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Basata - die erste Öko-Lodge in Ägypten
ein neues Leben im Einklang mit der Natur

Basata resort
© Basata

Nach Abschluss seines Ingenieurstudiums an der Universität Kairo im Jahre 1981 beschloss Sherif El Ghamrawy, die enge und schmutzige Großstadt hinter sich zu lassen und zurück in die Natur zu gehen.

Von Eslam Anwar

Der junge Ingenieur durchstreifte einen Großteil der ägyptischen Provinzen, bis er schließlich die Halbinsel Sinai erreichte, genauer gesagt den Golf von Ras Burqa, zwischen den beiden Städten Taba und Nuweiba. Dort wollte er sein neues Leben beginnen. Die Gegend war nur dünn besiedelt, ringsum nichts als herrliche Natur: Sand, Meer, Korallenriffe, reine Luft und Sonne.

Basata – Einfachheit – sollte das Dorf heißen, das Sherif El Ghamrawy damals gründen wollte. Der Name steht für eine ganze Philosophie: Raus aus dem monotonen Existenzkampf in der hochtechnisierten Großstadt, wo die Häuser dicht an dicht stehen und sich überfüllte Busse durch überfüllte Straßen schieben… und hinein ins einfache Leben im Einklang mit der Natur, wo man alles findet, was man wirklich braucht.

Die am Roten Meer gelegene Öko-Lodge ist komplett auf Umweltschutz und Recycling ausgerichtet. Auch bei der Energieversorgung und der Trinkwassergewinnung durch Meerwasserentsalzung ist das Dorf völlig autark. Es gibt eine kleine Schule, Tierhaltung und ein Umweltzentrum. Inzwischen hat Sherif El Ghamrawy geheiratet. Er lebt mit seiner deutschen Frau Maria und den beiden Kindern Sohaila und Faris in Basata.

Eslam Anwar sprach mit dem Ingenieur, der der Großstadt den Rücken gekehrt und mitten in der Natur ein neues Leben begonnen hat.
 
Wie kamen Sie darauf, das Stadtleben hinter sich zu lassen und nach etwas völlig Neuem Ausschau zu halten? Und wieso fiel Ihre Wahl dann ausgerechnet auf den Süd-Sinai?
 
Ich bin in Kairo aufgewachsen. Nach dem Ingenieurstudium bin ich kreuz und quer durch Ägypten gereist, von einer Provinz zur anderen, auf der Suche nach einem neuen Ort zum Leben. In Kairo ist es mir viel zu eng, da kann ich nicht den Rest meiner Tage verbringen. Ägypten ist riesig, aber eigentlich nicht sehr dicht besiedelt. Letztlich habe ich mich für den unscheinbaren Golf von Ras Burqa zwischen den beiden Städten Taba und Nuweiba entschieden, ein magischer Ort, wie geschaffen für ein Leben mit Meer, Wüste und blauem Himmel. Der Ort wartete nur darauf, dass Menschen kommen, um ihn zu besiedeln und sich in die Natur einzufügen. Also habe ich angefangen zu planen und Kontakt mit den zuständigen staatlichen Stellen aufgenommen, um das Dorf Basata gründen zu können. Es folgte ein vier Jahre andauernder Papierkrieg. 1986 ging der Traum dann endlich in Erfüllung, und Basata existiert seither in der Realität.
 
Während all der Jahre in Basata … was waren da die größten Herausforderungen? Inwiefern hat sich das Dorf weiterentwickelt?
 
Am schwierigsten war es, dem Drang zu widerstehen, immer größer und noch größer zu werden, also keine Ableger von Basata zu gründen, um nicht wieder in die Profit-Tretmühle hineinzugeraten. Problematisch war auch die medizinische Versorgung. Wir mussten uns selbst in verschiedenen Behandlungsmethoden weiterbilden und ständig mit befreundeten Ärzten in Kontakt bleiben, um bei ihnen Rat einholen zu können. Was die Weiterentwicklung anbelangt – nun, die findet eigentlich Tag für Tag statt, wobei sich das Wesen des Dorfes eigentlich nicht verändern sollte. Die Erinnerungen, die die Besucher an unser Dorf haben, sind uns heilig. Ich selbst bin zum Beispiel vor 50 Jahren im Kairoer Stadtteil Zamalek auf eine deutsche Schule gegangen. Aber die Schule ist nicht mehr dort. Auch die meisten Läden, Parks und Häuser, die ein Teil meiner Kindheitserinnerungen sind, fielen der Stadtentwicklung zum Opfer. So etwas wollen wir hier nicht. Es gibt Leute, die waren vor über 20 Jahren mit ihren Eltern in Basata. Jetzt sind sie erwachsen und verheiratet, kommen aber immer noch regelmäßig nach Basata, um ihre Erinnerungen aufleben zu lassen. Sie finden den Ort und die Natur nahezu unverändert vor. Diese Erinnerungen sind ein wertvolles Erbe, das wir unbedingt bewahren wollen.
 
