Aspigurl

Aspigurl © Aspigurl

Aspigurl ist ein Comic, in dem die Stimme autistischer Menschen durch Anekdoten oder Reflexionen aus dem Alltag wiedergegeben wird.

Aspigurl - Versöhnung © Aspigurl

„Es ist an der Zeit, zusammenzuarbeiten."

Könnt ihr uns sagen, was ihr mit eurem Werk vermitteln wolltet? Was waren die Inspirationen und Ideen, die bei der Schaffung des Werkes ausschlaggebend waren?

Es geht um ein Thema, das auch unsere Promotionsforschung betrifft. Wenn wir über Forschung und Neurodiversität sprechen, gibt es oft ein Ungleichgewicht zwischen den Teilnehmer*innen (Menschen mit atypischen kognitiven Profilen) und den Forscher*innen, die von außen beobachten. Zunehmend gibt es Vorschläge, die Perspektive der Betroffenen in die Forschung einzubeziehen und damit die Möglichkeit zu bieten, vom Studienobjekt zu vollwertigen Akteur überzugehen. Dies ist nicht unbedingt leicht, da etwa die Art und Weise, wie Informationen übermittelt werden, den Austausch von Informationen beeinträchtigen kann: Wie kann man zum Beispiel die Aussagen nonverbaler Personen einholen? Die Lösung ist jedoch nicht so kompliziert, wie man befürchten mag und führt uns zu einem Grundprinzip der Kommunikation zurück: dem Zuhören. Im Gegensatz zur Beobachtung bedeutet Zuhören hier, den eigenen Rahmen und die eigenen Analyseinstrumente hinter sich zu lassen und alles zu tun, was in der eigenen Macht steht, um den anderen, die andere zu hören.

Genau das wollten wir mit diesem Comic vermitteln: Hören wir doch einmal auf, über die Autismusforschung in den Labors nachzudenken, und sorgen wir dafür, dass die wissenschaftliche Welt und die Community da draußen miteinander versöhnt werden. Menschen mit Autismus reden, sie kommunizieren, sie haben Bedürfnisse und sie bitten darum, dass ohne sie nichts über sie beschlossen und in die Tat umgesetzt wird.
 
Warum ist das Thema der Versöhnung für euch wichtig?

Versöhnung hat etwas ganz Besonderes, das sich von Kompromissen unterscheidet. Es geht um einen Ausgangspunkt, an dem jede Partei erkennt, dass es ein Problem gibt, und gemeinsam nach einer Lösung sucht. Dies ist ein wichtiges Prinzip, wenn man sich für Neurodiversität einsetzt, und es hängt mit dem Unterschied zwischen Integration und Inklusion zusammen.

Wenn wir über Integration sprechen, schlagen wir entweder vor, einer Partei entgegenzukommen, oder wir fordern die andere Partei auf, Kompromisse zu machen.

Wenn wir über Inklusion sprechen, wird die gesamte Struktur neu durchdacht, damit niemand von vornherein zurückbleibt. Das ist es, wozu uns das Thema Versöhnung inspiriert, um gemeinsam eine gerechtere Gesellschaft für alle zu erdenken und neu aufzubauen.
 
Wie war der kreative Prozess bei der Schaffung dieses Kunstwerks? (Plant ihr viel im Voraus, und entsteht erst der Text oder die Illustration oder umgekehrt? Welche Medien und Methoden habt ihr angewendet?
 

Es war uns wichtig, das Thema für die breite Öffentlichkeit verständlich zu machen und akademische Gewohnheiten beiseite zu lassen. Der Webcomic zwingt uns, uns von allzu komplizierten Sätzen, akademischen Gewohnheiten und Forschungsreflexen zu befreien. Es ist immer wichtig, dass man in der Lage ist, zu den Grundlagen zurückzukehren.

Genau das bezwecken wir mit dem Aspigurl-Webcomic, der das Leben einer jungen autistischen Frau anhand von Anekdoten oder Reflexionen aus dem Alltag veranschaulicht. Autismus ist, wie jede Form von Neurodiversität, ein bloßer Unterschied, kein Drama.

Die Kommunikation durch Bilder und die Vermeidung von Worten ermöglicht es sowohl autistischen als auch nicht-autistischen Menschen, sich in einem "Dialog-Raum" wiederzufinden. Für uns ist es wichtig, dass Bilder für sich selbst sprechen; wir können eine erste Botschaft haben, aber wir zwingen uns, keine Worte zu gebrauchen, um zu vermeiden, dass das Bild nur eine Stütze wird, d.h. um zu vermeiden, dass das Bild im Hintergrund steht.

Wir beginnen also mit einer Idee, einer Botschaft, und wir versuchen, direkt über die Illustrationen nachzudenken. Sagen wir einfach, wir kritzeln während der Konzeptionsphase eine Menge! Für das Projekt 20 AutorInnen, 20 Comics haben wir uns aus unserem üblichen humorvollen Tonfall herausbewegt und uns die Zeit genommen, eine einfache und klare Botschaft zu formulieren: Es ist an der Zeit, zusammenzuarbeiten.
 

Motiviert durch ein gemeinsames Ziel - nämlich die Kognitionswissenschaften in den Dienst der Neurodiversität zu stellen - konzentriert sich unsere Doktorandenforschung in Philosophie bzw. Kognitionswissenschaften an der Université du Québec à Montréal auf die Einbeziehung der Neurodiversität in Standardmodelle der menschlichen Kognition. Im Bewusstsein der Bedeutung von Wissensverbreitung lancierten wir im April 2018 einen wöchentlichen Comicstrip mit dem Titel Aspigurl, der das tägliche Leben von Menschen mit Autismus in einem humorvollen Tonfall behandelt und dadurch eine Zugänglichkeit für alle Zielgruppen schafft.
 

Um mehr über die Arbeit von Aspigurl zu erfahren

können Sie ihnen in den sozialen Medien folgen oder ihre Webseite besuchen:
Instagram
Facebook
Webseite

Top