Jutta Richter
Helden

Richter, Jutta: Helden
© 2013 Carl Hanser Verlag München
Helden oder noch besser: Superheldenbücher gibt es gerade wie Sand am Meer: Oft sind es witzige Parodien, die das Heldenideal durch slapstikartige Komik ironisieren. So funktioniert Jutta Richters neuer Roman nicht. Hier geht es um verzwickte Gefühlslagen, um falsche Ehrbekundungen und Geheimnisse – was tun, wenn man als Held gefeiert wird, doch eigentlich an dem Unglück, das man verhindert hat, Schuld war? Die Gewissensnöte der Ich-Erzählerin, ihre Angst davor, dass das Geheimnis entdeckt wird, und die zwiespältige Erleichterung darüber, dass jemand anders verantwortlich gemacht wird – Jutta Richter ist eine Meisterin darin, vielschichtige, zerrissene Figuren zu modellieren, die überaus authentisch wirken. Zugleich schafft ihre spröde Sprache immer auch Distanz, es gibt keine billigen Affekteffekte, während es ihr aber dennoch auch meisterhaft gelingt, Atmosphäre zu evozieren – man spürt die Hitze, man riecht den Staub. Das wiederum zieht den Leser unmittelbar in die Geschichte hinein. Ab 10.

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