Filmvorführung und Diskussion Künstlerporträts (I)

Filmstill „Eisenberger“ © Mira Film GmbH

Fr, 10.01.2020 –
So, 12.01.2020

Goethe-Institut China

Partner: DOK Leipzig, Pure Movies
Zeitraum: 10-12.01.2020
Ort: Goethe-Institut China
Gäste: Li Ning (Regisseur), Zhao Xu (Regisseur), Qiu Shan (Maler), Zheng Hesong (Regisseur), Liu Xiaodong (Maler)
Moderation: Yu Yaqin (Filmkritikerin, Mitglied von Pure Movies)
Sprache der Filme: Originalversion mit englischen und chinesischen Untertiteln
Sprache der Diskussionen: Chinesisch
Eintritt frei
 
In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm und Pure Movies setzt das Goethe-Institut China im Jahr 2020 die Veranstaltungsserie „Reframing the Real“ fort. Die ersten zwei Veranstaltungen widmen sich dem Thema „Künstlerporträts“. Zwölf Dokumentarfilme aus verschiedenen Ländern und Regionen geben differenzierte Einblicke in das Leben und die kreative Welt von Künstler*innen weltweit.

Die Serie präsentiert Porträts bedeutender zeitgenössischer Künstler*innen aus den Sparten Malerei, Performance, Theater, Film und Musik. Dazu zählen Neo Rauch, einer der herausragendsten deutschen Maler des 20. Jahrhunderts; der preisgekrönte niederländische Fotograf Robby Müller, der immer wieder mit Wim Wenders, Lars von Trier und anderen renommierten Regisseuren zusammenarbeitet; der Performancekünstler Pjotr Pawlenski, der für seine Opposition gegen die russische Regierung bekannt wurde; oder die führende Figur der „neuen Generation“ des chinesischen Realismus, Liu Xiaodong. Darüber hinaus dokumentiert die Reihe auch die Entwicklung junger aufstrebender Künstler*innen. Die gezeigten Filme konzentrieren sich auf die individuelle künstlerische Praxis, gehen aber auch auf Aktionen von Kollektiven ein, die einen prägenden Einfluss auf die Geschichte der zeitgenössischen Kunst haben. Die Kernfrage, die sich durch alle Werke zieht, ist aber: Was genau ist Kunst?

Die Serie von „Künstlerporträts“ ist in zwei Teile gegliedert, die vom 10. bis 12. Januar sowie vom 15. bis 16. Februar stattfinden. Wir freuen uns sehr, Künstler und Regisseure wie Li Ning, Zhao Xu, Qiu Shan, Zheng Hesong und Liu Xiaodong zu Diskussionen nach den Screenings im Januar begrüßen zu können.

 

PROGRAMM

Filmvorführung „Return to innocence – Where will you go?“ mit Q&A
 
Zeit: 10.01.2020, 19:00 – 20:50
Regie: Zheng Hesong | China | 110 Min. | 2019 | Farbe
Gast: Zheng Hesong
Sprache der Diskussion: Chinesisch

Synopsis: Die chinesischen Tänzer, die in Lei Yans „Diese Generation“ auftreten, widmeten sich in vielen alltäglichen Gespräche und Ereignissen der Selbstreflexion, um ihr aktuelles Bewusstsein und ihre Fähigkeit zur Selbstkritik besser einschätzen zu können. Der Dialog und die Zusammenarbeit mit einflussreichen Vertretern früherer Generationen des zeitgenössischen Theaters, der Performancekunst und des Tanzes, die über Präzision im Ausdruck verfügen und auf eine reiche Kreativität zurückgreifen können, hatten prägenden Einfluss auf das Denken und die Haltungen der Tänzer von „Diese Generation“ und machte ihnen auch ihre Beschränkungen und Unzulänglichkeiten bewusster.

