Veranstaltungsreihe ohne die Rose tun wir's nicht

Zum 100. Geburtstag von JOSEPH BEUYS © Zeroonefilm, BPK, Ernst-von-Siemens-Kunststiftung, Stiftung Museum Schloss Moyland, Ute Klophaus

Sa, 16.10.2021 –
Mo, 18.10.2021

Zum 100. Geburtstag von JOSEPH BEUYS

Anlässlich des 100. Geburtstags des einflussreichen deutschen Künstlers Joseph Beuys (1921-1986) präsentieren das Goethe Institut Thessaloniki und das MOMus-Experimental Arts Center am 16., 17. und 18. Oktober eine Reihe von Aktivitäten und künstlerische Arbeiten, die durch einen Open Call in Griechenland an Künstler, Kunstkuratoren und Kulturinstitutionen entstanden sind.

Der Titel der dreitägigen Veranstaltungsreihe „Ohne die Rose tun wir's nicht“ ist einer ikonischen Lithografie von Beuys entlehnt, die eine Momentaufnahme seiner Perfomance „Information Office“ bei der Documenta V in Kassel 1972 zeigt. Er spiegelt die Philosophie und das Bedürfnis des Künstlers wider, den Geist und die Wissenschaft, die Liebe und das Wissen, durch Kunst, miteinander zu verknüpfen. Gleichzeitig beschrieb Beuys seine Idee von Revolution als einen Prozess des allmählichen Aufblühens, und stellte ihn symbolisch dar, indem er eine Rose in einem Zylinder legte und mit einem Abschlussdiplom umhüllte. Damit dekorierte er sein Büro auf der Documenta, in dem er etwa 100 Tage lang Besucher empfing.

Joseph Beuys wurde in Krefeld geboren und gilt als einer der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Von der Fluxus-Bewegung der 1960er Jahre bis zur Pflanzung von 7.000 Eichen auf der Documenta 7 im Jahr 1982 in Kassel, von der Gründung der „Free International University“ (Freie Internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung - FIU) im Jahr 1973 bis zu seinem Eintritt in die Partei „Die Grünen“ in Deutschland, hörte Joseph Beuys nie auf, die Grenzen von Kunst und Politik aufzulösen.

Sein Versuch, seine Nähe zum Nationalsozialismus zu bewältigen, sein Nachkriegsstudium an der Kunstakademie Düsseldorf (wo er später lehrte und aus der er nach einem Streit mit dem damaligen Wissenschaftsminister Johannes Rau ausgeschlossen wurde, nachdem er die Akademie mit Studenten, die die Aufnahmeprüfungen nicht bestanden hatten, besetzte) seine Erfahrungen als Soldat im Zweiten Weltkrieg und seine Rückkehr in eine moralisch gefährdete Gesellschaft hatten einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung seiner Praxis. Sein Ziel war die eigene demokratische Entwicklung und die Demokratisierung der Gesellschaft. Er verband systematisch Kunst mit sozialen Prozessen und glaubte, dass der Schlüssel in der angeborenen Kreativität aller Menschen liege (Jeder Mensch ist ein Künstler).
Beuys sah sein Leben als Material, das in eine Skulptur verwandelt werden musste. Dieses Modell wurde zum Ausgangspunkt seiner Theorie der Sozialen Plastik, die 1982 mit seiner Arbeit "7.000 Eichen" bei der Documenta 7 ihren Höhepunkt fand.

Joseph Beuys veränderte radikal die Wahrnehmung von Natur, Materialität, Sprache, Grenzen und dem Objekt der Kunst. In seiner Praxis - universell in ihrem Anwendungsbereich - beschäftigte er sich mit Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie und der Anthropologie.

Seine Ideen bleiben in unserer Zeit äußerst relevant und aktuell. Sein frühes Umweltbewusstsein, das mit seiner Kritik an den wirtschaftlichen Bedingungen verstärkt wurde, ist nur ein Beispiel für seine Vision. Mit seinem Erweiterten Kunstbegriff und der Erkenntnis, dass "jeder Mensch ein Künstler ist", stellte er sich eine universelle Weltgesellschaft vor. Beuys übt weiterhin einen bedeutenden Einfluss auf den künstlerischen und politischen Diskurs aus und bleibt gleichzeitig eine umstrittene Figur in der modernen Gesellschaft.

Die dreitägige Veranstaltungsreihe anlässlich des 100. Geburtstags des wegweisenden und subversiven Künstlers Joseph Beuys umfasst Installationen, Performances, Bildungsprogramme für Kinder, Workshops und Aktivitäten für Erwachsene, Klanginstallationen und Screenings.

Das Programm im Detail:

Samstag, 16. Oktober

12:00 Uhr
Außenbereich des MOMus - Experimental Arts Centers

mailart FLUXUS, 2021
Partizipative Performance
Zentrum für Fotografie Thessaloniki, Kunstlabor der Fakultät für Bildende Künste der Aristoteles Universität Thessaloniki, Fluxus Zone Atelier

Die Performance findet im Rahmen des "1st International Meeting of the Greek FLUXUS 2020-21" statt, das vom Zentrum für Fotografie Thessaloniki und dem Kunstlabor der Fakultät für Bildende Künste (unter der Leitung von Georgios Tsakiris) in Zusammenarbeit mit dem Fluxus Zone Atelier von Giannis Stamenitis organisiert wird. Es handelt sich um die Fortsetzung der Performancereihe, die im vergangenen August an der 'Wiese der Ephemeriden' stattfand, wo das Anpflanzen von Zwiebeln und Knoblauch zusammen mit dem Verstecken von Briefumschlägen von mailart FLUXUS durchgeführt wurde und symbolisch den „7000 Eichen“ von Joseph Beuys in Kassel angelehnt ist.

