Filmvorführung und Diskussion GENDER & IDENTITÄT

Genderblende © Genderblend

Sa, 14.12.2019 –
So, 15.12.2019

Goethe-Institut China

 
Partner: DOK Leipzig, Pure Movies
Gast: Denis Parrot
Moderation: Yu Yaqin (Pure Movies)
Sprache der Filme: Originalsprache mit chinesischen und englischen Untertiteln
Sprache der Diskussionen: Chinesisch, Englisch
Ort: Goethe-Institut China
Adresse: Originality Square, 798 Art District, Jiuxianqiao Road No. 2, Chaoyang District, Beijing
Eintritt frei
 
Auferlegte Regeln und konstruierte Rollenzuschreibungen prägen das Zusammenleben in unseren Gesellschaften. Doch brechen immer mehr Menschen die vermeintlichen Idealvorstellungen auf und versuchen ihren eigenen Platz in der Welt zu finden, verschaffen sich Gehör und stehen für sich selbst und andere ein: der Prozess der Selbstakzeptanz- und Liebe, die Rückgewinnung der eigenen Sexualität, Selbstbestimmung über den eigenen Körper, die Offenbarung der eigenen Identität, die Veränderung des Äußeren, sodass es zum inneren Empfinden passt.
 
Was macht die eigene Identität aus? Worüber definiert sie sich die Zugehörigkeit? Wie wird Veränderung wahr- und aufgenommen? Inwieweit wird die eigene Identität von den Rollen geprägt?
 
In Kooperation mit DOK Leipzig und Pure Movies veranstaltet das Goethe-Institut China vom 14. bis 15. Dezember 2019 eine Reihe von Dokumentarfilmvorführungen und Diskussionen mit dem Titel „Reframing the Real: Gender & Identität“. Neun internationale Dokumentarfilme beschäftigen sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit Fragen der Gleichstellung der Geschlechter und Genderidentität. Wir freuen uns besonders, dass der Regisseur Denis Parrot nach Peking kommen und sich am 14. Dezember im Anschluss an die Filmvorführung mit dem Publikum austauschen wird.
 
 

programm

Samstag, 14. Dezember 2019

Filmvorführung "You are overreacting"

Zeit: 14.12.2019, 13:00 - 13:14
Regie: Karina Paciorkowska | Polen | 2017 | 4 Minuten
2018 DOK Leipzig - Internationaler Wettbewerb Kurzfilm
 
Inhalt: Eine polnische Großstadt, der morgendliche Alltagstrott einer Frau: sich stadtfein machen, Wohnung abschließen, ab in den Stau, dann in die U-Bahn … Die verbalen und nonverbalen Botschaften aus Medien und Werbung prasseln unablässig auf sie ein. Frauen sind das zentrale Sujet, auch bei den Fahrgästen. So übertrieben die harschen Bemerkungen aber klingen: Es sind Zitate von bekannten Persönlichkeiten. Launisch handgezeichneter und mutiger Film einer Studentin der renommierten Filmschule in Łódź. (Text: Nadja Rademacher)


Filmvorführung "Intimity"

Zeit: 14.12.2019, 13:14 - 13:19
Regie: Élodie Dermange | Schweiz | 2017 | 5 Min
2017 DOK Leipzig - Internationaler Wettbewerb Kurzfilm

Inhalt: Unter der Dusche kommt eine junge Frau ins Reden. Sie spricht über Ängste, ihre Komplexe und den Prozess sich selbst zu akzeptieren und vielleicht sogar zu lieben. Wenn sie die Kleidung auf die Fliesen wirft, die Seife nimmt und das Wasser aus den langen, roten Haaren drückt, lässt sie an ihrer Transformation teilhaben. Was schüchtern begann, ist zu einer Leidenschaft geworden. Und auch die Bilder spreizen sich kaleidoskopartig auf. (Text: Carolin Weidner)


