Berlinale-Blogger 2017
Frauen gestern und heute

„Como Nossos Pais“ (Just Like Our Parents) von Laís Bodanzky
Foto: Priscila Prade

Zwei brasilianische Filme beleuchten die Rolle der Frau: "Vazante" blickt zurück ins 19. Jahrhundert, "Como Nossos Pais" spielt im Brasilien der Gegenwart.

Das diesjährige Panorama Special der Berlinale zeigt zwei Filme von Regisseurinnen, die vom herausfordernden Alltag der Brasilianerinnen erzählen. Der Eröffnungsfilm der Reihe, Vazante von Daniela Thomas, spielt im Jahr 1821 und berichtet vom Leben auf Antonios Farm. Der Betrieb befindet sich im Übergang vom Bergbau zur Land- und Viehwirtschaft. Antonios Frau stirbt während der Geburt ihres Kindes, auch der Säugling überlebt nicht. Daraufhin heiratet Antonio die Nichte seiner verstorbenen Frau, die zu der Zeit noch ein Kind ist. Das Mädchen sucht nach einem Platz in dieser Gemeinschaft und lässt sich mit dem Sohn einer der Sklavinnen der Farm ein. Damit bringt sie das dort herrschende Machtgefüge ins Wanken. Der Film richtet seinen Blick auf die Funktionsweise der patriarchalischen Gesellschaft, in der Männer die absolute Macht haben. Die Schwarz-Weiß-Bilder der Landschaft des Bundesstaates Minas Gerais vermitteln eine Atmosphäre der Isolation und des mangelnden Kontakts zur Außenwelt. Nach der Aufführung kursierten in den sozialen Netzwerken kritische Stimmen: Man bemängelte die Abwesenheit von afro-brasilianischen Schauspielerinnen und Schauspielern des Film in Berlin  – ausgerechnet in einem Film, der das Erbe der Sklaverei zum Thema hat.
 
 
Como Nossos Pais (Just Like Our Parents) spielt im São Paulo der Gegenwart. Rosa, Online-Redakteurin, fühlt sich überlastet mit der Versorgung ihrer Töchter und dem Haushalt, vor allem weil ihr Mann – ein Anthropologe – oft auf Forschungsreisen im Amazonas unterwegs ist und sie nicht unterstützt. Zu allem Übel wird bei ihrer Mutter Krebs im Endstadium diagnostiziert, was nicht ohne Rückwirkung auf die Mutter-Tochter-Beziehung bleibt. Der alltägliche Druck führt dazu, dass Rosa ihre Ehe und ihre vernachlässigten Träume überdenkt. „Neben der Lektüre von Zeitungs-, Zeitschriften- und Internetartikeln recherchierte ich für den Film auch in meinem unmittelbaren Umfeld. Ich sprach mit Nachbarinnen und anderen Frauen, mit denen ich immer wieder zu tun habe”, berichtet Laís Bodanski, Regisseurin des Films. Eines der Highlights des Films ist der Auftritt von Maria Ribeiro, die die Protagonistin Rosa spielt.