Eine Chance für die Zukunft Deutsch an der Suncity Government Primary School

Schuleingang der Suncity Governmental School Im Klassenraum der Suncity
Schuleingang der Suncity Governmental School | © Hema Gupta
© Hema Gupta

Die Schülerinnen und Schüler der Suncity Government Primary School in Gurgaon sind ein schönes Beispiel dafür, wie vielfältig – und letztlich unabhängig vom sozialen Umfeld – man in Indien Deutsch lernen kann. Die Schule ist bereits neun Jahre alt und wurde seinerzeit aus einem abbruchreifen Gebäude erbaut. Sie widmet sich den unterprivilegierten Kindern.

Die große Herausforderung, die sich Schulleiterin Chanchal Chawla stellt, ist: Wie schaffe ich es, dass meine Schüler kontinuierlich lernen können. Denn die meisten Kinder stammen aus Familien von Wanderarbeitern und ziehen entsprechend immer wieder dorthin, wo die Eltern Arbeit finden. Die Folge: Schulabbruch.

Erschwerend hinzukommt, dass die Schüler kaum Unterstützung von ihren Familien erhalten. Da häufig auch die Eltern Analphabeten sind. Manche Schüler verlassen ihre Häuser morgens zwar mit dem Vorwand, zur Schule zu gehen. Oft spielen sie dann aber lieber oder verdienen als „Sammler“ etwas Geld dazu. Die Eltern erfahren dies erst Wochen später, wenn die Schulleiterin sie darüber informiert.

Schulbank statt Werkbank

An der Suncity gibt es insgesamt 210 Schüler. Einige von ihnen haben bereits arbeiten müssen, meist verrichten sie sehr einfache Tätigkeiten. Zumindest für einen Moment kann Mrs. Chawla die Kinder von der Arbeit fernhalten. „Kinderarbeit ist neben Kinderhochzeiten ein großes Risiko für diese Schüler“, bestätigt auch Sumina Kapoor von der NGO Project Sunshine. „Deshalb versuchen wir, den Kindern mit unseren Projekten auch Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Da die Qualität der Schul- und Ausbildung an staatlichen Schulen in Indien häufig schlecht ist und die Kinder solche Schulen dann ohne nennenswerte Kompetenzen verlassen, denken Eltern schnell, Schule wäre Zeitverschwendung. Das wollen wir ändern“, so Kapoor weiter.

Der Deutschunterricht ist eine neue und überaus erfolgreiche Initiative der NGO. Es sind nun schon 25-30 Kinder, die sich für dafür interessieren. Und die Zahl steigt. Dies ist nur möglich, weil das „Project Sunshine“ den Kurs kostenlos anbietet. Die NGO glaubt fest daran, dass Deutsch den Kindern sowohl in ihrer künftigen Schulbildung als auch bei der beruflichen Karriere weiterhelfen wird. Schließlich gibt es in Indien mehrere deutsche, multinationale Unternehmen.

Deutsch ist eine von vielen Initiativen

Während es den Eltern oft gleichgültig ist, was die Kinder lernen, zeigen sich die Schüler sehr interessiert und hoch motiviert, Deutsch zu lernen. Ihnen sei bewusst, welche Vorteile es hat, eine Sprache zu lernen. Vor allem wenn es Deutschland ist, ein Land mit stabiler Wirtschaft, meint Sumina Kapoor.
Das „Project Sunshine“ hat noch mehr Initiativen an der Suncity Government School gestartet, beispielsweise einen Karatekurs, in dem zehn Kinder bereits den gelben Gürtel besitzen und die sich nun auf die Meisterschaft und auf den nächsten Gürtel vorbereiten. Darüber hinaus gibt es Yoga-Kurse, Fußballtraining, Kunstunterricht mit verschiedenen Wettbewerben oder auch Badminton-Unterricht, der ehrenamtlich vom Nationalspieler Amit Chawla betreut wird. Die talentiertesten Kicker schickt das „Project Sunshine“ jetzt übrigens zur „Bhaichung Bhutia Football School“. Bei der dortigen Talentauswahl, sollen sie die Chance auf professionellen Fußball bekommen.  

Immer wieder werden zudem Programme zu gesunder Ernährung sowie medizinische Camps organisiert. Ärzte kommen zu Besuch, um über Gesundheit und Hygiene zu reden. Kleidung und Schuhe werden verteilt, im vergangenen Winter beispielsweise wurden Pullover an die Schüler verschenkt.

Insgesamt unterstützen 35 freiwillige Helfer die Aktivitäten an der Suncity Government School. Es gibt professionelle Trainer und Lehrer für Karate, Kunst und Yoga, die durch Spenden bezahlt werden. Karate-Uniformen, Ausrüstungen, Kleidung usw. werden immer mal wieder von freiwilligen Helfern, einzelnen Unternehmen oder Personen gespendet.