Virtuelles Gespräch
Heimat ist ein Raum aus Zeit

Thomas Heise: Heimat ist ein Raum aus Zeit
© Ma.ja.de.Filmproduktion

Virtuelles Gespräch mit dem Filmschaffenden Thomas Heise, moderiert von Barbara Thériault.

Kostenlos, um Anmeldung wird gebeten:


Das Gespräch wird auf Deutsch mit englischer Übersetzung stattfinden. 

Gespräch mit dem Regisseur Thomas Heise über seinen Film Heimat ist ein Raum aus Zeit anlässlich der 30 Jahre deutscher Wiedervereinigung.

Dieser monumentale Dokumentarfilm, der 2019 mit dem Sonderpreis der Jury bei den Rencontres internationales du documentaire à Montréal ausgezeichnet wurde, erzählt die Geschichte eines Jahrhunderts deutscher Geschichte anhand persönlicher Briefe aus dem Familienarchiv des Regisseurs. Auf diese Weise veranschaulicht der Film die beiden Weltkriege, die beiden deutschen Staaten und die Wiedervereinigung im Jahr 1990.

Über den Film
Zu sehen sind aktuelle Aufnahmen aus Deutschland, durchsetzt mit Archivdokumenten. Zu hören ist die Stimme des Filmemachers, der nüchtern persönliche Briefe seiner Familienmitglieder vorliest,  die sich mehr als ein Jahrhundert deutscher Geschichte abdecken. Von Weltkriegen bis hin zur Flüchtlingskrise, über die Shoah, das geteilte Deutschland und die Herausforderungen der Wiedervereinigung, zeichnet Thomas Heise die Geschichte Deutschlands nach, um die Entwicklung und die Gegenwart seines Landes besser zu verstehen zu können. In diesem visuellen Essay verschmelzen Privatleben und gesellschaftspolitische Umbrüche, sind individuelle Schicksale eingebettet innerhalb der ideologischen Bewegungen ihrer Zeit. In seiner kritischen Betrachtung des Wiederauflebens von identitätsgetriebenen nationalistischen Bewegungen, ist "Heimat" ein ebenso persönliches, wie politisches Werk.

Über Thomas Heise
Heise, Sohn des Philosophieprofessors Wolfgang Heise, absolvierte von 1971 bis 1973 eine Lehre als Drucker. Nach einjährigem Wehrdienst in der NVA arbeitete Heise 1975 bis 1978 als Regieassistent im DEFA-Studio für Spielfilme, unter anderem bei Heiner Carows „Bis daß der Tod euch scheidet“ (1978). Zeitgleich holte er sein Abitur auf der Abendschule nach. 1978 begann er ein Regiestudium an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, das er 1982 abbrach. Seitdem ist Heise freiberuflich als Autor und Regisseur tätig. Seine ersten Dokumentarfilme, die zu DDR-Zeit entstanden, wurden allerdings verboten bzw. gelangten nicht zur Aufführung.

1987 bis 1990 war Heise Meisterschüler bei Gerhard Scheumann an der Akademie der Künste der DDR. In dieser Zeit realisierte er für den Rundfunk der DDR das Radio-Feature „Widerstand und Anpassung – Überlebensstrategie. Erinnerungen eines Mannes an das Lager Dachau“ (1987), dem seine Gespräche mit dem Schauspieler Erwin Geschonneck zugrunde liegen. Widerstand und Anpassung zählt zu den bedeutenden Werken im Bereich des O-Ton-Features. Trotz Geschonnecks Fürsprache wurde die fertige Produktion aus politischen Gründen auf Eis gelegt und ins Archiv verbannt. Anfang Dezember 1989, vier Wochen nach dem Fall der Mauer, wurde das Stück vom Berliner Rundfunk urgesendet.

Nach der Wende legte mehrere Werke vor, unter anderem 1992 „Stau – Jetzt geht’s los“ über die rechtsradikale Jugendszene in Halle an der Saale. Von 1993 bis 1998 inszenierte er mehrere Stücke am Berliner Ensemble, darunter Bertolt Brechts „Der Brotladen“ (1993) und „Joe Fleischhacker“ (1998), Heiner Müllers „Zement“ (1994) und „Der Bau“ (1996) und Michael Wildenhains „Im Schlagschatten des Mondes“ und „Hungrige Herzen“ (1995). Im Jahr 2002 wurde er von der DEFA-Stiftung mit dem Preis zur Förderung der deutschen Filmkunst geehrt. Zwischen dem Wintersemester 2007/08 und dem Sommersemester 2013 war Thomas Heise Professor für Film an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Seit dem Wintersemester 2013/2014 ist er Professor für Kunst und Film an der Akademie für bildende Künste Wien.

Über Barbara Thériault
Barbara Thériault ist Professorin am Département de sociologie und am Centre canadien d’études allemandes et européennes (CCEAE), Université de Montréal. Sie ist für die Rubrik „Feuilleton“ der Zeitschrift „Sociologie et sociétés“ verantwortlich. Sie hat am Max Weber-Kolleg für sozial- und kulturwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt und Brüssel promoviert und an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) habilitiert.In Montreal unterrichtet sie klassische Soziologie und übersetzt deutsche Feuilletons ins Französische (Georg Simmel, Norbert Elias, Joseph Roth, Siegfried Kracauer, Kurt Tucholsky). An der Schnittstelle zwischen Soziologie, Literatur und Reportage führt sie zur Zeit das „Kracauer Projekt“, das aus zwei komplementären Ebenen besteht: der Auseinandersetzung mit dem soziologischen Schreiben und der empirischen Studie, einer Ethnographie einer mittelgroßen ostdeutschen Stadt: Die Bodenständigen. Erkundungen über die nüchterne Mitte der Gesellschaft. edition überland, Leipzig Im Jahr 2018 war sie Stadtschreiberin in Lemberg, Ukraine.

Details

Sprache: Deutsch mit englischer Übersetzung.
Preis: Kostenlos, um Anmeldung wird gebeten.

film-montreal@goethe.de