Ben Brix wurde 1979 in Bayreuth geboren und ist dort aufgewachsen. Er lebt und arbeitet in Berlin als Videokünstler, Cutter, Kameramann und Medientechniker.
Von der Bildhauerei die er seit 2001 in Berlin betrieb, kam er 2005 zum Produkt Design Studium an der Kunsthochschule Kassel. 2008 wechselte er in die Fachrichtung und studierte dann bei Bjørn Melhus in der Klasse für Virtuelle Realitäten, Videokunst. Im Herbst 2009 studierte er zwei Semester bei Constanze Rhum an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 2013 schloss er sein Studium mit Auszeichnung ab und verlagerte seinen Wohnsitz wieder nach Berlin. Seine Abschlussarbeit wurde beim Start Point Preis in Prag gezeigt. Seitdem hat er für verschiedene Künstler und Filmemacher als Kameramann gearbeitet. Unter anderem für Bjørn Melhus, Marco Brambilla, Hiwa K, Theo Eshetu und viele andere.
Bei Theaterproduktionen von Felix M. Ott arbeitet er seit 2010 als Videokünstler und macht die Videos die die Stücke auf der Bühne ergänzen. Das Stück “Odyssee Complex” von Felix M. Ott basiert auf dem Kurzfilm “Emptylands” der 2012 von ihm, Felix M. Ott und Steffen Martin gemacht wurde und 2013 den Goldene Herkules in Kassel gewann.
Seine künstlerische Arbeit beschäftigt sich seit 2012 mit der dokumentarischen Beobachtung im Bereich des Bewegtbildes die den Bereich zwischen reiner Dokumentation und Fiktion auslotet. Die Glaubhaftigkeit von Bildern ist ein zentrales Thema. Dabei interessiert ihn besonders wie Bilder Bedeutung implementieren.
Abschlussbericht
Während meiner BangaloREsidency 2018 war ich sehr am Stadtviertel Chickpet in Bangalore interessiert. Es ist das größte Marktviertel der Stadt. Die Verkäufer siedeln sich je nach Produkt in bestimmten Straßenzügen an. Es scheint eine Art ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass sich beispielsweise Verkäufer von elektronischen Geräten in einer bestimmten Gegend ansiedeln und eine Straße weiter gibt es dann ausschließlich Stoffe oder Metalle.
In der globalisierten Wirtschaft, wie man sie aus Europa kennt, kann man nur schwer nachvollziehen, woher die Produkte kommen, die man kaufen kann. Meist haben sogar Nahrungsmittel lange Wege um den halben Globus hinter sich. In Indien jedoch kommen viele Erzeugnisse nicht nur aus dem Land, sondern aus der näheren Umgebung der jeweiligen Stadt. Nachdem ich viel Zeit auf den Märkten in Chickpet verbracht habe, wollte ich herausfinden, woher verschiedene Produkte, die hier täglich gebraucht werden, kommen. Ein Ort, der mich beeindruckt hat, war der Blumenmarkt. Er ist fast 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche geöffnet und die Menge an Blumen, die dort täglich verkauft wird, ist wirklich enorm. Blumen haben in Indien eine große Bedeutung, da sie im religiösen Kontext benutzt werden, um beispielsweise Gottheiten zu huldigen und den Tempel zu schmücken.
Weitere Produkte, die mir interessant erschienen, waren Fisch und Seide.
In Chickpet gibt es neben dem Blumenmarkt auch einen Fischmarkt, der jeden Tag geöffnet ist. Da Bangalore nicht in Küstennähe ist, kommen die Fische zum Großteil aus Mangalore, einer kleineren Stadt am Indischen Ozean.Außerdem gibt es in Chickpet ein ganzes Viertel, das mit recht alten elektrisc hen Webstühlen Stoffe webt. Diese sind oft aus Seide gefertigt, die aus dem Umland von Bangalore kommt.
Meine Idee war, nicht etwa eine dokumentarische Arbeit zu machen, sondern vielmehr zu beobachten, ohne zu beurteilen oder zu erklären. So habe ich angefangen, auf den Märkten zu filmen und bin oft Verkäufern durch die Straßen gefolgt. Glücklicherweise war ich meist in Begleitung von einem indischen Freund, Nikhil Nakaraj, der auch die Tonaufnahmen zu meiner Arbeit gemacht hat. Er spricht die Sprache und hat mir geholfen, mit den Leuten vor Ort zu kommunizieren. So haben wir nach und nach herausgefunden, wo die am Markt verkauften Produkte hergestellt werden.
Als erstes haben wir ein Dorf, ca. zwanzig km von Bangalore entfernt, besucht. Die Menschen dort haben sich auf die Herstellung von Seide spezialisiert. Uns wurde erlaubt zu filmen, wie sich die Raupen eingesponnen haben und wie sie gekocht wurden, um den Faden, mit dem sie sich eingesponnen hatten, wieder abzuwickeln.
Ein weiteres Dorf, das wir später besuchten, beherbergte viele Blumenbauern, die wir in den Gewächshäusern filmen konnten.
Zuletzt sind wir in einer kleinen Fischerstadt in der Nähe von Mangalore an der Westküste gewesen. Die Stadt heißt Malpe und beherbergt den größten Fischmarkt in der Region. Nachdem wir den Markt gefilmt hatten, sind wir früh morgens um fünf Uhr mit einem kleinen Fischerboot aufs Meer gefahren und haben zwölf Stunden lang vier Fischer bei ihrer Arbeit gefilmt.
Für die Präsentation habe ich einen zwölf Minuten langen Zusammenschnitt aus dem Material angefertigt und in Bangalore auf einem Flachbildschirm gezeigt.