Dank dieser Methode rekapitulierten sie ihr bisheriges Schaffen. Sie begegneten dem Körper mit größerer Toleranz und versuchten die Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart neu zu bewerten. Diese Beziehung gibt auch unserer jüngeren Tänzergeneration ein Gefühl für die Zeit, für schöpferisches Reifen und eröffnet Möglichkeiten für die Neubewertung des zeitgenössischen chinesischen Theaters, Körpers und Tanzes.

Zheng Hesong, Theatermacher, lebt derzeit in Peking, ist Gründer des JC Vision Studios und tätig in zahlreichen Bereichen wie Tanz, Theater, Installation, Dokumentarfilm und Multimediakunst. Zu seinen Theaterarbeiten zählen „Conversation“ (Premiere in Amsterdam, Niederlande), „Shouzhuo – Nian“ (Premiere bei der Abschlusszeremonie des Yinchuan Youth Drama Festivals), „The Growth of Everything“ (Premiere in der Caochangdi ING Gallery of Art) sowie „We Are the World“. Zu seinen Tanzarbeiten gehören unter anderem „The Sensory World“, „The World View“ und „The Big Sleep". Seine filmische Arbeit, die Trilogie „Zhang 1“, „Zhang 2“ und „Zhang 3“, nahm am China Youth Dance Support Program, dem Yinchuan International Youth Drama Festival sowie dem Shanghai Sinan Art Festival teil. „New Masculinity Art Exhibition“ wurde im Songzhuang PINK Art Museum gezeigt, der Dokumentarfilm „Return to Innocence“ feierte im M WOODS Museum in Peking Premiere und wird im Jahr 2020 an einer Reihe von internationalen Dokumentarfilmfestivals teilnehmen. Zu seinen Multimedia-Installationen gehören „Sex – Talk“ und „Waiting for Godot“.


Filmvorführung „Neo Rauch – Gefährten und Begleiter“
 
Zeit: 11.01.2020, 14:00 – 15:55
Regie: Nicola Graef | Deutschland | 2016 | 101 Min
2016 DOK Leipzig – Deutscher Wettbewerb

Synopsis: Neo Rauch ist einer der weltweit erfolgreichsten deutschen Maler seiner Generation. Seine Bilder faszinieren durch ihren rätselhaften Realismus, die Figuren scheinen wie aus der Zeit gefallen. Schlafwandlerisch gehen sie ihren Tätigkeiten nach. Das, was der Maler auf der Leinwand zeigt, bewegt sich zwischen Traum, Phantasie und schwer greifbarer Wirklichkeit, zugänglich und eigenwillig zugleich. Nie ist das Bildgeschehen eindeutig oder konkret – und doch zieht es den Betrachter in seinen Bann.

Im Mittelpunkt des Films steht Neo Rauch selbst: Erstmals seit Jahren spricht er vor der Kamera über seinen Zugang zur Kunst, seine Bilderwelten und die vom frühen Verlust seiner Eltern geprägte Vergangenheit. Filmemacherin Nicola Graef zeigt den Künstler bei der Arbeit im Atelier, beobachtet den kritischen Austausch mit seiner Frau, der Malerin Rosa Loy, und diskutiert mit internationalen Sammlern, Galeristen und Kunstliebhabern das Phänomen Neo Rauch.

„Der Journalistin und Regisseurin Nicola Graef ist es gelungen, den Leipziger Maler Neo Rauch vor die Kamera zu locken. Im Dokumentarfilm Neo Rauch – Gefährten und Begleiter gibt er einen Einblick in seine Arbeit, ohne zu viel von sich zu verraten.“ (kino-zeit.de)
 

Filmvorührung „Hometown Boy“
 
Zeit: 11.01.2020, 16:15 - 18:00
Regie: Yao Hung-I | 2010 | 72 Min
Gast: Zheng Hesong
Sprache der Diskussion: Chinesisch