Filmvorführung "The Clitoris"

Zeit: 14.12.2019, 13:19 - 13:22
Regie: Lori Malépart-Traversy | Kanada | 2016 | 3 Min
2016 DOK Leipzig - Internationaler Wettbewerb Kurzfilm
 
Inhalt: Die Geschichte eines feinnervigen, eigensinnigen Wesens, um dessen Erstentdeckung Männer gern stritten und welches andere Männer zum Feind erklärten. Lori Malépart-Traversys charmanter und erfrischend lockerer „Aufklärungsfilm“ präsentiert nackte historische Fakten und beerdigt falsche Mythen über das einzige menschliche Organ, das ausschließlich dazu existiert, Vergnügen zu bereiten. (Text: André Eckardt)
 
„Ein wunderbarer Animationsfilm der kanadischen Drehbuchautorin und Regisseurin Lori Malépart-Traversy widmet sich voll und ganz der unterrepräsentierten Klitoris. In Le Clitoris klärt sie nicht nur darüber auf, wann und wer sie einst entdeckte, sondern vermittelt auch spannende Fakten. […] Ein toller Film.“ (Insa Grüning, Refinery29)


Filmvorführung "In Search …"

Zeit: 14.12.2019, 13:22 - 14:52 
Regie: Beryl Magoko | Deutschland | 2018 | 90 Min
2018 DOK Leipzig - Deutscher Wettbewerb
 
Inhalt: Beryl Magoko wurde als Kind in Kenia einem lebensgefährlichen Ritual unterzogen, das bis heute viele Mädchen durchlaufen. Damals erschien ihr die „Beschneidung“, ein freundlicher, kaum angemessener Begriff für die Genitalverstümmelung, die sie unter furchtbaren Schmerzen ertrug, als etwas, das zum Heranwachsen unabdingbar dazugehört. Heute weiß sie, dass es nicht so sein muss. Weil das Wissen allein ihr nicht weiterhilft, trifft sie andere Betroffene, die wie sie zwischen Wut und Scham schwanken und noch Jahrzehnte später unter dem Übergriff leiden.
 
Mit ihrem persönlichen und hochpolitischen Film begibt sich Beryl Magoko auf eine Reise, die sie gleichzeitig in die Vergangenheit und die Zukunft führt. Mit frappierender Offenheit, aber ohne Groll konfrontiert sie die eigene Familie mit Fragen und Vorwürfen. Gleichzeitig steht sie vor der Entscheidung, sich einer wiederherstellenden Operation zu unterziehen und damit ein neues Kapitel in ihrem Leben zu beginnen. (Text: Luc-Carolin Ziemann)
 
 „Der Film ist eine mutige und sensible Auseinandersetzung mit dem schwierigen Thema Genitalverstümmelung.“ (Pressemitteilung Stiftung Friedliche Revolution)


Filmvorführung "Out"

Zeit: 14.12.2019, 15:00 - 16:04 (Filmvorführung), 16:10 – 16:40 (Q&A)
Zu Gast: Denis Parrot
Moderation: Yu Yaqin (Pure Movies)
Sprache: Chinesisch, Englisch
 
Regie: Denis Parrot | Frankreich | 2018 | 64 Min
2018 DOK Leipzig - Internationales Programm
 
Inhalt: Nicht einmal eine Sekunde. Nur ein paar gestotterte Worte. Wieder kann ich diese längst vergessene Angst spüren. Gewaltsam, hartnäckig. Vor meinem Computerbildschirm habe ich gerade dieses Video eines jungen Teenagers entdeckt. Er filmt sich selbst, bald wird er seiner Großmutter sagen, dass er schwul ist. Er ruft an. Der Lautsprecher ist eingeschaltet. Ein Klingeln, zwei, drei. Die alte Dame hebt den Hörer an, der Teenager bricht zusammen. Durch eine Montage von überzeugenden und atemberaubenden Videos, die von jungen schwulen, bisexuellen, lesbischen oder transsexuellen Menschen im Internet veröffentlicht werden, lässt uns OUT den bahnbrechenden Moment ihres Coming Outs erleben - danach wird sich ihr intimes und soziales Leben für immer verändern.
 