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12:00 Uhr
Außenbereich des MOMus - Experimental Arts Centers

LEITFADEN ZUR ERSTELLUNG SELTSAMER KREATUREN
Ein Kunstworkshop für Kinder

Der Kunstworkshop „Leitfaden zur Erstellung Seltsamer Kreaturen“ richtet sich an Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren und dauert 2 Stunden. Der Workshop dreht sich um die Idee der Existenz von hybriden Kreaturen, die sowohl eine tierische, pflanzliche und menschliche Natur vereinen. Ziel des Workshops ist es, das Umweltbewusstsein mit der Empathie und Akzeptanz der Artenvielfalt zu verbinden und dabei die Rechte und die Gleichheit aller Lebewesen auf dem Planeten hervorzuheben.

Theoretische Forschung / Texte: Dimitra Tsiaouskoglou
Kuratorin des Bildungsprogramms: Irini Kappou
Lehrplangestaltung / Koordination / Grafikdesign: Konstantinos Kotsis
Grafikdesign: Haris Valsamis
Fotos: Mina Archontaki

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Außenbereich des MOMus - Experimental Arts Centers

Anastasios Veloudis
ART IS HERE, 2021
Installation
Holz und Metall, 70x300 cm.

Die Installation ART IS HERE lehnt sich an den Grundprinzipien der Arbeit von Joseph Beuys. Sie ist inspiriert von der Idee der "Sozialen Plastik", die vom Künstler vertreten wurde und nutzt das Konzept der "anthropologischen Kunst zum Wohle der Gesellschaft“. Mit dem auf einem Baumstamm gemalten Slogan "Art Is Here" - als Paraphrase des Werks "Beuys is here" - erinnert uns diese Installation an die Philosophie von Beuys, für eine Kunst mit sozialem Charakter, die auch als Heilmittel für den Menschen wirken kann.

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Außenbereich des MOMus - Experimental Arts Centers

Vassilis Psarras
CURATE OUR TRAUMAS, 2021
Textinstallation
Spiegel

Die Textinstallation konzentriert sich auf die räumliche und poetische Dimension von persönlichen und kollektiven Traumata und möchte die verschiedenen Aspekte und Prozesse der Reflexion, der Behandlung und deren Heilung hervorheben. Das Trauma als Schock, als gewaltsame innere oder äußere Zerstörung des Zusammenhalts ist ein erlebter Prozess. Welches ist mein Trauma und wer bin ich? Was sind seine Merkmale, seine Anzeichen, seine Wurzeln?

Die Installation stellt eine Verbindung zu den traumatischen Erfahrungen von Beuys selbst her und führt den Spiegel als Objekt und Reflexionsmedium ein. Das Denken und das Reflektieren im öffentlichen Raum erhalten somit einen dynamischen und wechselnden Aktualitätscharakter.

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MOMus - Experimental Arts Center, Innenbereich, 1. Stock
HURTOFF#HEARTON Project
Homage to Joseph Beuys
                  
Eine symbolische Reise ins soziale Kunstwerk von Joseph Beuys "7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung". Eine asymmetrische Deposition von Erfahrungen, Absichten, Ansichten, De-Implementierungspraktiken, Aktionen und Projekten. Die verletzten Prinzipien des demokratischen Denkens, nehmen den Dialog auf und beginnen einen Prozess der Heilung an den Orten des Übergangs.
Kassel, August 2021

TEILNEHMER
Maria Adamou, Vassilis Alexandrou, Sofia Antonakaki, Fotini Dalkavouki, Rafaella Deligianni, Lea Kavvadia, Nasia Karatsiraki, Charis Kontosfyris, Sofia Leonidou, Dimitris Batsis, Athanasia Riva, Vassilis Sentzas, Christina Stathopoulou, Tzina Tsitseri
ÜNTERSTÜTZT VON
Katerina Anastasiou, Penelope Gaiti, Saronis Gatsou, Dimitris Dimitriadis, Augoustina Iliadou, Zacharoula Karakonstanti, Aphroditi Karamanli, Christina Karantoni, Nela Konstantinou, Maria Lapatsani, Souzana Magoni, Nora Mpeliati, Olga Bogdanou, Evi Xinou, Stavros Panagiotakis, Maria Paschalidou, Andreas Rollman, Volker Schoefer

Die Recherchereise nach Kassel wurde vom Goethe-Institut Thessaloniki und vom Kunstlabor der Fakultät für Bildende Künste der Universität Westmakedonien gefördert.
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20:00 Uhr, Dauer: 45’
MOMus - Experimental Arts Center, Innenbereich, Erdgeschoss

Konstantinos Papacharalampos
Kinisis-ΑΒ, 2021
Performance

Die Performance ist ein Ritual von Raum und Zeit mit drei Grundparametern: a) eine Bewegung vom geografischen Punkt A nach B, b) eine Erzählung vom zeitlichen Punkt A nach B und c) eine Bewegung des Körpers und seiner hybriden Sprache aus dem " jetzt" in die Zukunft.

Kinisis-AB ist eine lebendige Landkarte, die die menschliche Vollendung durch soziale und ökologische Anforderungen sucht. Anlass der Aufführung ist – nach Joseph Beuys - das schamanistische Potenzial der darstellenden Künste sowie ihre Rolle im politischen Leben und in der Gesellschaft.


 

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