Medienkunst und Globalisierung
Häufig nomadisch
Medienkunst experimentiert gerne mit modernen Kommunikationstechnologien. Diese ermöglichen nicht nur der Wirtschaft weltweite Vernetzung, sondern auch denjenigen, die sich kritisch-künstlerisch mit den Auswirkungen des Neoliberalismus und der Globalisierung auseinandersetzen.
Szene in Bewegung
Medienkünstler leben häufig nomadisch, ihre Mobilität beschränkt sich nicht allein aufs Virtuelle. Sie verlassen ihre Heimatländer um an den Hochschulen zu lernen, die sich mit Medien, Kunst und Technologien beschäftigen. Diese befinden sich bislang noch überwiegend in Europa und den USA. Beispiele sind das Massachusetts Institute of Technology (MIT), das California Institute of the Arts (CalArts), Goldsmith in England, die Rijkskademie van beeldende kunsten in den Niederlanden oder die Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln, die Bauhaus- Universität Weimar, die Universität der Künste Berlin (UDK), die staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe oder die Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main.
Auch die Förderstrukturen der Europäischen Union unterstützen die Mobilität von Künstlern. Sie begünstigen länderübergreifende Kooperationen von Kulturinstitutionen oder bedingen sie sogar. Für das Kultur- und Medienprogramm Creative Europe ist in der Regel die Kooperation von mindestens drei europäischen Kulturinstitutionen notwendig. Es gibt sogar spezielle Förderbereiche für Plattformen und Netzwerke. Der interkulturelle Dialog, die Einbeziehung digitaler sozialer Netzwerke und die Mobilität der Akteure sind dabei wichtige Kriterien.
Kaum kulturelle Divergenzen
Grenzüberschreitungen der Medienkunst
Ausstellungen
Mit dem Phänomen der globalisierten Kultur und Kunst haben sich in den vergangenen Jahren viele Kulturinstitutionen in Deutschland auseinandergesetzt. Bei Festivals wie der Transmediale in Berlin oder dem European Media Ars Festival in Osnabrück ist die Globalisierung allgegenwärtiges Thema. Bereits 2003 fragte die Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin Susanne Jaschko im Einführungstext zur Transmediale kritisch: „Wie global ist Medienkunst?“, um festzustellen, dass sich „Künstler durchaus der Globalisierung und ihrer zahlreichen ökonomischen, sozialen und kulturellen Folgen bewusst sind und mit künstlerischer Arbeit dazu Stellung nehmen.“Dementsprechend setzte das Edith-Russ-Haus in Oldenburg die Ausstellung Generation i.2 – Ästhetik des Digitalen im 21. Jahrhundert 2014 gleich unter die These, dass die weltweite Vernetzung neue globale ästhetische Tendenzen schafft, und der Hartware MedienKunstVerein in Dortmund unterzieht in seiner Ausstellung World of Matter 2014 den Umgang mit globalen Ressourcen einer kritischen Untersuchung.
Die Internationalisierung der Widerstandsformen in Europa und Südamerika war 2009 Gegenstand der Ausstellung Subversive Praktiken – Kunst unter Bedingungen politischer Repression des Württembergischen Kunstvereins. Zu sehen war unter anderem das Video Marca Registrada, in dem die brasilianische Videokunstpionierin Letícia Parente sich aus Protest gegen die damals regierende Militärjunta ein „Brasil“-Markenzeichen in die Fußsohle stickt.
Den globalen kreativen Widerstand greift auch das ZKM (Zentrum für Kunst und Medientechnologie) in Karlsruhe auf. Global aCtIVISm ist der erste Teil eines 300-tägigen Ausstellungs-Marathons über die globale Kunstpraxis. Die Medienkünstler gehen in die Welt und vernetzen sich. Ihre Kunst ist daher zwangsläufig nicht nur ein Spiegel der Globalisierung, sondern auch immer ein Teil davon.
Ausstellungen
„Generation i.2 - Ästhetik des Digitalen im 21. Jahrhundert“, Edith-Russ-Haus Oldenburg, 15. November 2013 bis 16. Februar 2014
„World of Matter“, Hartware Medienkunst-Verein Dortmund, 1. März bis 22. Juni 2014
„global aCtIVISm“, ZKM Karlsruhe, 14. Dezember 2013 bis 30. März 2014