Gespräch im Rahmen der internationalen Akkordeonakademie
J. Gregorio und C. Noguera: Perspektiven neuer Akkordeonmusik in Kolumbien

Jorge Gregorio und Carolina Noguera
Fotos: Uniandes (Jorge Gregorio, Ausschnitt) und Andrés Peickner (Carolina Noguera)

Universidad de los Andes und Mapa Teatro

In diesem Gespräch unterhalten sich Carolina Noguera und Jorge Gregorio García über neue Musik für Akkordeon und ihre Erfahrungen als Komponisten für die deutsche Akkordeonistin Eva Zöllner. Noguera koordiniert den Fachbereich Komposition in der Abteilung Musik an der Kunstfakultät der Universidad Javeriana und García ist Dozent und Forscher an der Abteilung Musik an der Universidad de Los Andes. Beide sprechen über die Stücke, die sie für Eva Zöllner geschrieben haben.


Carolina Noguera sagt über ihr Stück CANTO DEL AVE NEGRA (Soloakkordeon, 2017):
"Innerhalb der aktuellen Tendenzen der Akkordeonpartituren, lassen sich zwei Herangehensweise beobachten. Auf der einen Seite, wendet man sich von der bisherigen konventionellen Spielweise des Instruments, die oft mit anderen traditionellen und populären Musikrichtungen verbunden wird, ab. Indem man die speziellen Eigenschaften des Instruments nutzt, konzentriert man sich auf die Entdeckung der chromatischen Sprache und nutzt bei Bedarf die erweiterten Techniken des Instruments. Die andere Herangehensweise bezieht sich wieder verstärkt auf die Tradition. Sie integriert die Bedeutungswiederherstellung der Sonoritäten und populären, musikalischen Gestaltungsformen in Kombination mit all den Möglichkeiten, die die neuen Versionen des Instruments eröffnen. Mein Werk lässt sich zur zweiten Herangehensweise zuordnen. Für die Zusammenstellung beschäftigte ich mich intensiv mit den Werken von Sofia Gubaidulina, Claus-Steffen Mahnkopf, Salvatore Sciarrino, Mauricio Kagel und Otto Serge. In diesem  Vortrag werde ich über die genannten Werke sprechen, sowie die Verbindungen zwischen traditioneller Musik und die möglichen Perspektiven ihrer Bedeutungswiederherstellung in meinem Werk „Canto del ave negra“

Über die Komponistin Carolina Noguera Palau: Magister und Doktor in Komposition am Konservatorium der Birmingham City University. Komponistin des Programms für Musikwissenschaft an der Kunstfakultät der Universidad Javeriana. Stipendiatin des britischen ORSAS (Overseas Research Students Awards Scheme), der Banco de la República de Colombia, des Konservatoriums von Birmingham (Großbritannien) und Colfuturo. Sie studierte Komposition hauptsächlich mit Guillermo Gaviria, Richard Causton und Lamberto Coccioli und hat mit Persönlichkeiten wie Edwin Roxbourgh, Howard Skempton und Rebecca Saunders zusammengearbeitet. Sie hat Werke für verschiedene Ensembles und Solisten zusammengestellt, die in Europa und Nord- und Südamerika aufgeführt wurden. Auszeichnungen: Stipendium des kolumbianischen Kultusministeriums (2005), Kompositionspreis IDCT (2003 und 2006), Preis für Komposition de Città de Udine (Italien), IAWM New Music Competition (USA) und Preis für künstlerische Kreationen der Universidad Javeriana (2016/2017). Noguera interessiert sich dafür, bereits bestehendem Material aus der traditionellen kolumbianischen Musik einen neuen Sinn zu geben. Besonders faszinieren sie dabei Textur und Timbre. Im Laufe der Jahre hat sie den Fokus ihrer ästhetischen Reflexionen und ihres Werks immer mehr auf die Migration von Klängen gelegt, um diesen neues Leben einzuhauchen.


Jorge Gregorio García sagt über sein Stück UN AMOR PURO E INCONDICIONAL (Akkordeon mit Unterstützung des BLAST-Systems, 2016): 
"Ich wollte schon immer ein Stück fürs Akkordeon schreiben. Dieser Wunsch muss nicht notwendigerweise an rein musikalische technische Raffinessen gebunden sein. Natürlich habe ich schon immer die Klangfarbe dieses Instruments als sehr faszinierend empfunden… die weiten Register…seine starke und gleichzeitig feine Dynamik…Oliverios..Berio.. Wie kann man von den malerischen, fast poetischen Klängen nach dem Vorschlag von Komponisten wie Takemitsu entfliehen?

Für mich ist das Akkordeon ein Instrument, das anders als andere Instrumente die Kraft hat, Erinnerungen zu wecken, die wenig musikalisch sind. Meine Mutter spielte das Akkordeon, seit ich denken kann. Dieses Stück ist nicht nur eine ganz persönliche Hommage, sondern auch Zeuge ihrer Erinnerungen. Das Stück bezieht sich hauptsächlich auf diese zwei Pole... von etwas so persönlichem und tiefem wie die Liebe bis hin zum Schrecken der Erinnerungen an die Gewalt in den Kindheitstagen meiner Mutter, wie zum Beispiel am 9. April 1948. Während des Gesprächs werde ich auf Inhalt, Referenzen. Struktur, Umgang mit dem Text und über die Verbindung zum Instrument näher eingehen." 


Über den Komponisten Jorge Gregorio García Moncada: Abschluss in Musikkomposition an der Universidad de Los Andes in Bogotá, Kolumbien, unter der Leitung von Luis Pulido Hurtado. Masterabschluss in Komposition und Musiktheorie bei Gerald Gabel an der Texas Christian University, Fort Worth, USA. Doktor an der Universität Birmingham über elektronische Komposition unter der Leitung von Scott Wilson und Jonty Harrison. 2008 Dozent und Forscher an der Musikabteilung der Universidad de Los Andes zur instrumentellen, elektronischen und gemischten Komposition. Vorlesungen über Musiktheorie. Gründer und Leiter des Projekts BLAST (Teatro Sonido de Bogotá, Universidad de Los Andes), einem Multikanal-Soundsystem für Konzerte mit elektronischen Anteilen.


 
 



 

Details

Universidad de los Andes und Mapa Teatro



Preis: Eintritt frei

(1) 6018600 ext. 20 lucia.gonzalez-garcia@goethe.de

Salón K2-101