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Kapitel 1
Von der Absurdität der Schilder

Straßenbahnschienen, die ins Leere laufen
Straßenbahnschienen, die ins Leere laufen | Foto: © Andreas Ludwig

Eine Bewohnerin parkt ihr Auto mitten auf einer Kreuzberger Straße und geht auf den letzten Zentimetern West-Berlins zu ihrer Wohnung. Welchen Verkehr sollte sie hier schon behindern? 

Von Regine Hader und Dr. Andreas Ludwig

Sie passiert den engen Durchgang zwischen Häuserfront und Mauer. Der Käfer steht der Absurdität der Mauer entgegen, als hätte sie sich ihm während der Fahrt urplötzlich in den Weg gestellt. Daneben: Straßenbahnschienen, die ins Leere laufen, wie die abgerissene Verbindung in eine Welt hinter Graffiti und Beton. Was diese Kreuzberger Idylle nicht zeigt, sind die mehr als 130 Menschen, die entlang dieser Grenze auf der Flucht erschossen wurden.
Seit dem 13. August 1961 umschließt die Mauer Westberlin, manchmal trennt sie die geraden von den ungeraden Hausnummern auf der rechten und linken Straßenseite. Das Foto zeigt, wie sie die Straßen der Berliner*innen durchzieht, wie nah sie an ihre Fenster reicht und wie notgedrungen selbstverständlich sie mit ihr leben.

Die Mauer als Leinwand Die Mauer als Leinwand | Foto: © Andreas Ludwig Auf der anderen Seite besprühen die Westberliner*innen die Mauer, eignen sich die Grenze als Leinwand an. Ironisch kommentieren sie mit ihren Graffiti das West-Berliner Lebensgefühl – direkt auf dem grauen Beton, der die Stadt teilt.

Im Schnee liegen entlang der Mauer umgefallene, viersprachige Hinweisschilder. Sie warnen vor der Freiheit oder Gefahr, die Grenze zu übertreten. Einige Schritte weiter ist klar: Hier ist ohnehin kein Übertritt möglich. An dieser Stelle in Kreuzberg, heißt es: „You are Leaving the American Sector“. Auf der Ost-Berliner Seite zieht sich ein trostloser Sperrbezirk an der Mauer entlang, hält die eigene Bevölkerung von der „Friedensgrenze“ fern.

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