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Die Galerie der verlorenen Dinge

The Gallery of Lost Objects
© Sijya Gupta

Willkommen zur Galerie der verlorenen Dinge: einer Sammlung von Objekten und Emotionen, die von unseren Expert*innen der Erzählkunst kuratiert wurde, um ihre kulturelle und persönliche Geschichte zu teilen, auf eine Weise, die Raum lässt für die Verletzlichkeit der anderen.

Geschichten sind Verwahrstätten der Vergangenheit. Sie bergen Wissen, Vorstellungen und so viel mehr. Es ist fast egal, welcher Wahrheitsgehalt ihnen zukommt, was sie real macht, ist die ungeschriebene, unausgesprochene Übereinkunft zwischen dem Geschichtenerzähler und seinen Zuhörern oder Lesern. Der Erzähler weiß: Damit seine Geschichte ihr Publikum mitreißt, muss sie universelle Gefühle ansprechen, die alle Grenzen und sogar die Sprache selbst übersteigen. Unabhängig vom Ausgang der Geschichte müssen die Emotionen und Themen die sie vorstellt jedem vertraut sein, auch wenn er nicht unbedingt mit der Perspektive des Erzählers übereinstimmt. Ob die Geschichte von Liebe, Hass, Verlust, Erlösung, Triumph oder Niederlage handelt; ihr Herz muss so laut schlagen, dass es in den Empfängern widerhallt.

Was ist die Grundlage einer solchen Übereinkunft? Verletzlichkeit. Was bedeutet es, verletzlich zu sein? Unter Bedingungen zu existieren, die uns Schmerz, Leid oder Risiken aussetzen, denen wir nicht leicht ausweichen können. Indem wir Geschichten teilen, teilen wir unsere Verletzlichkeit. Sie kann überall liegen, in unserem Körper oder außerhalb - in unserer geografischen, sozioökonomischen, ethnischen, sexuellen oder religiösen Identität, unserem Gesundheitszustand, unseren zwischenmenschlichen Herausforderungen oder unseren Bildungschancen. Die Landschaft unserer Verletzlichkeit ist weit und scheinbar grenzenlos.

Die Vergangenheit ist ein sonderbares Land, unsere frühesten Erinnerungen und Erfahrungen in der Welt um uns leben dort. Unsere Expert*innen der Erzählkunst wissen, dass ihre ersten Geschichten sich aus ihrer eigenen Vergangenheit speisten, in der verborgen die Quelle ihrer Verletzlichkeit schlummert. In einer Übung, die diese Verletzlichkeit ansprechen sollte, fanden sie ein "verlorenes Ding", etwas, das für eine zentrale Erinnerung steht, das vielleicht mit soziokulturellen Praktiken verknüpft ist oder mit einem Gefühl, das sich nicht leicht fassen lässt. Selbst, wenn dieses Ding im Hier und Jetzt keinen erkennbaren Nutzen mehr hat, bleibt es eine eindrückliche Verbindung zu einer vergangenen Zeit.

Neben dem reinen Auffinden eines solchen verlorenen Dinges ging es nun darum, seine Geschichte zu teilen. In der vorigen Sitzung haben wir gelernt, mit der Stimme der anderen zu sprechen. Was, wenn die Geschichte des Dinges von eben diesem Ding selbst erzählt würde? Dadurch könnten wir uns von der mit ihm verknüpften Emotion distanzieren und es klarer sehen, um seine Geschichte zu teilen. Vermindert diese Methode unsere Verletzlichkeit? Nein. Die Teilnehmer*innen der Übung lernen, mit ihren Verletzlichkeiten umzugehen, individuell und als Gruppe. Wenn wir erleben, wie schwierig und mutig es ist, unsere Verletzlichkeit zu teilen, werden wir zu offeneren und behutsameren Zuhörern für die Geschichten anderer.

In diesem Sinne: Willkommen zur Galerie der verlorenen Dinge, einer Sammlung von Objekten und Emotionen, die von unseren Expert*innen der Erzählkunst kuratiert wurde, um ihre kulturelle und persönliche Geschichte zu teilen, auf eine Weise, die Raum lässt für die Verletzlichkeit der anderen.

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