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Berlinale Blogger 2018
Zwischen Freizeit und Flucht

Susanne Wolff in Styx
Susanne Wolff in Styx | Fimstill: Styx © Benedict Neuenfels

Zentralflughafen THF and Styx: Zwei Filme im Panorama zeigen die weltweiten Migrationsbewegungen aus unterschiedlichsten Perspektiven.

Von Philipp Bühler

Die weltweiten Fluchtbewegungen beschäftigen die Berlinale auch weiterhin. 2016 gewann Gianfranco Rosis Dokumentarfilm Fuocoammare den Wettbewerb. In diesem Jahr wird mit Zentralflughafen THF ein weiterer Dokumentarfilm sehr freundlich aufgenommen. Der Filmemacher Karim Aïnouz, mit algerischen Wurzeln in Brasilien aufgewachsen und seit 2010 in Berlin lebend, zeigt das Leben vor allem syrischer Kriegsflüchtlinge an einem seltsamen Ort: in den riesigen Hangars des schon lange stillgelegten Flughafens Tempelhof in Berlin.

Die Zwischennutzung als Notunterkunft kollidiert hier erhellend mit der ursprünglichen Zwischennutzung als innerstädtisches Naherholungsgebiet. Inmitten von Spaziergängern, Drachenfliegern und Skatern warten die Asylsuchenden auf ihr Bleiberecht, lernen Deutsch – umgeben von einem nationalsozialistischen Prachtbau, der hier notgedrungen auch den schwerfälligen deutschen Verwaltungsapparat symbolisiert.

Das Dilemma der Einhandseglerin

Der unmittelbaren Dringlichkeit von Fuocoammare näher ist allerdings ein Spielfilm. In Styx, ebenfalls im Panorama zu sehen, trifft die Alleinseglerin Rike mitten im Atlantik auf ein havariertes Flüchtlingsboot. Als engagierte Ärztin und selbstbewusste Sportlerin sieht sich mit heftigen moralischen Fragen konfrontiert: Sie kann nicht allen helfen, doch die herbeigerufene Seerettung lässt auf sich warten. Was tun?

Styx überzeugt zunächst als tolles deutsches Actionkino, packen der Regisseur Wolfgang Fischer und Hauptdarstellerin Susanne Wolff den Kraftakt des Einhandsegelns doch in enorm starke Bilder – zuletzt sah man Robert Redford in All is lost (USA 2013, Regie: J. C. Chandor) in einer ähnlich spektakulären Rolle auf hoher See.

Besonders gefallen hat mir aber, dass der Film sein moralisches – und hochpolitisches – Dilemma nicht letztgültig auflösen kann und will. Die Frage, ob Rike richtig handelte oder nicht, nimmt man mit aus dem Kinosaal. Meine persönliche Einschätzung, die meisten Dokumentarfilme seien sich etwas zu sicher in ihren Antworten, ist bestimmt ungerecht. Aber diesen Effekt des Nachdenkens hinterlassen bei mir doch vor allem Spielfilme.

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