Juli Zeh
Juli Zeh wird 1974 in Bonn geboren. Sie studiert Rechtswissenschaften und Literatur.
Bereits Juli Zehs Debütroman Adler und Engel (2009) ist ein großer Erfolg und wird in 31 Sprachen übersetzt.
Zeh wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Thomas-Mann-Preis.
Ins Spanische übersetzte Werke:
El método; Águilas y ángeles
Bereits Juli Zehs Debütroman Adler und Engel (2009) ist ein großer Erfolg und wird in 31 Sprachen übersetzt.
Zeh wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Thomas-Mann-Preis.
Ins Spanische übersetzte Werke:
El método; Águilas y ángeles
Juli Zeh wird 1974 in Bonn geboren. Sie studiert Rechtswissenschaften mit Studienschwerpunkt Völkerrecht in Passau, Krakau, New York und Leipzig und absolviert Praktikum bei der UNO in New York. Es folgt ein juristischer Aufbaustudiengang „Recht der Europäischen Integration“. Daneben studiert sie von 1996-2000 am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Zeh lebt in einem Dorf in Brandenburg.
Bereits Juli Zehs Debütroman Adler und Engel (2009) ist ein großer Erfolg und wird in 31 Sprachen übersetzt. Ein Völkerrechtler liebt eine kindliche Frau. Ihr Selbstmord wirft ihn aus der Bahn, er betäubt sich mit Kokain und versucht, die Geschehnisse zu rekonstruieren. Er entdeckt, dass sie für Drogen- und Waffenhändler in den höchsten politischen Kreisen gearbeitet hat. In Spieltrieb (2004) geht es um die rechtsphilosophische Frage nach der objektiven Existenz von Recht und Unrecht. Eine Jugendliche verführt ihren Lehrer und ihr Mitschüler filmt sie dabei. Damit erpressen die beiden den Lehrer, der sich nur mit Gewalt wehren kann. Die Jugendlichen vernichten sein Leben aus purer Lust am Spiel. Schilf (2007) ist ein Kriminalroman über zwei befreundete Physiker. Der eine hat sich auf die Viele-Welten-Theorie spezialisiert. Der andere forscht zum Wesen der Zeit. Nach einer kontroversen Diskussion wird der Sohn des einen entführt. Der Entführer fordert einen Mord. In Corpus Delicti. Ein Prozess (2009) wird die Demokratie von einer Gesundheitsdiktatur abgelöst, die Sport, Schlaf und Ernährung jedes Bürgers staatlich überwacht – und alle verfolgt, die sich diesen Regeln nicht fügen. Eine junge Frau wird ermordet und ein Student wird verhaftet. Nur seine Schwester steht ihm bei. In der U-Haft nimmt er sich das Leben und sie erkennt, dass das System nicht unfehlbar ist. Sie kämpft für die Rehabilitation ihres Bruders und gegen die Einschränkung individueller Freiheit. Daraufhin wird ihr der Prozess gemacht.
Unterleuten (2016) ist ein Gesellschaftsroman. Das Dorf Unterleuten in Brandenburg ist ein idyllischer Ort mit schrulligen Originalen, seltenen Vogelarten und unberührter Natur für die Stadtflüchtlinge aus Berlin. Doch als eine Investmentfirma einen Windpark errichten will, brechen nicht nur unterdrückte Streitigkeiten zwischen den Zugezogenen und den Alteingesessenen, sondern auch der Konflikt zwischen Wendegewinnern und Wendeverlierern auf.
Zeh wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. 2013 mit dem Thomas-Mann-Preis.
Copyright: Goethe-Institut Barcelona
Text: Ilka Haederle
Bereits Juli Zehs Debütroman Adler und Engel (2009) ist ein großer Erfolg und wird in 31 Sprachen übersetzt. Ein Völkerrechtler liebt eine kindliche Frau. Ihr Selbstmord wirft ihn aus der Bahn, er betäubt sich mit Kokain und versucht, die Geschehnisse zu rekonstruieren. Er entdeckt, dass sie für Drogen- und Waffenhändler in den höchsten politischen Kreisen gearbeitet hat. In Spieltrieb (2004) geht es um die rechtsphilosophische Frage nach der objektiven Existenz von Recht und Unrecht. Eine Jugendliche verführt ihren Lehrer und ihr Mitschüler filmt sie dabei. Damit erpressen die beiden den Lehrer, der sich nur mit Gewalt wehren kann. Die Jugendlichen vernichten sein Leben aus purer Lust am Spiel. Schilf (2007) ist ein Kriminalroman über zwei befreundete Physiker. Der eine hat sich auf die Viele-Welten-Theorie spezialisiert. Der andere forscht zum Wesen der Zeit. Nach einer kontroversen Diskussion wird der Sohn des einen entführt. Der Entführer fordert einen Mord. In Corpus Delicti. Ein Prozess (2009) wird die Demokratie von einer Gesundheitsdiktatur abgelöst, die Sport, Schlaf und Ernährung jedes Bürgers staatlich überwacht – und alle verfolgt, die sich diesen Regeln nicht fügen. Eine junge Frau wird ermordet und ein Student wird verhaftet. Nur seine Schwester steht ihm bei. In der U-Haft nimmt er sich das Leben und sie erkennt, dass das System nicht unfehlbar ist. Sie kämpft für die Rehabilitation ihres Bruders und gegen die Einschränkung individueller Freiheit. Daraufhin wird ihr der Prozess gemacht.