Synopsis: Jincheng liegt im Nordosten Chinas und lebt von der Papierherstellung. Die Papierarbeiter wohnen neben der Fabrik, und in der Ferne befindet sich ein großer, von Schilf umgebener Teich. Der Maler Liu Xiaodong verließ im Alter von siebzehn Jahren seine Heimat, um Kunst zu studieren, und ist weit gereist. Dank seines umfangreichen Oeuvre wurde er zum wichtigsten Maler Chinas. Dreißig Jahre später beschloss er, nach Hause zurückzukehren und an seinem Geburtsort zu malen. „Rückkehr in die Heimat“ bedeutet, an jenen Ort zurückzukehren, von dem aus er sich einst auf Sinnsuche begab, was für ihn als Künstler von eminenter Bedeutung war. Wie aber fängt ein Künstler all die Veränderungen ein, die eine Gegend und die Menschen, die dort leben, im Lauf der Jahre durchmachen?


Filmvorführung „Living the Light – Die Bilderwelten des Robby Müller“
 
Zeit: 11.01.2020, 19:00 – 20:30
Regie: Claire Pijman | Holland, Deutschland | 2018 | 87 Min
2018 DOK Leipzig - Internationales Programm

Synopsis: Der Künstler und Kameramann Robby Müller ist einer der wenigen Menschen auf dieser Welt, der weiß wie man die Sonne fängt. Wie man ihre schmetterlingsgleichen Sonnenstrahlen auf Celluloid bannt. Virtuos verbindet er Bilder und Licht, aber auch Musik zu einem stimmungsvollen Gesamtkunstwerk. Seine Arbeit wurde mit der von Malern wie Vermeer und Hopper, die selbst als Meister des Lichts gelten, verglichen. Für ihren außergewöhnlichen Dokumentarfilm Living the Light hatte Regisseurin Claire Pijman Zugang zu Tausenden Hi8-Videotagebüchern, Bildern und Polaroids, die Müller während seiner langen Karriere als Kameramann gemacht hat. Er drehte mehr als 70 Spielfilme und seine langjährige Zusammenarbeit mit gefeierten Regisseuren wie Wim Wenders, Jim Jarmusch und Lars von Trier brachte ihm u.a. dreimal den Deutschen Filmpreis, den Bayerischen Filmpreis und die Camera d’Or als bester Kameramann ein. Der Film verbindet mit eigens von Star-Regisseur Jim Jarmusch komponierter Filmmusik, die privaten Aufnahmen mit Ausschnitten seines Schaffens und zeigt, wie beides beinahe fließend ineinander übergeht.


Filmvorführung „Eisenberger – Kunst muss schön sein; sagt der Frosch zur Fliege“
 
Zeit: 12.01.2020, 13:00 – 14:44
Regie: Hercli Bundi | Schweiz | 2018 | 94 Min
2018 DOK Leipzig - Internationales Programm

Synopsis: Wo beginnt die künstlerische Freiheit und wo endet sie? Und braucht es dazu eigentlich noch Künstler? Kunst ist nur eine Etikette ohne jede Relevanz, sagt der österreichische Künstler Christian Eisenberger. Mit 40 Jahren hat er über 45'000 Werke geschaffen. Tausende davon ließ er auf Straßen und Plätzen stehen. Mit seiner ausufernden Produktion entzieht sich Christian Eisenberger der Kontrolle durch Galerien, Kunstmessen und Museen. In einem Milieu, das mit allen Mitteln um Aufmerksamkeit und Anerkennung kämpft, stellt Christian Eisenberger die Frage immer wieder: Worin besteht die künstlerische Freiheit tatsächlich? Und braucht es dazu überhaupt noch Künstler?

