Vortrag Siegfried Zielinski: Prospektive Archäologien

Parallelsysteme © SCCA-Ljubljana

Di, 10.12.2019

18:00 Uhr – 20:00 Uhr

Moderna galerija

Parallelsysteme

Eine Reise durch die Tiefenzeit der Medien zu möglichen Zukünften

Das auf den ersten Blick paradoxe abstrakte Mixtum compositum, das wir prospektive Archäologie nennen, ist eine Praxis, die entsprechend zweier gegensätzlicher Zeitpfeile passiert. Einer der Pfeile ist auf die Tiefenzeit von Kulturen gerichtet, die nach wie vor unerforscht ist und laut Zielinski immerwährend von Wechselbeziehungen im Verhältnis von Kunst, Wissenschaft und Technologie umgebildet wird. Der andere ist von der Gegenwart aus auf die unzerstörbare und unermüdlich ungewisse Zukunft gerichtet. Das utopische Potenzial medienarchäologischer Aktivität und der damit verbundenen künstlerischen Praxen liegt in der Möglichkeit, diese beiden Zeitpfeile auf eine Art und Weise miteinander zu verbinden, die die Reisenden in der Zeitmaschine bei diesem Prozedere nicht in Stücke reißt. Die unaufhörliche Suche und das Erkennen von Punkten der Vielfalt und der Besonderheiten des Alten, die nicht mehr zugänglich sind, weil sie nicht mehr existieren, ist langweilig und führt unvermeidlich in eine tiefe Melancholie. Lernen und intellektuelles Wachstum auf Basis von Heterogenität und Verhältnisreichtum in vergangenen Konstellationen zum Zwecke zukünftiger Gegenwarten stellt allerdings eine attraktive Herausforderung dar. Nur so kann unsere experimentelle Zeitmaschine zu einem Überraschungsgenerator werden.

Der Vortrag findet auf Englisch statt.

Siegfried Zielinski, Medientheoretiker an der Universität der Künste Berlin, ist Michel-Foucault-Professor für Medienarchäologie und Techno-Kultur an der European Graduate School in Saas Fee sowie Ehrendoktor und Professor an der Ungarischen Akademie der Bildenden Künste in Budapest. Bis 2016 hatte er den Lehrstuhl für Medientheorie mit dem Schwerpunkt Archäologie & Variantologie der Medien an der Universität der Künste Berlin inne und war Leiter des dortigen Vilém-Flusser-Archivs. Von 2016 bis 2018 war Zielinski Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und von 1994 bis 2000 Gründungsrektor der Kunsthochschule für Medien Köln. Er schrieb zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Medienarchäologie. Mit Peter Weibel war er u. a. Herausgeber von "Allah’s Automata" (2015) und Ko-Kurator der Ausstellungen "Ramon Llull & the Ars Combinatoria" und "Kunst in Bewegung. 100 Meisterwerke mit und durch Medien. Ein operationaler Kanon" (2018). Sein neuestes Buch, "Variations on Media Thinking", wurde im Oktober herausgegeben.

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