Aufgabe 5
Sieben Jahre

Ich war vor Sonja in der Kneipe und sah durch das Fenster, wie sie über die Straße auf mich zukam. Sie trug eine weiße Hose und ein ärmelloses weißes T-Shirt und war braun gebrannt. Als sie ins Lokal trat, drehten sich alle nach ihr um. Sie kam an meinen Tisch und küsste mich auf die Wangen. Während sie sich setzte, schaute sie sich kurz um, als suche sie jemand. Der Kellner war da, bevor ich ihm ein Zeichen geben konnte. Sonja erzählte von einem Wettbewerb, an dem sie teilnehmen wollte, ein Kinderhort für einen großen Industriebetrieb. Sie setzte ihre Brille auf, mit der sie mir noch besser gefiel, und zeigte mir ihre Skizzen. Ich machte ein paar Vorschläge, die sie alle verwarf. Ich sei auch schon besser gewesen. Ich sagte, ich hätte schlecht geschlafen. Sie schaute mich mit gespieltem Bedauern an und sprach weiter von ihrem Projekt, von Integration und Geborgenheit und von der Persönlichkeit der Kinder, ihrer Einzigartigkeit und ihrem Potenzial. Mein Kunde ist das Kind, sagte sie, schob sich die Brille ins Haar und lächelte.
Sonja war das absolute Gegenteil von Iwona. Sie war schön und gescheit und redete viel, sie hatte Charme und eine natürliche Sicherheit. Ihre Anwesenheit schüchterte mich immer etwas ein, und ich hatte das Gefühl, besser sein zu müssen, als ich war. Mit Iwona war die Zeit unendlich langsam vergangen, voller Momente peinlicher Stille. Sie hatte einsilbig auf meine Fragen geantwortet, und ich musste mich dauernd bemühen, das Gespräch am Laufen zu halten. Sonja hingegen war die perfekte Gesellschafterin. Sie kam aus einer wohlhabenden Familie, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie etwas Niveauloses tat oder sagte. Bestimmt würde sie eine steile Karriere machen. Sie würde sich im sozialen Wohnungsbau engagieren und in irgendwelchen Gremien sitzen und daneben noch zwei oder drei Kinder großziehen, die immer sauber sein würden und ebenso gepflegt und wohlerzogen wie sie.

 

Vervollständigen Sie das Schema:

Wie sieht sie aus?


Welche Charaktereigenschaften hat sie?


Wie wirkt sie auf andere Menschen?


Wie fühlt sich Alex in ihrer Gegenwart?


Welche berufliche und private Zukunft prophezeit ihr Alex?