Berlinale-Blogger 2017
In den Gassen der „Dark City”

Dark City, von Alex Proyas
Dark City, von Alex Proyas | © 1998 New Line Productions, Inc. All Rights Reserved™

Die Berlinale präsentiert nicht nur Premieren von Spielfilmen und Dokumentarfilmen, sondern bietet auch Retrospektiven. Die diesjährige Retrospektive ist dem Science-Fiction-Kino gewidmet, und man muss zugeben, dass sie beeindruckt. Sie zeigt nicht zur Klassiker, sondern auch exotischere Filme des Genres.

Montag, 14.30 Uhr, mitten an einem gewöhnlichen Werktag. Der große Saal im CinemaxX ist auch zu dieser Tageszeit bis auf den letzten Platz ausverkauft. Die Besuchermassen sind nicht zu einer heißen Premiere gekommen. Ganz im Gegenteil. Gleich wird Dark City von 1998 gezeigt, ein fast zwanzig Jahre alter Film, der außerdem seit langem auf DVD oder BlueRay erhältlich ist. Das visuelle Meisterstück von Alex Proyas zu Hause anzusehen oder auf einer großen Kinoleinwand sind jedoch zwei unterschiedliche Sachen. Ähnlich haben bestimmt die Programmgestalter der diesjährigen Retrospektive gedacht, indem sie die einzigartige Chance bieten, Science-Fiction-Filme unter den Bedingungen zu zeigen, für die sie von Anfang an gedacht waren. 

Blade Runner, Close Encounters of the Third Kind, Alien, Ghost in the Shell oder die erwähnte Dark City – das sind nur einige von 27 (!) Filmen dieser Reihe, deren beiden Leitthemen sind: Gesellschaft der Zukunft (society of the future) und das Seltsame und das Andere (the Strange and Other). Das Programm der Retrospektive ist äußerst vielfältig. Neben Klassikern des Genres werden zum Beispiel auch zahlreiche Filme aus ... dem ehemaligen Ostblock gezeigt, darunter Pisma mjortwowo tscheloweka von Konstantin Lopuschanski, Welt am Draht von Rainer Werner Fassbinder sowie drei polnische Filme: Na srebrnym globie (Der silberne Planet) von Andrzej Żuławski, O-bi, o-ba: Koniec cywilizacji (O-Bi, O-Ba. The End of Civilization) von Piotr Szulkin und Test pilota Pirxa (Der Test des Piloten Pirx) von Marek Piestrak.

Zurück zu Dark City: die Kinovorführung eines Films, in dem visuelle Kreativität sich wie in keinem anderen Medium ausdrückt, ermöglicht ein unverwechselbares Kunsterlebnis. Sie macht auch die kleinen Nuancen im Hintergrund erkennbar und bietet Möglichkeiten in die Atmosphäre einzutauchen wie kein Heimkino. Es ist wunderbar, sich in die Gassen der Dark City vorzuwagen und die wahre Magie des Kinos zu erleben.