Das McCormick House in Elmhurst, Illinois ist ein 1952 von Ludwig Mies van der Rohe, dem letzten Direktor der Bauhaus-Schule, entworfenes Einfamilienhaus. Es ist eines von nur drei Privathäusern, die Mies in den USA gebaut und entworfen hat. John McKinnon, Direktor des Elmhurst Art Museum und die Künstlerin Claudia Weber geben einen unmittelbaren Einblick vom tagtäglichen Leben mit und in diesem Gebäude.
John McKinnon über die Erhaltung des McCormick House
John McKinnon | Foto: The Adamkovi
John McKinnon wurde 2017 zum Direktor des Elmhurst Art Museum ernannt. Kürzlich betreute er die Instandsetzung des McCormick House von Mies van der Rohe sowie eine Erweiterung des Museumsprogramms. Derzeit ist er Mitglied der City of Elmhurst Public Arts Commission und des Arts DuPage Advisory Committee. In früheren Positionen war er unter anderem Programmdirektor der Society for Contemporary Art am Art Institute of Chicago sowie kuratorischer Mitarbeiter für Moderne und Zeitgenössische Kunst im Milwaukee Art Museum.
Claudia Weber über den Wiedereinzug in ein Museum
Von Februar bis April 2019 bewohnte ich in einen der Flügel des McCormick Houses von Mies van der Rohe – und stellte für einige Zeit seine heutige Rolle als Museum in Frage, indem ich dort einzog und es tatsächlich als Zuhause nutzte. Da das Haus weder eine Küche noch ein funktionstüchtiges Badezimmer hatte, erweiterte ich als ersten Schritt die Wohnfläche des Hauses auf das Bildungszentrum des Elmhurst Art Museum und das YMCA, um einigermaßen annehmbare Lebensbedingungen zu schaffen.
Claudia Weber im McCormick House | Foto: Jim Prinz
Um das Haus für mich in ein Zuhause zu verwandeln, brachte ich sorgfältig ausgewählte Möbel und Gegenstände mit, die ich entweder bereits besaß oder speziell für diesen Anlass kaufte, baute oder in Auftrag gab und die flexibel genug für jede sich im Laufe der zwei Monate möglichweise ergebende Aktivität sein sollten. Außerdem kreierte ich einen Satz aus 260 übergroßen Karten, die ich Exquisite Corpse nannte – der Name ist dem Spiel Cadavre Exquis der französischen Surrealisten entlehnt. Dieses Kartenspiel stellt eine informative aber auch verspielte Möglichkeit dar, den Weg des Hauses neu zu erkunden: Aufgeteilt in die vier Kategorien Haus, Sozialer Kontext, Diskurs und Ephemera, erzählen die Karten nicht nur von der Arbeit des Architekten und dem Leben der Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auch von den sozialen Umbrüchen in den USA seit den fünfziger Jahren ebenso wie über die Veränderung des Standortes und der Nutzung des Hauses.
Ich habe einen flexiblen Tisch entworfen, dessen Platte gleichzeitig als Bilderrahmen mit wechselnden Motiven dient. Tätigkeiten wie arbeiten, Kaffee trinken, essen oder Karten spielen überlagerten jedes Motiv mit den Spuren des täglichen Lebens.
Ein paar Stunden später hatte sich das Muster in eine dynamischere Konstellation verändert, die auf einem Spiel zu basieren schien, dass ich in einem begleitenden Regelwerk vorgeschlagen hatte
Eine Gruppe Besucher folgen einer Struktur, bei der nur Wortkarten (aus Diskurs und Ephemera) benutzt werden
Besucherinnen und Besucher konnten auf verschiedene Weise mit den Karten interagieren, sie konnten sie zum Beispiel nur überfliegen oder sie für assoziative Paarungen oder strukturierte Spiele nutzen. So bot jede Kombination ein anderes Narrativ und fügte Ludwig Mies van der Rohes Prototyp eines Hauses eine neue Facette hinzu. Dieses Projekt wurde finanziert durch das Elmhurst Art Museum, das Auswärtige Amt und die Graham Foundation for Advanced Studies in the Fine Arts. Zusätzliche Unterstützung kam vom Goethe-Institut und dem BDI.
Claudia Weber | Foto: Andrew Finegold
In ihrer künstlerischen Praxis setzt sich Claudia Weber mit der wechselseitigen Beziehung zwischen der gebauten Umgebung und dem Status Quo auseinander. Als Teil ihres konzeptuellen und ortsbezogenen Ansatzes arbeitet sie dabei abwechselnd mit Fotografie, Skulptur, und/oder Text. Webers Arbeiten wurden international ausgestellt, darunter auch in Mies van der Rohes McCormick House/EAM, Elmhurst; Lehmann Maupin Gallery, Thierry Goldberg und White Columns (alle New York). CAC Bretigny (Frankreich); und Kunstraum Kreuzberg / Bethanien, Berlin. Sie war Empfängerin des einjährigen Kulturaustauschstipendiums New York des Landes Berlin, ein Reise- und Studienstipendium der Jerome Foundation und ist 2019 Stipendiatin der Pollock-Krasner Foundation, New York. Weber hat außerdem an zahlreichen Residenzprogrammen teilgenommen, darunter McDowell Colony, Peterborough (NH) sowie die Workspace Residenz des Lower Manhattan Cultural Council, New York. As Gründungsherausgeberin von Plot.online bringt sie kritische Denker verschiedener Disziplinen zusammen, um sich mit den narrativen Netzwerken von Bildern zu befassen.