Bibliotheken sind Institutionen, die durch ihren Auftrag auf das Teilen anstatt das Besitzen setzen, und wirken schon damit gegen den permanenten Konsum.
In vier Themenbereichen
- Ausflug/Picknick/Freizeit
- Kinderspaß
- Social Media Werkzeuge
- Do it yourself
erweiterten wir unser Angebot nun über klassische Medien hinaus: wir bieten– Gegenstände wie z.B. ein Longboard, eine Discokugel oder einen Projektor an, die man oft nur für einen Anlass braucht. Nun muss man sie nicht mehr kaufen, sondern kann sie mit einem gültigen Bibliotheksausweis ausleihen.
Die Installation Wolkenlos Grün von Kata Anda war im Sommer 2022 in unserer Bibliothek zu sehen. Die Installation bestand ausschließlich aus wiederverwendetem Material.
Der diesjährige Erdüberlastungstag fällt in Deutschland auf den 4. Mai, in Ungarn auf den 30. Mai. Dies ist der Tag, an dem der Ressourcenbedarf der Menschheit das Angebot und die Kapazität der Erde übersteigt. Das heißt, bis zu diesem Tag haben wir die erneuerbaren Ressourcen aufgebraucht, die für das ganze Jahr zur Verfügung stehen. Das Goethe-Institut Budapest wird sich daher in der kommenden Zeit auf die Frage der Nachhaltigkeit konzentrieren und eine Reihe von Aktivitäten organisieren, die eine aktive Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit ermöglichen. Damit wollen wir auf die Wichtigkeit des Themas aufmerksam machen und wir sind überzeugt, dass wir alle etwas für ein nachhaltiges Leben tun können.
Ich habe eine Theorie dazu, warum die Ungar*innen so kreativ sind und warum es nicht unbedingt ein Problem ist, dass sie eigentlich gezwungen sind, einfallsreich zu sein, sich selbst zu erfinden. Ich habe auch Erfahrung damit, da ich von Kindesbeinen an in einer Familie aufgewachsen bin, in der wir uns keine teureren Materialien zum Handwerkeln leisten konnten, in der es uns aber trotzdem an nichts gefehlt hat. Wir waren viele Geschwister und unheimlich kreativ, ständig am Gestalten und Zeichnen. Wir hauchten alten Materialien neues Leben ein, entdeckten die Rohstoffe der Natur und verbanden sie mit unseren eigenen Visionen.
Später kam eine andere Lebensphase, als ich eine längere Zeit in Deutschland – in meiner Geburtsstadt Tübingen – verbrachte und entdeckte, wie viele sehr kreative Ideen es auch in der deutschen Kultur gibt, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte, die aber mit denen, die ich kannte, kombiniert werden können.
Diese beiden Erfahrungen gaben meinem Leben eine Richtung vor, und so wurde es für mich selbstverständlich, potenzielle neue Formen und Funktionen überflüssig werdender Objekte kreativ neu zu denken. Diese Art, Dinge neu zu denken, gehört mittlerweile leider immer seltener zu den Gewohnheiten der Menschen. Das liegt wahrscheinlich an der Konsumgesellschaft; heutzutage ist ja alles so leicht verfügbar und käuflich. Warum sollte etwas zweimal oder sogar öfter verwendet werden? Und kann man das überhaupt?
Leider haben sich die meisten Materialien, die uns umgeben, weit von der Natur entfernt. Ihr Abbauprozess dauert mehrere Hundert, gar mehrere Tausend Jahre, und wir können gar nicht ermessen, wie viel Schaden wir uns und unserem Planeten zufügen, indem wir sie akzeptieren und verwenden. Früher gab es kein Plastik, kein „Tetra Pak“ und auch nicht die vielen anderen Materialien, ohne die wir uns heute unser Leben gar nicht mehr vorstellen könnten.
Haben wir wirklich keine Alternative? Die gibt es in vielen Fällen leider nicht. Wir sind gezwungen, dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Druck nachzugeben und beispielsweise täglich digitale Geräte zu verwenden sowie andere Artikel zu kaufen, deren Verwendbarkeit planmäßig verfällt.
Aber es gibt Lebensbereiche, in denen wir – die kleinen Menschen – etwas dafür tun können, die Erde so wenig wie möglich zu belasten. Die Mülltrennung, der Tausch von Dingen in „Zero-Waste“-Gruppen, die Weitergabe unserer überflüssig gewordenen Gegenstände, das Bemühen, Artikel aus natürlichen Materialien aus lokaler Fertigung statt Dutzendware aus Spritzguss zu kaufen, die Wahl eines nahegelegenen Arbeitsplatzes, der mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist – all das weist in die richtige Richtung. Und es gibt noch viele weitere Beispiele, die die Hoffnung aufkeimen lassen, dass bei den Menschen nun doch ein gewisses Bewusstsein erwacht ist.
Diese Ausstellung steht exemplarisch für dieses Bewusstsein. Ziel der an der Decke angebrachten wolkenartigen Installation, die sich über die ganze Bibliothek erstreckt, ist die Sensibilisierung für das Thema mit Mitteln der Kunst. Ergänzt wird die Installation durch eine Reihe von Workshops mit Aktivitäten, die den Teilnehmer*innen hoffentlich die alltäglichen Möglichkeiten für Recycling und ein verantwortungsvolles, nachhaltiges Denken näherbringen können. In den nächsten drei Monaten werden wir sechs Workshops für Kinder und Erwachsene ausrichten, die Wege aufzeigen, wie diese Idee in die Praxis umgesetzt werden kann.
Ich möchte mich bei den „Zero-Waste“-Gruppen des II. und IX. Stadtbezirks für die Mitwirkung bedanken, bei meinem Mann für seine unermüdliche seelische und technische Hilfe, und schließlich möchte ich dem Goethe-Institut für die Einladung danken.
Es sind alle herzlich willkommen!
Kata Anda
Deutsche Übersetzung: Lutz Heis