Unterleuten (2016) ist ein Gesellschaftsroman. Das Dorf Unterleuten in Brandenburg ist ein idyllischer Ort mit schrulligen Originalen, seltenen Vogelarten und unberührter Natur für die Stadtflüchtlinge aus Berlin. Doch als eine Investmentfirma einen Windpark errichten will, brechen nicht nur unterdrückte Streitigkeiten zwischen den Zugezogenen und den Alteingesessenen, sondern auch der Konflikt zwischen Wendegewinnern und Wendeverlierern auf.
Zeh wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. 2013 mit dem Thomas-Mann-Preis.
Copyright: Goethe-Institut Barcelona
Text: Ilka Haederle
ÜBERSETZT INS SPANISCHE
El método
Trad. de Manero Jiménez, Laura
Random House Mondadori, Barcelona 2011
Águilas y ángeles
Trad. de Blanco, Rosa Pilar
Ed. Siruela, Madrid 2002
IN DEUTSCHER SPRACHE
Romane
Unterleuten
Luchterhand, München 2016
Nullzeit
Schöffling, Frankfurt am Main 2012
Corpus Delicti. Ein Prozess
Schöffling, Frankfurt am Main 2009
Schilf
Schöffling, Frankfurt am Main 2007
Spieltrieb
Schöffling, Frankfurt am Main 200$
Adler und Engel
Schöffling, Frankfurt am Main 2001
Essays
Nachts sind das Tiere
Schöffling, Frankfurt am Main 2014
Angriff auf die Freiheit. Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte
(mit Ilija Trojanow)
Hanser, München 2009
Alles auf dem Rasen. Kein Roman
Schöffling, Frankfurt am Main 2006
Andere Genres
Die Geschenkte Stunde: eine Geschichte. Literatur-Quickie
Probsthayn, Hamburg 2012
Kleines Konversationslexikon für Haushunde
Schöffling, Frankfurt am Main 2005
Die Stille ist ein Geräusch. Eine Fahrt durch Bosnien
Schöffling, Frankfurt am Main 2002
Kinderbücher
Das Land der Menschen
Schöffling, Frankfurt am Main 2008
Feldmann und Lammer
Hansisches Druck- und Verlagshaus (edition chrismon), Frankfurt am Main 2013
El método
Trad. de Manero Jiménez, Laura
Random House Mondadori, Barcelona 2011
Águilas y ángeles
Trad. de Blanco, Rosa Pilar
Ed. Siruela, Madrid 2002
IN DEUTSCHER SPRACHE
Romane
Unterleuten
Luchterhand, München 2016
Nullzeit
Schöffling, Frankfurt am Main 2012
Corpus Delicti. Ein Prozess
Schöffling, Frankfurt am Main 2009
Schilf
Schöffling, Frankfurt am Main 2007
Spieltrieb
Schöffling, Frankfurt am Main 200$
Adler und Engel
Schöffling, Frankfurt am Main 2001
Essays
Nachts sind das Tiere
Schöffling, Frankfurt am Main 2014
Angriff auf die Freiheit. Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte
(mit Ilija Trojanow)
Hanser, München 2009
Alles auf dem Rasen. Kein Roman
Schöffling, Frankfurt am Main 2006
Andere Genres
Die Geschenkte Stunde: eine Geschichte. Literatur-Quickie
Probsthayn, Hamburg 2012
Kleines Konversationslexikon für Haushunde
Schöffling, Frankfurt am Main 2005
Die Stille ist ein Geräusch. Eine Fahrt durch Bosnien
Schöffling, Frankfurt am Main 2002
Kinderbücher
Das Land der Menschen
Schöffling, Frankfurt am Main 2008
Feldmann und Lammer
Hansisches Druck- und Verlagshaus (edition chrismon), Frankfurt am Main 2013
Geboren 1974 in Bonn
Studium der Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt | |
Völkerrecht in Passau, Krakau, New York und Leipzig; | |
Praktikum bei der UNO in New York. Juristischer | |
Aufbaustudiengang „Recht der Europäischen | |
Integration“ | |
1996 - 2000 | Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig |
2000 | Caroline-Schlegel-Preis für Essayistik |
2002 | Deutscher Bücherpreis (Vorläufer des |
Deutschen Buchpreises); Rauriser Literaturpreis | |
