Vorführung mit Einführung „Tartuffe oder das Schwein der Weisen“

Tartuffe oder das Schwein der Weisen © Sebastian Hoppe

Sa, 26.09.2020

9:30 Uhr – 13:00 Uhr

Goethe-Institut China

Zeit: 26.09.2020, 10:00 – 13:00; Einlass ab 9:30 (mit Frühstück)
Frühstückmenü: Waffel, Jianbing, Kaffee, Tee
Ort: Goethe-Institut China
Mit chinesischer Einführung durch Theaterexperte- und kritiker Ma Wenqi
Zur Anmeldung klicken Sie bitte hier. Die Anmeldung beginnt am 19. September um 12 Uhr (mittags). First come, first served. Bei erfolgreicher Anmeldung bekommt der/ie Teilnehmende einen Bestätigungs-QR-Code. Bitte speichern Sie ihn ab und zeigen Sie ihn uns beim Eintritt.
 
Tartuffe oder das Schwein der Weisen
Komödie von PeterLicht nach Molière
Theater Basel
Uraufführung: 14. September 2018
Deutsch mit chinesischen Untertiteln
 
Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Theatertreffen in China: Special Edition 2020“ präsentieren wir am 26. September 2020 die Aufzeichnung einer Inszenierung, die im Jahr 2019 zum Theatertreffen eingeladen war: „Tartuffe oder das Schwein der Weisen“, eine Komödie von PeterLicht nach Molière in der Regie von Claudia Bauer am Theater Basel. Die Regisseurin Claudia Bauer und ihr spielwütiges Ensemble übersetzen PeterLichts radikale Neudichtung von Molierès „Tartuffe“ in rasante Komik, in deren bunter Pop-Optik der Betrug umso heller leuchtet und die Gegenwart ins Visier genommen wird. Mit diesem Stück wurde Claudia Bauer bereits zum dritten Mal zum Theatertreffen in Berlin eingeladen. Die Theatermatinee beginnt mit einem hausgemachten Fusion-Frühstück und wird von einer Einführung durch Professor Ma Wenqi der Central Academy of Drama begleitet.
 

Das Stück
Der scheinbar fromme und tugendhafte Tartuffe beeindruckt den wohlhabenden Orgon tief und bringt dessen gesamte Familie durcheinander, bis ihm nach und nach unlautere Absichten nachgewiesen werden können. So die Geschichte bei Molière. PeterLicht greift in seiner radikalen Neudichtung zentrale Motive des Werks auf und nimmt damit die Gegenwart ins Visier. Die Regisseurin Claudia Bauer und ihr spielwütiges Ensemble übersetzen PeterLichts entlarvende Sprachkritik in rasante Komik, in deren bunter Pop-Optik der Betrug umso heller leuchtet und schließlich explodiert.
 
Statement der Jury

Jede Zeit hat ihre eigenen Heucheleien – und die Betrüger*innen, die sie verdient. Schon Molière ließ den wohlhabenden Bürger Orgon dem religiösen Frömmler Tartuffe verfallen und darüber sein ganzes Haus tyrannisieren. Der Autor und Popmusiker PeterLicht macht aus ihnen nicht nur den als Schwein verkleideten Sex-Guru „Tüffi“, dem sein größter Fan „Orgi“ Frau und Tochter andienen will – seine Dialoge imitieren darüber hinaus die Fan-Star-Logik: In schwindelerregenden Laberkaskaden kreisen sie um einzelne Signalwörter („geil/ungeil“, „kontextualisieren“, „Workshop“ etc.), bis deren Bedeutung kollabiert. Claudia Bauers Uraufführung wiederum gelingt das Kunststück, PeterLichts ethische Sprachkritik in handfeste und doch feinsinnige Komik zu übersetzen: In pseudobarocken Pop-Outfits und Disney-Perücken spielt das fabelhafte Basler Ensemble vor und hinter einer Fassade Schlaumeier und Checkerinnen, die an der Hoaxhaftigkeit oder auch nur Verlogenheit ihrer Welt höchst kreativen Anteil haben.
 
Presseecho

Claudia Bauer inszeniert das mit Lust am Chaos und viel Wackelkamera, die alles hinter den Kulissen stattfindende trashig auf die Leinwand bannt – Castorf und Pollesch sind nicht fern. Die Songs von PeterLicht und manch Klassik-Zitate werden von einem Dienstmädchen mit Synthesizer und Posaune heftig aufgeraut und aufgehübscht. Sie sind der lakonischen Soundtrack eines Abends, der uns gnadenlos vorführt, dass wir alle im Geschwätz versinken. Anders gesagt: dieser Tüffi, der Tartuffe, ist trotz diverser Leerstellen so super, dass er das Zeug zum Kultstück hat. Die Basler Jugend wird das schon merken. (Christian Gampert, Deutschlandfunk)
 
Zu Gast

Ma Wenqi ist Professor und Vizedekan der Abteilung für Dramaturgie und Theaterwissenschaft an der Central Academy of Drama, und stellvertretender Vorsitzender der China-Abteilung der International Drama Critics Association. Der Fokus seiner Arbeit in Lehre und Forschung liegt auf der Theatergeschichte und -theorie. Er ist Autor von „Postmodernismus und zeitgenössisches Theater“, „Forschung zum Genre der europäischen Komödie“, und Co-Autor von „Drama Art“ und „Chinesische Oper“. Seine wissenschaftlichen Arbeiten umfassen u.a. „Bertolt Brecht aus der chinesischen Perspektive“, „Katastase: Mitleid / Angst als emotionaler Wahrnehmungsprozess“, „Postmoderne des postdramatischen Theaters“ etc. Er veröffentlicht zudem zahlreiche Theaterkritiken und ist Autor der Theaterstücke „Puppe“ und „Teehaus Qixiangju“.
 

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