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Frankreich, das wünsch ich dir!

Die Umsetzung der Energiewende, wachsende Radikalisierung, Europa in der Krise: Der künftige französische Präsident oder die Präsidentin hat einige Herausforderungen zu bewältigen.

Welche Hoffnungen sind mit dem Regierungswechsel verbunden? Was wünschen sich die Bürger für Frankreich nach der Wahl? Wir haben Akteure der Zivilgesellschaft, engagierte Bürger und Experten in Deutschland und Frankreich befragt.

Das wünschen sich die Franzosen für ihr Land

Und die Deutsche Perspektive?

Eine starke Rolle in Europa einnehmen, den Ausnahmezustand aufheben, dem Land zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen: Das sind nur einige Wünsche deutscher Experten, Autorinnen und engagierter Bürger für Frankreich.
 
  • Ulrich Wickert Foto (Ausschnitt): © Paul Ripke

    Ulrich Wickert, Autor und langjähriger Korrespondent der ARD in Paris. Im September 2017 erscheint sein neues Buch „Frankreich muss man lieben, um es zu verstehen.“

    „Frankreich braucht einen Präsidenten, der nach vorn schaut. Der das Arbeitsrecht modernisiert, der die Schulden reduziert und der mit Deutschland zusammen Europa weitertreibt. Und da gibt es nur einen Kandidaten, der das alles verkörpert. Der Jüngste ist der Modernste. Hoffentlich klappt’s.“

  • Dr. Anne-Lise Barrière Foto (Ausschnitt): © Privat

    Dr. Anne-Lise Barrière, Historikerin und seit drei Jahren Lehrerin an einer deutsch-französischen Schule in Berlin

    „Ich wünsche mir, dass mit dieser Wahl ein neuer, überparteilicher Konsens für die Bildung gefunden werden kann. Unser Bildungssystem braucht dringend mehr soziale Gerechtigkeit; gerade die Schulen in den benachteiligten Vierteln und die berufliche Ausbildung benötigen mehr Förderung. Und Europa muss einen stärkeren Stellenwert bekommen – sei es im Geschichts- oder im Fremdsprachenunterricht –, damit die jungen Generationen lernen, über den nationalen Tellerrand zu schauen.“

  • Thomas Ostermeier Foto (Ausschnitt): © Brigitte Lacombe

    Thomas Ostermeier, künstlerischer Leiter der Schaubühne Berlin. Seit 2010 ist er Präsident des Deutsch-Französischen Kulturrates.

    „Eine besonnene Entscheidung wünsche ich Frankreich zur Wahl, und dass die Stichwahl nicht zu einer Wahl zwischen Skylla und Charybdis wird.“

  • Prof. Dr. Beate Rudolf Foto (Ausschnitt): © DIMR/S. Pietschmann

    Prof. Dr. Beate Rudolf, Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte und Vorsitzende der Globalen Allianz der Nationalen Menschenrechtsinstitutionen

    „Ich wünsche Frankreich, dass es ein Staatsoberhaupt wählt, das den Mut hat, den seit 17 Monaten andauernden Ausnahmezustand aufzuheben. Er gefährdet die menschenrechtlich garantierten Freiheiten, bedroht den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Rechtsstaat in Frankreich.“

  • Gila Lustiger Foto (Ausschnitt): © bogenberger autorenfotos

    Gila Lustiger, Autorin. 2016 erschien ihr Essay „Erschütterungen“ zu den Terroranschläge in Paris.

    „Liberté, égalité, fraternité – dass du dich auf deine Grundlagen zurück besinnst!“

  • Dr. Jens Althoff Foto (Ausschnitt): © hbs

    Dr. Jens Althoff, Büroleiter der Heinrich-Böll-Stiftung in Paris

    „Viele Französinnen und Franzosen engagieren sich täglich im Kleinen und Großen, sozial, ökologisch, für Menschenrechte und Demokratie, sind aber von den eingeübten Mechanismen im Pariser Politikbetrieb bitter enttäuscht. Es wäre ihnen eine Regierungskonstellation im Élysée-Palast und im Parlament zu wünschen, die das Vertrauen in die große französische Demokratie, ihre Bürgerrechte, ihre Gestaltungsfähigkeit, besonders in sozialen Fragen, und ihre wichtige Rolle für ein gemeinsames Europa stärkt.“

