Workshop
Räume in unruhigen Zeiten zurückerobern

Ein Vortrag des chinesischen Theaterkünstlers Zhao Chuan

Sa, 14.12.2019
18:00 Uhr – 19:30 Bibliothek MMB

An den Vortrag schließt sich ein Gespräch mit Anuja Ghosalkar, das von Kai Tuchmann moderiert wird.

Das Thema Raum ist eines der wichtigsten Themen in der Arbeit von Zhao Chuans Theatergruppe Grass Stage. Grass Stage arbeitet im stark konsumorientierten Umfeld Shanghais und ihre Arbeiten charakterisieren sich als ein ständiges Streben und Ringen um den Raum. Aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Realität wählt Grass Stage sehr oft Einkaufszentren, Galerien, Bibliotheken oder Buchhandlungen und wandelt diese vorübergehend in Räume für kostenlose Aufführungen um. In Zhao Chuans Theaterkonzeption sind diese Aufführungen nur ein Auslöser für das, was er "Post-Performance-Theater" nennt. Dieses "Post-Performance" -Theater besteht aus den oft hitzigen Debatten des Publikums, die unmittelbar nach jeder Aufführung von Grass Stage folgen. Dieses Konzept des „Post-Performance-Theaters“ verlangt nach den wohl kostbarsten Räumen von allen: dem Raum des fairen, freien und ununterbrochenen Diskurses unter den Menschen.

In seinem öffentlichen Vortrag wird Zhao Chuan in der ersten halben Stunde zunächst die früheren Arbeiten von Grass Stage vorstellen. Danach folgt ein Gespräch zwischen ihm und der Theaterleiterin Anuja Ghosalkar, die sich mit dem Thema Raum aus der Perspektive ihrer eigenen Erfahrungen an und mit sehr unterschiedlichen Standorten in Indien  befassen wird. Moderiert wird das Gespräch von dem Theaterleiter Kai Tuchmann, der langjährige Beziehungen mit Zhao Chuan und Anuja Ghosalkar hat. In diesem Gespräch geht es um die Möglichkeiten und Herausforderungen, in unruhigen Zeiten physische und mentale Räume zurückzugewinnen.


Über Zhao Chuan: Zhao Chuan wurde in den 1960er Jahren geboren und arbeitet in den Bereichen visuelle Kunst, Theater und Literatur. Er schuf alternatives und sozial engagiertes Theater und ist seit 2005 Gründungsmitglied des in Shanghai ansässigen Theaterkollektivs Grass Stage. Seine Arbeit widmet sich der Förderung neuer sozialer Theaterbewegungen und der Schaffung eines gemeinnützigen öffentlichen Raums für den intellektuellen Austausch. Seine Arbeiten umfassen: Wild Seeds-Serie, eine Social Theatre-Trilogie: World Factory, Madmen's Stories und The Little Society. Er war an vielen internationalen Kunstresidenzen, Kollaborationsprojekten und Lehrveranstaltungen beteiligt und hat über 10 verschiedene Bücher in den Bereichen Belletristik, Essay und Kunstkritik veröffentlicht.

Über Starting Realities: Es handelt sich um eine von Anuja Ghosalkar und Kai Tuchmann konzipierte und kuratierte Workshop-Reihe, um ein Publikum, Pädagogik und neue Praktiker für Dokumentarfilme in Indien für das erste Festival des Dokumententheaters in Asien im Dezember 2020 zu gewinnen. Im Jahr 2018 leitete Anuja Ghosalkar einen Workshop der in drei Städten stattfand. Die Workshops von Kai Tuchmann, die sich im Januar 2019 daran aufbauend anschlossen, stellten den Beginn der globalen Workshop-Reihe dar. Zusätzlich zu Zhao Chuan waren Boris Nikitin (Schweiz) und Daniel Wetzel (Deutschland) während des Jahres 2019 mit dabei. Gemeinsam haben sie ihre Werkzeuge ausgetauscht und verschiedene Arten der Aufführung ausprobiert. Diese Workshop-Reihe gipfelt in einem dreitägigen Symposium mit dem Titel Connecting Realities auf dem Serendipity Arts Festival 2019, in dem das dokumentarisches Theater im indischen Kontext untersucht wird, was es ist und was es sein kann.