Förderpreis des Bremer Literaturpreises | |
2003 | Ernst-Toller-Preis; Hölderlin-Förderpreis |
2005 | Per-Olov-Enquist-Preis |
Literaturpreis der Bonner LESE | |
2008 | Jürgen Bansemer & Ute Nyssen-Dramatikerpreis |
Prix Cévennes | |
2009 | Carl-Amery-Literaturpreis |
Solothurner Literaturpreis | |
Gerty-Spies-Literaturpreis | |
2013 | Thomas-Mann-Preis |
2014 | Hoffmann-von-Fallersleben-Preis |
2015 | Kulturgroschen des Deutschen Kulturrates |
Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik | |
lebt in einem Dorf in Brandenburg |
Aus: Corpus Delicti
Rings um zusammengewachsene Städte bedeckt Wald die Hügelketten. Sendetürme zielen auf weiche Wolken, deren Bäuche schon lange nicht mehr grau sind vom schlechten Atem einer Zivilisation, die einst glaubte, ihre Anwesenheit auf diesem Planeten vor allem durch den Ausstoß gewaltiger Schmutzmengen beweisen zu müssen. Hier und da schaut das große Auge eines Sees, bewimpert von Schilfbewuchs, in den Himmel - stillgelegte Kies- und Kohlegruben, vor Jahrzehnten geflutet. Unweit der Seen beherbergen stillgelegte Fabriken Kulturzentren; ein Stück stillgelegter Autobahn gehört gemeinsam mit den Glockentürmen einiger stillgelegter Kirchen zu einem malerischen, wenn auch selten besuchten Freilichtmuseum.
Hier stinkt nichts mehr. Hier wird nicht mehr gegraben, gerußt, aufgerissen und verbrannt; hier hat eine zur Ruhe gekommene Menschheit aufgehört, die Natur und damit sich selbst zu bekämpfen. Kleine Würfelhäuser mit weiß verputzten Fassaden sprenkeln die Hänge, ballen sich zusammen und wachsen schließlich zu terrassenförmig gestuften Wohnkomplexen an. Die Flachdächer bilden eine schier endlose Landschaft, dehnen sich bis zu den Horizonten und gleichen, das Himmelsblau spiegelnd, einem erstarrten Ozean: Solarzellen, eng beieinander und in Millionenzahl.
Von allen Seiten durchziehen Magnetbahn-Trassen in sehnurgeraden Schneisen den Wald. Dort, wo sie sich treffen, irgendwo inmitten des reflektierenden Dächermeers, also mitten in der Stadt, mitten am Tag und in der Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts - dort beginnt unsere Geschichte.
Unter dem besonders lang gezogenen Flachdach des Amtsgerichts geht Justitia ihren Routinegeschäften nach. Die Luft im Raum 20/09, in dem die Güteverhandlungen zu den Buchstaben F bis H stattfinden, ist auf exakt 19,5 Grad klimatisiert, weil der Mensch bei dieser Temperatur am besten denken kann. Sophie kommt niemals ohne ihre Strickjacke zur Arbeit, die sie bei Strafgerichtsverhandlungen sogar unter der Robe trägt. Rechts von ihr liegt ein Aktenstapel, den sie bereits erledigt hat; linker Hand verbleibt ein kleinerer Haufen, den es noch zu bearbeiten gilt. Ihr blondes Haar hat die Richterin zu einem hochsitzenden Pferdeschwanz gebunden, mit dem sie immer noch aussieht wie jene eifrige Studentin in den Hörsälen der juristischen Fakultät, die sie einmal gewesen ist. Sie kaut auf dem Bleistift, während sie auf die Projektionswand schaut. Als sie den Augen des öffentlichen Interessenvertreters begegnet, nimmt sie den Stift aus dem Mund. Sie hat mit Bell zusammen studiert, und er konnte schon vor acht Jahren in der Mensa nervtötende Vorträge über Rachenrauminfektionen halten, die durch den oralen Kontakt mit verkeimten Fremdkörpern verursacht werden. Als ob es in irgendeinem öffentlichen Raum im Land Keime gäbe!
