Kino Rooftop Movie Night am MMB Pune

Neukölln Unlimited © Neukölln Unlimited

Do, 23.03.2017

19:00 Uhr – 20:45 Uhr

Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Pune

Filmvorführung: Neukölln Unlimited

Film: Neukölln Unlimited
Regie: Agostino Imondi, Dietmar Ratsch, Farbe, 96 Min., 2009/2010

 


Die Eltern der Geschwister haben sich getrennt, die in Deutschland geborenen Kids leben bei ihrer Mutter. Neben dem Verlust des Vaters prägt eine weitere bittere Erfahrung ihr Leben: Anno 2003 wurde die gesamte Familie in ihr “Herkunftsland” Libanon abgeschoben. Wenig später waren sie schon wieder in Berlin. Seither sind sie zwar offiziell “geduldet”, ein wirkliches Bleiberecht haben sie nicht, und die Aufenthaltsbewilligung muss in kurzen Abständen erneuert werden. So leben sie in ständiger Angst vor der Abschiebung und vor dem Verlust eines Lebensraums, den sie selbst als ihre Heimat empfinden. Fast zwangsläufig erzeugt dieser Druck Probleme innerhalb der Familie: Hassan, der das Abitur machen wird, spielt gerne das Familienoberhaupt, damit kommt seine Schwester Lial nicht immer klar; Maradona, ein hoch talentierter, aber gefährdeter Junge, wird mehrfach von der Schule suspendiert. Vor diesem Hintergrund wirken Tanz und Musik wie ein Anker im Leben, als vielleicht einzige verlockende Perspektive, auch wenn sich manche Ambition vorerst als Illusion erweist.

Agostino Imondi und Dietmar Ratsch haben in ihrem Dokumentarfilm eine große Nähe zu ihren Helden gefunden; man spürt die Zuneigung und vor allem das gegenseitige Vertrauen. Mag die Montage mitunter etwas spontan aussehen und die Sequenzen nicht immer erkennbar strukturiert sein – entscheidender ist, dass der Film selbst den Rhythmus des Lebens und der Kultur der Jugendlichen aufnimmt. Zusätzlich leistet NEUKÖLLN UNLIMITED auch Aufklärungsarbeit in viele Richtungen. In einer Reihe von Diskussionen und Beratungsgesprächen, in denen es immer wieder um Geld geht, wird die schwierige Rechtslage deutlich und damit auch der emotionale und der ökonomische Druck nachvollziehbar, mit dem sich die Betroffenen zurechtfinden müssen. Denn die Behörden verlangen für den Aufenthalt die finanzielle Selbständigkeit.

Die Filmemacher versuchen nie zu verallgemeinern, sondern bleiben unbeirrbar und mit aller Sympathie bei ihrem “Fall”; dies sichert ihrer Arbeit die Genauigkeit. “Unser Film soll Menschen in einer bestimmten Lebenssituation zeigen, die durch die Widersprüche unserer Zeit in besonderem Maße geprägt ist. Migration nach Europa ist kein Randproblem, sondern eine der großen Herausforderungen, denen sich die westlichen Staaten stellen müssen. Es gibt keine einfachen Lösungen. Wir wollen von Einzelpersonen erzählen, die sich im Spannungsfeld dieser gesellschaftlichen Entwicklungen, Zwänge und Interessen behaupten.” (Agostino Imondi)

Im Programm “Generation 14plus” während der Berlinale 2010 wurde der Film mit großem Erfolg gezeigt; er erhielt, neben begeisterten Kritiken, auch die Auszeichnung als bester Film der Reihe.


Agostino Imondi

Geboren 1975 in Basel. 2000 bis 2003 arbeitete er als Kameramann und Cutter für den australischen TV-Sender “Channel 31 Melbourne”. 2003 bis 2004 nahm er an der Regieklasse der “Scuola di Cinema” in Rom teil.

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