls und Mobile – gerettet, beringt und freigelassen wurden, ist nicht ein einziger zurückgekehrt. Das ist ein gutes Zeichen.

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