Die Auswirkungen von digitalen Medien auf die Demokratie haben eine Debatte über Desinformation und Reformmöglichkeiten entfacht. Kann Künstliche Intelligenz das gesellschaftliche Wohl unterstützen? Wie kann Journalismus umgestaltet werden, um inklusiver zu sein? Alternative Futures ist eine Initiative, die zivilgesellschaftliche Institutionen in Südasien und Deutschland zusammenbringt, um sicherere digitale Räume zu schaffen, marginalisierten Stimmen Gehör zu verschaffen und gemeinsam Strategien sowie Prototypen zu entwickeln, die eine inklusive und transparente Zukunft fördern.
Ein zweitägiges Labor, das zivilgesellschaftliche Organisationen, Aktivisten, Forscher und Juristen zusammenbringt, um Konzepte und Strategien auszutauschen.
Veranstaltet von Tactical Tech und der Internet Freedom Foundation in Partnerschaft mit dem Goethe-Institut und Quicksand Design Studio
In diesem Workshop kommen Experten aus verschiedenen Disziplinen zusammen, um die tiefgreifenden Auswirkungen des Lebens in einer zunehmend plattformbasierten Welt zu erforschen. Wir reflektieren, wie soziale Beziehungen neu definiert werden, wenn essenzielle Dienstleistungen in Plattform-Ökosysteme eingebettet werden. Dabei untersuchen die Teilnehmer, ob es möglich ist, der allgegenwärtigen Datenerfassung und Überwachung bei nahezu jedem menschlichen Austausch zu entkommen. Zudem betrachten wir das Wachstum öffentlich-privater Partnerschaften, die Machtverhältnisse verschieben und demokratische Werte beeinträchtigen.
Der Workshop geht über die reine Analyse hinaus und widmet sich der Suche nach Lösungen. Gemeinsam diskutieren wir über Rechenschaftssysteme und Lobbystrategien und bewerten, inwieweit Regulierungen in unterschiedlichen politischen Kontexten sinnvoll oder notwendig sind. Abschließend richten wir unseren Blick auf die Gestaltung alternativer Zukünfte, indem wir neue Modelle für Plattform-Eigentum und Governance entwickeln, um gerechtere, nutzerzentrierte digitale Räume zu schaffen.
Ort: Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan New Delhi 110001 Daten: 17.–18. Oktober 2024
Wir haben einigen digitalen Aktivisten und Experten die Frage gestellt: „Wenn Sie einen Aspekt der digitalen Medien ändern könnten, welcher wäre das?“ Hier ist, was sie zu sagen haben.
Vieles in den digitalen Medien muss verändert werden, jedoch wäre es wohl meine Priorität, die digitale Kompetenz weltweit zu verbessern, wenn ich mit einem Zauberstab etwas ändern könnte. Dies würde es den Nutzer*innen ermöglichen, sich im digitalen Ökosystem zurechtzufinden und die Glaubwürdigkeit der online verfügbaren Informationen zu beurteilen.
Aishwarya Giridhar, Centre for Communication Governance
Tejasi Panjiar
Irreführende Designs und undurchsichtige Muster in digitalen Medien, die einen Nutzer zu unbewussten Entscheidungen drängen können, die er sonst vielleicht nicht treffen würde, stellen einen Aspekt der digitalen Medien dar, den ich gerne verbessern würde. Die Informationsungleichheit zwischen dem Nutzer und dem Anbieter oder Besitzer der Medien verschärft die mangelnde Kontrolle über die Entscheidungsfindung und Autonomie des Nutzers, was sich nachteilig auf ihn auswirkt.
Um einen umfassenderen kulturellen Wandel im Bereich der digitalen Medien zu bewirken, ist es erforderlich, dass marginalisierte Gemeinschaften vermehrt ihre eigenen Geschichten erzählen. Es bedarf einer Vielzahl von Medien, die von LGBTQIA+-Personen, Muslimen und anderen marginalisierten Gruppen geschaffen werden, die über die notwendigen Fähigkeiten, Ressourcen und Netzwerke für die Medienproduktion verfügen. Das, was am Rande der Gesellschaft entsteht, sollte auch auf Plattformen und über Mainstream-Kanäle verbreitet werden, um historisch zum Schweigen gebrachten Stimmen die gleiche Möglichkeit zu geben, gehört zu werden.
In den zweitägigen Workshops in New Delhi und Kolkata haben wir gemeinsam mit Digitalexperten und Aktivisten über die Zukunft digitaler Plattformen diskutiert, deren Erkenntnisse wurden anschließend in Kunstwerke überführt.
Wie können wir kreative Strukturen für zukünftige digitale Plattformen entwickeln, die die Interaktionen und Erfahrungen der Nutzer*innen in der sich wandelnden Landschaft der digitalen Technologie neu definieren?
Die Auswirkungen von sozialen Medien auf Demokratien werden kontrovers diskutiert. Für viele steht der den gesellschaftlichen Zusammenhalt unterlaufende Effekt, bedingt durch Desinformationskampagnen und Hasskultur, im Vordergrund. Andere betonen auf demokratiefördernde Aspekte, etwa durch zivilgesellschaftliche Initiativen wie #blacktwitter und #metoo.
In seinem Buch „Kapital und Ressentiment“ zeichnet der deutsche Literaturwissenschaftler Joseph Vogl den Zusammenhang von Kapitalismus, Finanzmärkten, digitalen Plattformen und Polarisierung der Gesellschaft nach. Der digitale Kapitalismus, bei dem aus Informationen Profit generiert wird, schürt Ressentiments und gefährdet so auch die Demokratie, die auf eine funktionierende Öffentlichkeit für politische Willensbildungsprozesse angewiesen ist. Öffentlichkeit wird auf Twitter zum Geschäftsmodell, Meinungen zu kapitalisierbaren Informationen, daraus entstehen Echokammern und sich verstärkende Ressentiments. Laut Kevin Kelly sei es gerade das Naturgesetz von sozialen Netzwerken, immer genau das Gegenteil des Status Quo zu fördern - so stärken sie in Autokratien demokratische Bewegungen, in Demokratien die antidemokratischen Bewegungen.
Die Besorgnis über die Zunahme des scharfen Tons und der schädlichen und manipulativen Interaktionen in einigen Online-Räumen sowie die Sorge über die Rolle der Technologieunternehmen bei all dem haben zu Bemühungen von Tech-Aktivisten geführt, Online-Räume so umzugestalten, dass sie Debatten erleichtern, die Höflichkeit verbessern und persönliche Sicherheit bieten.
Mit "Alternative Futures" inititiieren das Goethe-Institut, Digital Futures Lab, Quicksand und das Superrr Lab eine zukunftsorientierte Diskussion über das Design, die Governance und die Betriebsdynamik digitaler Plattformen initiieren. Durch eine Reihe von Workshops und Diskussionen sollen deutsche und indische zivilgesellschaftliche Institutionen und Forscher aus relevanten Bereichen zusammengebracht werden, um gemeinsame Ansätze für übergreifende Themen im Bereich der digitalen Kommunikation, des Plattformdesigns, der Governance und des bürgerschaftlichen Engagements zu entwickeln.