Im Herbst 2017 präsentierte das Phi Center in Montreal in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut eine Reihe von Filmen unter dem Titel „Phi ♥ Hamburg“. Wir haben diese Gelegenheit genutzt, um der Kuratorin der Filmreihe, der Programmleiterin des Filmfests Hamburg Kathrin Kohlstedde, einige Fragen über das Konzept und die Zusammenarbeit mit den Montrealer Partnern sowie über die Auswahl der Filme zu stellen.
Die Filmvorführungen im Montrealer Kulturzentrum Centre Phi wurden durch ein abendliches
Kathrin Kohlstedde
| © Kathrin Kohlstedde
Rahmenprogramm, am Freitagabend mit einem Auftritt der Hamburger Gruppe Chefboss, abgerundet. Die Filme wurden jeweils durch einen lokalen Filmschaffenden vorgestellt, es gab Cocktails und Publikumsdiskussionen. An jedem der Abende wurde den Besuchern und Besucherinnen über die Programmthemen Revolution, Leidenschaft und Freundschaft eine Parallelerfahrung mit der in vielen Belangen ähnlichen Partnerstadt beschert.
Frau Kohlstedde, wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Centre Phi?
In der Filmwelt ist das Centre Phi eine bekannte Größe und so haben wir uns über die Jahre immer mal wieder auf verschiedenen Veranstaltungen und Festivals getroffen. Irgendwann, wenn man mal nett zusammensitzt, entstehen solche Ideen. Beim Filmfest Hamburg zeigen wir jedes Jahr immer eine exzellente Auswahl an Filmen aus Quebec. Filmemacher wie Xavier Dolan, Denis Côté, Philipp Falardeau, Léa Pool etc. waren schon bei uns und wir sind dankbar für die Geschichten und die Kreativität, die sie aus ihrer Heimat zu uns bringen. Die Hamburger kennen Montreal inzwischen schon sehr gut und so kam der Gedanke auf, dass man, wie das bei Freunden so üblich ist, einen Gegenbesuch abstattet. Da man allerdings schlecht ganz Hamburg in den Koffer packen kann, kommen halt stellvertretend drei Filme und ein Musikact mit. Und damit es wirklich ein Austausch ist, werden sie von Quebecer Filmemacherinnen und Filmemachern präsentiert.
Können Sie uns ein wenig zur Auswahl der drei Filme in der Reihe „Phi loves Hamburg“ sagen?
Mir war es wichtig, dass wir verschiedene Zeitepochen dabei haben, die 1970er mit Rocker, die 1980er mit Verführung und die 2000er mit Absolute Giganten. In jeden dieser Filme spielt Hamburg eine aktive Rolle, fast wie ein Schauspieler und ist nicht nur Kulisse. Rocker ist ein Kultfilm und spielt regelmäßig vor großem Publikum z.B. im Millerntorstadion. Die Zuschauer können die Dialoge schon mitsprechen. Mit Absolute Giganten ist einer der schönsten Hamburg Filme dabei, eine Ode an die Stadt und die Freundschaft. Und Verführung ist ein beeindruckendes, radikales avantgardistisches Werk von der Hamburgerin Monika Treut, die dieses Jahr den Ehren-Teddy auf der Berlinale erhielt.
Wie ist Ihr Eindruck von Montreal im Vergleich zu Ihrer Heimatstadt?
Ich liebe diese Stadt ebenso wie Hamburg. Beides sind Hafenstädte, daher existieren einige Parallelelen: Die Menschen sind weltoffen, relaxed, neugierig und unaufgeregt. Was ich in Montreal sehr schätze ist, dass die Kultur als wesentlicher Teil der Identität verstanden wird und sie in vielen Bereichen eine entsprechende Wichtigkeit beigemessen wird. Davon kann die Kaufmannsstadt Hamburg noch lernen, aber an daran arbeiten wir als Filmfest ja auch.
Wird es in Hamburg eine ähnliche Zusammenarbeit mit Quebecer Werken geben?
Jedes Jahr haben wir immer eine große und starke Präsenz des Quebecer Filmschaffens. Auch in 2018 wird das bestimmt wieder so sein. Ich denke, es wird im nächsten Jahr viel Spannendes aus Quebec kommen, auf das wir uns freuen können.
Phi liebt Hamburg wurde unterstützt von der Stadt Hamburg und Air Canada.