Sie haben vor 27 Jahren ihre Frau Maria geheiratet. Maria kommt ursprünglich aus Deutschland. War das schwierig? Wegen des kulturellen Unterschieds?
 
Ich habe meine Frau in Basata kennengelernt. Sie war mehrmals hier zu Besuch, bevor wir 1991 geheiratet haben. Die Art, wie wir hier leben, hat sie überzeugt. Der kulturelle Unterschied war für die Beziehung kein Hindernis, sondern eine Bereicherung. Kulturelle Unterschiede oder verschiedene Staatsangehörigkeiten sollten doch in Beziehungen gar nicht die Hauptrolle spielen. Viel wichtiger ist es, dass sich die Beteiligten gegenseitig verstehen. Sie sollen Verständnis dafür haben, dass der andere anders ist, und ihn respektieren. Ich spreche zwar ziemlich gut Deutsch, aber trotzdem wollte Maria Arabisch lernen, um ein Teil der ägyptischen Gesellschaft zu werden. Also hat sie mit dem ägyptischen Dialekt angefangen und später mit Hocharabisch weitergemacht. Und wir haben konsequent jedes Jahr Marias Familie in Süddeutschland besucht. Dieses Leben über kulturelle Grenzen hinweg, bei dem jeder den anderen achtet, hat unseren Kindern völlig neue Horizonte eröffnet, sich selbst und die Welt wahrzunehmen.
 
Sie leben jetzt seit über 30 Jahren in Basata. Fanden Sie das zwischendurch nicht mal irgendwann langweilig oder frustrierend? Haben Sie nie mit dem Gedanken gespielt, wieder in die Stadt zurückzugehen?
 
Nein, absolut nicht. Als die Kinder zur Welt kamen, haben wir uns natürlich schon gefragt, wie wir das mit der Schule machen sollen. Ich wollte auf keinen Fall mehr zurück nach Kairo. Also gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder meine Frau geht mit den Kindern nach Kairo und wir besuchen uns regelmäßig. Oder wir bleiben alle zusammen in Basata und suchen nach einer anderen Lösung. Schließlich haben wir eine kleine Montessori-Schule gegründet, zu der auch die Kinder der rings ums Dorf ansässigen Beduinenstämme kommen. Das Lehrkonzept ist interaktiv und ökologisch ausgerichtet. Schüler und Lehrer entscheiden gemeinsam, welche Lehrmethoden am besten zu ihnen passen.
 
Nun soll Basata einerseits ein Umweltzentrum für erholungssuchende Touristen sein, zugleich aber ein Ort, der den Einheimischen aus der Umgebung etwas geben will. Wie funktioniert diese Mischung aus Wachstumsförderungs- und Tourismusprojekt?
 
Als ich das erste Mal hierher kam, war ich für die Beduinen vom Sinai ein Fremder. Es war nicht leicht für sie, sich damit abzufinden, dass da jetzt eine wildfremde Person mitten unter ihnen lebt. Als sie begriffen, dass ich gerne etwas tun wollte, um die Gegend zu fördern, wurde das Verhältnis besser, zumal wir keinerlei Zaun oder Mauer um unser Dorf zogen, um uns abzuschotten. Im Gegenteil, es war uns vom ersten Augenblick an ganz wichtig, uns zu öffnen und gemeinsam mit den Einheimischen zu leben. Nach ein paar Jahren haben wir einen Selbsthilfeverein gegründet, in dem inzwischen 120 teilweise hochqualifizierte Leute unterschiedlichen Alters an verschiedenen Projekten für die nachhaltige Förderung der lokalen Gesellschaft und für den Umweltschutz arbeiten.

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