Film, Musik, Gespräch Kitchen Debates

Kitchen Debates @ absolut Medien GmbH, www.absolutmedien.de

Do, 24.10.2019

20:00 Uhr

Multifunktionsraum Athener Konservatorium

Küche und Wohnraum – Reflexionen zur Weiblichkeit im Nachhall des Bauhauses

Trotz einer offiziellen Politik der „absoluten Gleichberechtigung“ (Gropius), wurden auch im Bauhaus Studentinnen diskriminiert und meist in „weibliche“ Kunstformen und –fächer abgedrängt, wie z.B. Weberei. Dennoch gab es Frauen, dich sich nicht haben beirren lassen und Projekte in Bereichen wie Fotografie und Film realisierten. Im Bereich der Architektur und des Designs zeichnete sich Margarete Schütte-Lihotzky aus. Als eine der ersten Frauen hat Margarete Schütte-Lihotzky in Wien Architektur studiert und das „Neue Bauen“, eine Bewegung in Architektur und Städtebau, der 1920er maßgeblich mitgeprägt, u.a. durch ihre im Rahmen des Programms „Das neue Frankfurt“.

Mit dem umfassenden Anspruch auf Gestaltung einer modernen Wohnkultur, aber auch einer rationellen kostensparenden Bauweise durch Typisierung der Grundrisse wie auch der Bauteile, den Einsatz lokaler Firmen sowie die Beschäftigung von Arbeitslosen, profilierte sich „Das neue Frankfurt“ als innovativstes Großprojekt des Neuen Bauens der 1920er Jahre.
In der Typisierungsabteilung des Frankfurter Stadtbauamtes entwickelte Margarete Schütte-Lihotzky die „Frankfurter Küche“, den Prototyp der modernen Einbauküche, die auf eine Rationalisierung und Optimierung der Arbeit der Hausfrau zielte und somit auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit und persönliche Entwicklung der Frau.
 
Wie haben aber über die Jahre die Frauen die Küche begriffen? Wie sind sie damit umgegangen? Und wie sähe das Alltagsleben in einer küchenlosen Wohnung aus?

Die an dem Abend mitwirkenden Frauen setzen sich damit auseinander in Film, Musik, Gespräch …
 
Programm:

Die frankfurter Küche @ Gerbil, Wikimedia Commons DIE FRANKFURTER KÜCHE (1929, 8´)
von Paul Wolff, Design: Margarete Schütte-Lihotzky
Stummfilm mit Live-Musik
(deutsche und englische Zwischentitel)


 
Semiotics of the kitchen @ Courtesy of Martha Rosler and LUX, London SEMIOTICS OF THE KITCHEN (1975, 7´)
von Martha Rosler
(ohne Dialog, 26 Wörter in Englisch


Das Küchenalphabet. Die Zutaten des Hausfrauenalltags. Eine Parodie, eine ironische, kritische Performance der Filmemacherin selbst als eine feministische Koch-Show.
 
 
Der Vorratsschrank und der Küchentisch @ Gerbil, Wikimedia Commons DER VORRATSSCHRANK UND DER KÜCHENTISCH
(oder Die Haarer Küche, 1926, 10´) 

Werbung
Stummfilm mit Live-Musick
(deutsche und englische Zwischentitel)


Eine Frau führt die Funktionalität des Vorratsschranks vor, hergestellt von der Firma Haarer, die mit dem Programm „Neues Frankfurt“ kooperierte.
 

Saute ma ville @ Fondation Chantal Akerman photos SAUTE MA VILLE (1968, 12´)
von Chantal Akerman
(ohne Dialog)
Filmkopie: Cinemathèque Royale de Belgique


„Grau der Himmel. Grau die Hochhäuser. Grau – kein strahlendes Schwarzweiß. Die Kamera blickt an den Fassaden hinauf: Beton-Tristesse in Brüssel. Nach diesem Intro geht SAUTE MA VILLE, der Debüt-Kurzfilm der belgischen Filmemacherin Chantal Akerman, den sie im Jahr 1968 auf eigene Faust gedreht hat, rasant und turbulent weiter: Eine junge Frau – die 18-jährige Akerman selbst – stürmt wie ein Wirbelwind durchs Treppenhaus. Oben angekommen, schließt sie sich in ihrer winzigen Küche ein, verklebt Tür- und Fensterritzen und kocht Spaghetti. Die Küchengeräte landen auf dem Fußboden, sie schrubbt ihn im Regenmantel und setzt dabei alles unter Wasser. Das Schuhputzen ist ein Spaß: Wie bei Chaplin werden auch die Strümpfe gewissenhaft mit schwarzer Creme eingerieben. Danach ein kleines Tänzchen, lalala-la-danse! Es ist komisch und verstörend zugleich, wie die Dinge allmählich aus der Ordnung geraten. Sie lässt einen Luftballon zerplatzen, verbrennt einen Brief, dreht den Gashahn auf – und sprengt sich selbst, die Küche, den Hausfrauenalltag und die ganze Stadt in die Luft. BANG! Die Küche ist hier Schauplatz eines Kammerspiels, in dem Witz und Ernst, Aufbegehren und Verzweiflung, fröhliche Anarchie und (selbst)zerstörerische Energie nah beieinander liegen. Ein Film zwischen Slapstick und Amoklauf.“
 
Den Text schrieb Birgit Kohler, Arsenal – Institut für Film und Videokunst, Berlin
 
Die Stummfilme begleiten mit Live-Musik Thalia Ioannidou und Gelina Palla, Mitglieder der Gruppe ΜiniMaximum improVision.
 
Diskussion mit:
Alkistis Efthimiou, Sozialanthropologin
Maro Krouska, Architektin-Ingeneurin
Sofia Dona, Κünstlerin, Architektin, Moderatorin des Abends
 
Die Veranstaltung kuratierte Sofia Dona

Zurück