Corpus Delicti, S. 11 - 13
© Schöffing&Co., Frankfurt am Main 2009
Rings um zusammengewachsene Städte bedeckt Wald die Hügelketten. Sendetürme zielen auf weiche Wolken, deren Bäuche schon lange nicht mehr grau sind vom schlechten Atem einer Zivilisation, die einst glaubte, ihre Anwesenheit auf diesem Planeten vor allem durch den Ausstoß gewaltiger Schmutzmengen beweisen zu müssen. Hier und da schaut das große Auge eines Sees, bewimpert von Schilfbewuchs, in den Himmel - stillgelegte Kies- und Kohlegruben, vor Jahrzehnten geflutet. Unweit der Seen beherbergen stillgelegte Fabriken Kulturzentren; ein Stück stillgelegter Autobahn gehört gemeinsam mit den Glockentürmen einiger stillgelegter Kirchen zu einem malerischen, wenn auch selten besuchten Freilichtmuseum.
Hier stinkt nichts mehr. Hier wird nicht mehr gegraben, gerußt, aufgerissen und verbrannt; hier hat eine zur Ruhe gekommene Menschheit aufgehört, die Natur und damit sich selbst zu bekämpfen. Kleine Würfelhäuser mit weiß verputzten Fassaden sprenkeln die Hänge, ballen sich zusammen und wachsen schließlich zu terrassenförmig gestuften Wohnkomplexen an. Die Flachdächer bilden eine schier endlose Landschaft, dehnen sich bis zu den Horizonten und gleichen, das Himmelsblau spiegelnd, einem erstarrten Ozean: Solarzellen, eng beieinander und in Millionenzahl.
Von allen Seiten durchziehen Magnetbahn-Trassen in sehnurgeraden Schneisen den Wald. Dort, wo sie sich treffen, irgendwo inmitten des reflektierenden Dächermeers, also mitten in der Stadt, mitten am Tag und in der Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts - dort beginnt unsere Geschichte.
Unter dem besonders lang gezogenen Flachdach des Amtsgerichts geht Justitia ihren Routinegeschäften nach. Die Luft im Raum 20/09, in dem die Güteverhandlungen zu den Buchstaben F bis H stattfinden, ist auf exakt 19,5 Grad klimatisiert, weil der Mensch bei dieser Temperatur am besten denken kann. Sophie kommt niemals ohne ihre Strickjacke zur Arbeit, die sie bei Strafgerichtsverhandlungen sogar unter der Robe trägt. Rechts von ihr liegt ein Aktenstapel, den sie bereits erledigt hat; linker Hand verbleibt ein kleinerer Haufen, den es noch zu bearbeiten gilt. Ihr blondes Haar hat die Richterin zu einem hochsitzenden Pferdeschwanz gebunden, mit dem sie immer noch aussieht wie jene eifrige Studentin in den Hörsälen der juristischen Fakultät, die sie einmal gewesen ist. Sie kaut auf dem Bleistift, während sie auf die Projektionswand schaut. Als sie den Augen des öffentlichen Interessenvertreters begegnet, nimmt sie den Stift aus dem Mund. Sie hat mit Bell zusammen studiert, und er konnte schon vor acht Jahren in der Mensa nervtötende Vorträge über Rachenrauminfektionen halten, die durch den oralen Kontakt mit verkeimten Fremdkörpern verursacht werden. Als ob es in irgendeinem öffentlichen Raum im Land Keime gäbe!
Corpus Delicti, S. 11 - 13
© Schöffing&Co., Frankfurt am Main 2009
Unterleuten
Es gibt in Zehs Unterleuten keine Guten und keine Bösen, nur Menschen, die etwas Gutes wollen und dabei Unheil anrichten. Jeder unterstellt seinem Gegenüber etwas – und stets, das ist die Pointe, liegt er oder sie damit falsch. Es ist verblüffend, wie perfide Zeh ihren Lesern Identifikationsangebote mit ihren Figuren macht, mit diesen Kleingeistern, Sturköpfen, Verlierern und Gewinnern – um diese kurz darauf wieder zu revidieren.
