Five Million Incidents | Workshop Saros 132 - Night Sky Observation

Samstag, 5. - Sonntag, 6. Oktober 2019

Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan New Delhi

Von Rohini Devasher

Die Astronomie gilt als älteste empirische Wissenschaft und ist zugleich eines der wenigen wissenschaftlichen Felder, das immer auf Beiträge von Amateur-ForscherInnen angewiesen sein wird, die in den schier unermesslichen Sternenhimmel blicken und ihre Beobachtungen und Daten mit professionellen WissenschaftlerInnen teilen.
Dieser nächtliche Workshop bietet nicht nur Gelegenheiten zu solchen Beobachtungen, sondern auch dazu, über die Beobachtung selbst als Praktik, Modus und Methode zu reflektieren. Saros 132 - Night Sky Observation ist die zweite Veranstaltung von Rohini Devasher in Zusammenarbeit mit dem Astro-Fotografen und Amateur-Astronomen Ajay Talwar und Teil des Projekts Saros 132. Die Gruppe der Teilnehmenden wird zum Sagar School Observatory in Tijara nahe Alwar reisen, für eine Nacht der gemeinsamen Observation und Spekulation.

Im Verlaufe des Abends und der Nacht werden wir über die Methode der Beobachtung und die Praxis der Datenerfassung nachdenken, wie sie von frühen modernen Astronomen entwickelt wurden und wie sie bis heute von Laien-WissenschaflerInnen in aller Welt angewandt werden. In den Worten der Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston werden wir "die Beobachtung in ihrem eigenen Geiste beobachten: offen für Möglichkeiten neuen Wissens aus den unerwartetsten Quellen".

Die Sagar School verfügt auf ihrem Campus über ein eigenes Observatorium, entworfen und betrieben von Ajay Talwar. Er unterrichtet dort wöchentliche Kurse an einem professionellen 14-Zoll-Celestron-Schmidt-Cassegrain-Teleskop.
Zu Beginn des Workshops werden die Teilnehmenden in das Observatoriums-Programm und die Verwendung des Teleskops eingeführt. Zu den Highlights des Workshops wird die Beobachtung des Mondes durch das Teleskop gehören. Wir werden durch die starke Vergrößerung klar die Krater am Terminator (der Trennlinie zwischen Tag- und Nachtseite des Mondes) erkennen. Wir werden Jupiter, den größten Planeten des Sonnensystems betrachten, seine vier Galileischen Monde und die Wolkenbänder auf seiner Oberfläche. Später am Abend wird Saturn mit seinen Ringen aufgehen. Außerdem werden wir Ausschau nach Sternhaufen und Doppelsternen halten.

"Im Verlauf ihrer Geschichte stand die Beobachtung stets an der Grenze zwischen Kunst und Naturwissenschaft,  hoher und niederer Wissenschaft, elitären und demokratischen Unternehmungen. Als Praktik ist die Beobachtung ein Motor der Entdeckung und ein Bollwerk der Empirie. Sie wird in Einsamkeit betrieben und zugleich in der Gesellschaft Tausender. Als Produkt haben sich Beobachtungen anonym über Jahrtausende angehäuft oder wurden von Individuen veröffentlicht, auf der Jagd nach dem Ruhm des Erstentdeckers. Sie wurden in Sprichwörter gegossen, in Chroniken, Tagebüchern, Archiven, in Fachjournalen und in Computerdatenbanken niedergelegt. Schon der Begriff "Beobachtung" selbst ist auf vielsagende Weise mehrdeutig: zugleich ein Prozess, ein Produkt, ein allumfassendes Streben."[1]

[1] Nach: Daston Lorraine, Histories of Scientific Observation, University of Chicago Press, 2011

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