Denis Parrot
ist Redakteur und Künstler mit Sitz in Frankreich. Der Film „OUT“ ist sein erster Dokumentarfilm als Regisseur.

Q&Q und Diskussion
Zeit:16:10 – 16:40
Gäste: Denis Parrot
Sprache: Chinesisch, Englisch
Eintritt frei


Filmvorführung "<3"

Zeit: 14.12.2019, 16:45 - 17:49
Regie: María Antón Cabot | Spanien | 2018 | 65 Min
2018 DOK Leipzig - Next Masters Wettbewerb
 
Inhalt: Menschen am Sonntag? Jedenfalls ein Nachmittag im Park, an welchem Wochentag auch immer. Sommerlich flirrendes Licht. Viel zu sehen, noch mehr zu hören. Ein angenehmer Erfahrungsrausch. Chillen mit Youngstern. Liebe in Zeiten der sogenannten sozialen Netzwerke. Alles total erregt und zugleich absolut ermattet. Jeder Moment hochgradig aufgeladen: das Reden mit dem analogen Gegenüber wie das Kommunizieren mit dem digitalen Chatpartner via Tinder. Ebenso aufgeladen die Pfaue, die durch den Park stolzieren, das rhythmische Zischen des Rasensprengers oder die Tauben, die sich über einen liegen gelassenen Hamburger hermachen. Und last, not least der lange Zungenkuss eines schwulen Paars.
 
Alltäglichkeit vom Feinsten und in intensivster Oberflächlichkeit. Lauter Widersprüche? Absolut richtig! Aber genau im Vermögen, diese Widersprüche in ihrer Flüchtigkeit einzufangen, ohne sie logisch festzunageln, liegt die kinematografische Kraft dieses Films. Die bezeichnende Lust, der bezeichnete Schmerz. Auch die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Und die gnadenlose Latenz des Begehrens. Wie die Menschen hier als authentische Darsteller ihrer Geheimnisse des Herzens und des Geschlechts Kontur gewinnen, das ist schon sehr berückend. (Text: Ralph Eue)



Sonntag, 15. Dezember 2019

Filmvorführung "Genderblend"

Zeit: 15.12.2019, 13:00 – 14:08
Regie: Sophie Dros | Niederlande | 2017 | 68 Min
2017 DOK Leipzig - Internationales Programm
Nominiert für Young Eyes Film Award

Inhalt: „Genderbender“ unterlaufen duale Geschlechterbilder und verweigern sich der herkömmlichen Einordnung in die Kategorien Weiblich und Männlich. Die fünf Protagonisten haben bereits den ersten Schritt hinaus aus der Konvention hinter sich und sind dabei, die eigene Identität jenseits der Norm für sich zu entdecken. Konfrontiert mit Reaktionen zwischen Unverständnis, Interesse und offener Abwehr, schwanken sie zwischen Trotz, Zweifel und Enthusiasmus über jeden weiteren Schritt. Schließlich gelingt es jedem von ihnen, sich selbst ein kleines Stückchen näher zu kommen. Sogar dann, wenn die Außenwelt – trotz aller Neugierde – dafür manchmal noch nicht bereit ist.

„Genderblend“ feiert sie in ihrem Kampf um eine Gesellschaft, in der Gender nicht mehr für zwei einander entgegengesetzte Idealvorstellungen, sondern für eine individuelle und einzigartige Konstruktion im Sinne des Sowohl-als-auch steht. (Text: Luc-Carolin Ziemann)


Filmvorführung "Beautiful Men"

Zeit: 15.12.2019, 14:15 – 16:00
Regie: Du Haiding | China | 2005 | 92 Min
 
„Beautiful Men“ ist ein Dokumentarfilm über eine bekannte Schwulenbar in Chengdu und zeigt einen Ausschnitt aus dem Leben von drei Dragqueens auf der Bühne und abseits der Bühne.