„Hervorragende Dokumentation über das Künstler-(Da)Sein“ (Volksblatt, 07.09.2019)


Filmvorführung „Tape“ mit Q&A
 
Zeit: 12.01.2020, 15:00 – 17:40
Regie: Li Ning | China | 2010 | China | 175 min
Gast: Li Ning

Der Regisseur über seinen Film:  TAPE ist ein Dokumentarfilm, weil er mein Innenleben dokumentiert, nicht die oberflächliche Wahrheit, wie es traditionelle Dokumentarfilme tun. TAPE ist aber auch ein Spielfilm, denn selbst der beste Drehbuchautor könnte sich solch seltsame Handlungen und Zufälle nicht ausdenken. Und TAPE ist ein experimenteller Film, weil er in erster Linie einen experimentellen Geist widerspiegelt, der nicht davor zurückschreckt, Dinge zu hinterfragen, statt an der Oberfläche hängenzubleiben.

Im Laufe der Jahre habe ich bei meinen Forschungen und bei der Verwendung von Bändern (tape) einen Zustand der Besessenheit und des Wahnsinns erreicht. Ich bringe diese Gefühle auf die Bühne, bin in meinem Leben zerrissen, verliere mich in den Tiefen meiner Gedanken ... es gibt keinen Ort, an dem ich diesem Zustand entkommen könnte.

In einem magischen Land wie China ist das, was ich tue, dazu bestimmt, absurd in der Absurdität zu werden und schließlich in Sinnlosigkeit und Peinlichkeit zu enden. Im Zuge verschiedener nationaler Großereignisse verwickelte ich mich in extreme Verhaltensweisen, in denen ich schließlich die „Realität“ mit meinem Körper rekonstruierte und einen künstlerischen Bereich erreichte, der nicht mehr von dieser „Surrealität“ zu trennen war. Aber am Ende wurde ich zu einem Foto, das von gesellschaftlichen Kräften für ein Bewerbungsformular benutzt und so gezwungen wurde, in der staatlichen Maschinerie zu funktionieren.

Li Ning, Theater- und Filmregisseur, Performance-Künstler, Dramatherapeut. Geboren 1972 in Jinan. Abschluss in Bildhauerei an der Shandong University of Arts. 1997 gründete er seine eigene Künstlergruppe „The Physical Guerrillas“ und trat in Peking, Shanghai, Hongkong und Europa auf. Später gründete er das Filmlabor „Made In J-Town“, in dem er sich seit 20 Jahren mit chinesischem Theater und Film beschäftigt.


Filmvorführung „Hills and Mountains“ mit Q&A

Zeit: 12.01.2020, 19:00 – 21:00
Regie: Zhao Xu | China | 2017 | 80 Min
Gast: Zhao Xu, Qiu Shan
Sprache: Chinesisch

Synopsis: Der Maler Qiu Shan sehnt sich nach Freiheit und kämpft mit einer existenziellen Krise, während ein mysteriöses Mädchen die Grenze zwischen der Realität und seiner Fantasie verwischt. Nach einer Phase der Reflexion und Selbstzweifel beschließt Qiu Shan, die materialistische Welt hinter sich zu lassen und in den Bergen innere Ruhe zu finden.

Zhao Xu, Regisseur, Künstler, geb. 1992 in der Inneren Mongolei, hat 2013 sein Studium am UAL Wimbledon College of Arts in London abgebrochen und lebt heute in Peking. 2018 wurde sein Film Hills and Mountains für das West Lake International Documentary Festival nominiert. Gleichzeitig bildete der Film den Abschluss des Jimei x Arles International Photo Festival und wurde im Rahmen von New Asia Scenery im UCCA Center for Contemporary Art gezeigt. Sein Kurzfilm Regarding Lambs in the City wurde 2015 mit dem Preis der Jury des 12th Beijing Independent Film Festival ausgezeichnet und in die Sammlung des Li Xianting Film Fund aufgenommen. Der Film wurde auch für das China Independent Film Festival, für das sechste Chinese Visual Festival in London sowie das We are the People Film Festival in London nominiert. Zhaos Werk umfasst auch Gemälde und Videoinstallationen.

Zurück