  • Marguerite Seidel Foto (Ausschnitt): © Marguerite Seidel

    Marguerite Seidel, Deutsche und Französin, DaF/DaZ-Lehrende und Filmjournalistin in Hamburg

    „Ein lebenswertes Europa ist für mich ein Europa, in dem sich die Länder und Kulturen gerne und offen austauschen und zusammen entwickeln. Dafür brauchen wir gemeinsame Sprachen. Ich wünsche Frankreich, den Wert des Fremdsprachenunterrichts in der Schule zu stärken – etwa im Fach Deutsch, damit die deutsch-französische Freundschaft als „Motor“ Europas weiterhin von Mensch zu Mensch gelebt werden kann.“

  • Familie Choppin-Villinger bei Pulse of Europe am Stuttgarter Schlossplatz Foto (Ausschnitt): © Martin Villinger

    Martin Villinger, Vater in einer deutsch-französischen Familie und Leiter der Frankreich-Bibliothek am Deutsch-Französischen Institut Ludwigsburg

    „Wir wünschen Frankreich, dass möglichst viele seiner Kinder fremde Sprachen lernen und sie dabei unterstützt werden, Auslandserfahrungen zu sammeln, damit Frankreich ein weltoffenes und fröhliches multikulturelles Land bleibt.“

  • Dr. Sylke Tempel Foto (Ausschnitt): © IP

    Dr. Sylke Tempel, Chefredakteurin der Zeitschrift „Internationale Politik“

    „Einen Präsidenten, der dem Land ein Selbstbewusstsein geben kann, das auf Offenheit beruht, nicht auf stachliger Abwehr. Eine boomende, global erfolgreiche Wirtschaft. Eine Gesellschaft, die versteht, dass kluge Leute nicht nur aus altbekannten Kaderschmieden kommen.“

  • Dr. Tadzio Müller Foto (Ausschnitt): © RLS / Martha Dörfler

    Dr. Tadzio Müller, Referent für Klimagerechtigkeit und Energiedemokratie bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung

    „Frankreich braucht eine sozial-ökologische Transformation, die gleichzeitig mehr soziale Gerechtigkeit und mehr ökologische Nachhaltigkeit schafft: zum Beispiel raus aus der Atomkraft, rein in die Bürgerenergiewende. Darin liegt die Zukunft, und weder der ehemalige Banker Macron noch Le Pen werden dies schaffen. Seine Rhetorik mag manchmal etwas altbacken wirken, aber Mélenchon ist der einzige, der die Zeichen der Zeit wirklich erkannt hat.“

  • Prof. Dr. Ulrike Guérot Foto (Ausschnitt): © Dominik Butzmann

    Prof. Dr. Ulrike Guérot, Gründerin und Direktorin des European Democracy Lab an der European School of Governance, Berlin. 2013 war sie offizielles Delegationsmitglied beim Staatsbesuch des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck in Frankreich.

    „Zum zweiten Mal nach 2002 wird es im Mai 2017 darum gehen, dass durch einen Front républicain ein populistischer Kandidat im Élysée-Palast verhindert wird. Doch das kann nur ein erster Schritt sein. Frankreich braucht eine durchgreifende Modernisierung politischer und wirtschaftlicher Natur, und diese kann nur in einen europäischen Rahmen eingebettet sein. Vor allem die Demokratie in Europa und die Governance der Eurozone müssen dazu verbessert werden und hierfür ist ein europäisches Frankreich unverzichtbar.“

  • Markus Beckedahl Foto (Ausschnitt): © Daniel Mueller

    Markus Beckedahl, netzpolitischer Aktivist und Chefredakteur des Blogs Netzpolitik.org

    „Ich würde mich freuen, wenn in Frankreich wieder die Ideale einer alten und ehemals inspirierenden Demokratie hochgehalten würden. Dazu gehört ein Leben ohne Massenüberwachung und vor allem kein fortwährender Ausnahmezustand, bei dem elementare Bürgerrechte außer Kraft gesetzt werden.“

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