Die Dragqueen-Darsteller im Film haben andere sexuelle Orientierungen als der normale Durchschnittsmensch. Auf der Bühne spielen sie eine Rolle, die nicht mit ihrem ursprünglichen Geschlecht übereinstimmt; abseits der Bühne leben sie anders als die Mehrheit der Menschen und verwirklichen ihre Freiheit und ihr Glück auf ihre ganz eigene Weise.

Sister Sha ist mit 47 Jahren der älteste Schauspieler in der Truppe. Er versucht, sich seinen Platz auf der Bühne zu bewahren, aber sein immer korpulenter werdender Körper und seine langsamen Reaktionen vermögen es nicht sein Alter zu verbergen. Der 25-jährige Qingqing ist der Star der Bar. Er heiratete Yuanjing, ein Mädchen, das ihn besonders mochte. Nach der Hochzeit gebar Yuanjing einen Sohn und leidet seitdem schweigend an einem unerklärlichen Unbehagen ... Der 22-jährige Xixi verdankt seine Dragqueen-Karriere einer unerwarteten Gelegenheit. Zwei Jahre später ist er einer der „Vier Wächterbuddhas“ und plant, seine lesbische Freundin zu heiraten, um den Erwartungen ihrer beiden Eltern zu entsprechen. Aber Weiwei beginnt langsam, Xixi wirklich zu mögen, sodass die Beziehung zwischen den beiden immer angespannter wird...

Jeden Abend ab 22 Uhr schlüpfen sie für 90 Minuten ins andere Geschlecht, führen ein Ballett oder einen Volkstanz auf, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen oder ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Jahr für Jahr blühen die Pfirsiche auf immergleiche Weise, während die lächelnden Gesichter nie die gleichen sind.


Filmvorführung "Madame"

Zeit: 15.12.2019, 16:00 – 18:10
Regie: Qiu Jiongjiong | China | 2009-2010 | 120 Min
 
Inhalt: In den Augen des Schneiders waren seine Eltern vom Unglück verfolgt. In seiner Kindheit kannte er kein Gefühl der Sicherheit und fühlte sich überflüssig. Er besuchte oft spezielle Treffpunkte für Homosexuelle – zum Beispiel bestimmte Parks und Bäder, um dort seine Abenteuer zu finden – zufällige Begegnungen, Flirts, sexuelle Erfahrungen, Essen ... Der Schneider sagte, er fühle sich von Natur aus zu Männern hingezogen. Mit dem mageren Einkommen als Kleidermacher ging er nach Guangzhou, um dort seine Ideale zu verwirklichen – sein Ziel war es, eine beliebte „Prostituierte“ zu werden ... In der Tat traf er dort einige unvergessliche Männer. Damals war er noch sehr jung. Als er sich aus Nachlässigkeit mit Syphilis ansteckt, beginnt der Schneider, das Herz-Sutra zu rezitieren ... Tag für Tag wiederholt er diesen Text, nur um ihn langsam zu vergessen. Als er ihm dann vollständig entgleitet, scheint sich bei ihm zum ersten Mal ein gewisses Gefühl der Sicherheit einzustellen.
 
„Madame“ ist der Blick von Regisseur Qiu Jiongjiong auf das außergewöhnliche und tragische Leben der Dragqueen Fan Qihui. Fan beging im Jahr 2010 Selbstmord. Der Film ist in minimalistischem Stil gedreht und konfrontiert uns mit Fan Qihuis Gedanken zu verschiedenen Themen, vor allem aber zu Homosexualität, die mit seinen Auftritten als Madame Bilan de Linphel verwoben werden.
 
 

 

Zurück