Christoph Schröder, Tagesspiegel 2016
Corpus Delicti
Es geht hier noch einmal um die großen Themen der letzten 200 Jahre: Freiheit und Gerechtigkeit, Kultur und Natur, Wahrheit und Propaganda. Um sie zukunftsgemäß zu verhandeln, braucht Zeh keine Zeitmaschinen, keine Raumschiffe. Sie beherzigt einfach die Maxime von J. G. Ballard: »Ich war sicher, dass die Sciencefiction aus dem Weltraum und der fernen Zukunft zurückkehren musste, dorthin, wo sie am dringendsten gebraucht wird – in die Gegenwart.« Gegenwart aber ist vor allem die Debatte über den Staat. Während seine Verächter nun nach ihm rufen, während die Entstaatlicher hysterisch Verstaatlichung fordern, wirft Juli Zeh stillschweigend die Frage auf, wie ein gelingender Staat aussehen könnte. Dass sie es im Bewusstsein etatistischer Entgleisungen tut, darin besteht ihre Kunst. Dass sie dem Triumphgeschrei vom »Ende der Geschichte« ins Wort fällt, darin besteht ihr Mut.
Evelyn Finger, Die Zeit 2009
Spieltrieb
Spieltrieb ist ein großer Roman über die Unmoral und ihre Folgen, letztlich also ein moralischer Roman, der die Fortgeltung von überkommenen Wertprinzipien in Frage stellt und sich damit einer der großen Fragen unserer Zeit annimmt: Wer weiß noch, was gut und was böse ist - und woher kann er das wissen? Juli Zehs Spieltrieb ist so intensiv, so spannend und auf höchstem literarischen Niveau, daß man den Roman nicht mehr aus der Hand legen kann.
Ulrich Greiner, Die Zeit 2004
Adler und Engel
Mit "Adler und Engel" ist Juli Zeh ein originelles Debüt gelungen. Die Autorin hat ihre Generation aufmerksam und hellhörig beobachtet. Ihre Helden tun cool und abgebrüht, aber sie sind verletzlich und suchen nach ihrer eigenen Wahrheit.
Rainer Traub, Der Spiegel 2001
Es gibt in Zehs Unterleuten keine Guten und keine Bösen, nur Menschen, die etwas Gutes wollen und dabei Unheil anrichten. Jeder unterstellt seinem Gegenüber etwas – und stets, das ist die Pointe, liegt er oder sie damit falsch. Es ist verblüffend, wie perfide Zeh ihren Lesern Identifikationsangebote mit ihren Figuren macht, mit diesen Kleingeistern, Sturköpfen, Verlierern und Gewinnern – um diese kurz darauf wieder zu revidieren.
Christoph Schröder, Tagesspiegel 2016
Corpus Delicti
Es geht hier noch einmal um die großen Themen der letzten 200 Jahre: Freiheit und Gerechtigkeit, Kultur und Natur, Wahrheit und Propaganda. Um sie zukunftsgemäß zu verhandeln, braucht Zeh keine Zeitmaschinen, keine Raumschiffe. Sie beherzigt einfach die Maxime von J. G. Ballard: »Ich war sicher, dass die Sciencefiction aus dem Weltraum und der fernen Zukunft zurückkehren musste, dorthin, wo sie am dringendsten gebraucht wird – in die Gegenwart.« Gegenwart aber ist vor allem die Debatte über den Staat. Während seine Verächter nun nach ihm rufen, während die Entstaatlicher hysterisch Verstaatlichung fordern, wirft Juli Zeh stillschweigend die Frage auf, wie ein gelingender Staat aussehen könnte. Dass sie es im Bewusstsein etatistischer Entgleisungen tut, darin besteht ihre Kunst. Dass sie dem Triumphgeschrei vom »Ende der Geschichte« ins Wort fällt, darin besteht ihr Mut.
Evelyn Finger, Die Zeit 2009
Spieltrieb
Spieltrieb ist ein großer Roman über die Unmoral und ihre Folgen, letztlich also ein moralischer Roman, der die Fortgeltung von überkommenen Wertprinzipien in Frage stellt und sich damit einer der großen Fragen unserer Zeit annimmt: Wer weiß noch, was gut und was böse ist - und woher kann er das wissen? Juli Zehs Spieltrieb ist so intensiv, so spannend und auf höchstem literarischen Niveau, daß man den Roman nicht mehr aus der Hand legen kann.
Ulrich Greiner, Die Zeit 2004
Adler und Engel
Mit "Adler und Engel" ist Juli Zeh ein originelles Debüt gelungen. Die Autorin hat ihre Generation aufmerksam und hellhörig beobachtet. Ihre Helden tun cool und abgebrüht, aber sie sind verletzlich und suchen nach ihrer eigenen Wahrheit.
Rainer Traub, Der Spiegel 2001