Daniela Krien
Mein drittes Leben

Inhalt

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024!
Sie hat alles gehabt und alles verloren: Sekunden der Unachtsamkeit kosten ihre einzige Tochter das Leben. Tief sieht Linda in den Abgrund und wäre beinahe gefallen, doch da sind hauchfeine Fäden, die sie halten – die Hündin Kaja, die steten Handgriffe im Garten, das Mitgefühl für andere. Wie viel Kraft in ihr steckt, ahnt sie erst, als sie zurückfindet in einen Alltag und zu sich selbst.

Linda führt ein Bilderbuchleben. Ihre Arbeit als Kuratorin für eine Kunststiftung füllt sie aus, sie ist verheiratet mit dem Maler Richard, sie haben eine gemeinsame Tochter, Sonja, leben in einer großzügigen Altbauwohnung in Leipzig. Sie sind erfolgreich, gut situiert, glücklich und arglos. Doch in ein paar Sekunden der Unachtsamkeit nimmt das Schicksal Linda alles: das Leben der 17-jährigen Tochter, die von einem Lkw überfahren wird, die eigene Gesundheit, den Schlaf. Die Trauer ist übermächtig und bodenlos. Doch es gibt sie, die feinen Fäden, die Linda in der Welt festhalten. Da sind ein Haus und ein Hof im Niemandsland, die ihr Zuflucht bieten und die Handgriff um Handgriff erfordern, da ist die Freude darüber, wieder lesen zu können, die gezackten Ränder einer satt orangefarbenen Tulpe, die Wärme der Frühlingssonne, da ist die Hündin Kaja. Ausgerechnet die Tochter einer anderen Frau holt Linda ins Leben zurück, und da ist immer noch: ihr Lebensmensch, ihr Mann Richard.

Anmerkungen & Begründungen von  Jury-Mitgliedern

Daniela Krien gehört seit dem Erscheinen ihres Romans „Der Brand“ zu den deutschen Bestseller-Autor*innen. 2020 wurde sie mit dem Sächsischen Literaturpreis, 2025 mit dem Walter-Hasenclever-Literaturpreis der Stadt Aachen ausgezeichnet. Ihr Roman „Mein drittes Leben“ stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2024.

Der Roman behandelt ein allgemein menschliches Thema, unabhängig von Ort und Zeit, das Menschen überall interessieren dürfte: Verlust, Trauer und Resilienz. Die Protagonistin Linda muss ein hartes Schicksal ertragen: Ihre 17-jährige Tochter ist bei einem Verkehrsunfall gestorben, die Ehe droht zu scheitern und bei ihr wurde zusätzlich Schilddrüsenkrebs diagnostiziert. Krien zeigt an der Protagonistin und ihrem Mann den unterschiedlichen Umgang mit Trauer und wie man auf verschiedene Weise Schicksalsschläge bewältigen kann. Arbeit ist Lindas Instrument zur Trauerbewältigung, aber auch das Mitgefühl und die Übernahme von Verantwortung für Mitmenschen, sowie das Gefühl, gebraucht zu werden. Am Schicksal der Nebenfigur Natascha und ihrer schwer behinderten Tochter stellt Krien auch die Herausforderungen des Lebens mit einem behinderten Kind dar. Dabei griff sie auf eigene Verlust- und Trauererfahrungen zurück, und zwar auf ihr Schicksal mit ihrer schwer behinderten Tochter. Somit weist der Roman auch autobiografische Züge auf. Interessant an dem Roman ist zudem, dass sich die Handlung vor dem Hintergrund des Mauerfalls und der umwälzenden Ereignisse der Wendezeit abspielt. So kann der Roman auch als immanent politisch angesehen werden, denn durch Dialoge mit Nebenfiguren gelingt es Krien, das Schicksal von einfachen Menschen im Osten darzustellen, die sich von der Wende überrollt fühlen. Nicht zuletzt zeichnet sich der Roman durch seine sprachliche Eleganz und Stilsicherheit aus, verbunden mit psychologischer Raffinesse.

ISBN-Nummer: 978-3-257-07305-8
Seiten: 304 Seiten
Verlag: Carl Hanser Verlag
Erscheinungsjahr: 2024